Ross und Reiter
Pathogenese der Atherosklerose
Das Mainzer Konzept
Verfängt sich Low-Density-Lipoprotein (LDL) in der Matrix des Subendotheliums, müssen Makrophagen rekrutiert werden, die es entfernen. Hierzu werden integrale „SOS“-Elemente im LDL exponiert. Durch enzymatischen Umbau werden Bindestellen für C-reaktives Protein (CRP) freigelegt. Die Bindung von CRP führt zur Komplement-Aktivierung, Makrophagen werden angelockt. Gleichzeitig verwandelt sich LDL in ein Molekül, das von Makrophagen effizient aufgenommen wird. Die entstehenden Schaumzellen werden durch den High-Density-Lipoprotein(HDL)-abhängigen reversen Cholesterol-Transport entlastet. Bei einer Überlastung des physiologischen Abtransport-Mechanismus von gewebsständigem LDL-Cholesterol kommt es zu CRP-unabhängiger Komplement-Aktivierung und Freisetzung inflammatorischer Zytokine aus den Makrophagen. Atherosklerose kann demnach Folge einer Überlastung des Lipid-Abtransportsystems sein, wobei die Überaktivierung des angeborenen Immunsystems die zentrale Rolle spielt. Das Konzept besagt, dass die LDL-Cholesterol-Transportmaschinerie zeitlebens in Funktion ist, weil geringe Mengen an LDL auch unter normalen Bedingungen ins Subendothelium gelangen. Die Modifikation, Aufnahme und Verarbeitung des gestrandeten LDL sollte so nicht primär mit schädlichen Prozessen vergesellschaftet sein. Eine pathologische Entgleisung wird gefördert durch:
1) Vermehrtes Eindringen von LDL in das Subendothelium, bedingt vor allem durch überhöhte LDL-Plasmaspiegel und Hypertonie
2) Verminderten oder beeinträchtigten reversen Cholesterol-Transport – vor allem aufgrund zu niedriger HDL-Plasmaspiegel
English abstract
Immunopathogenesis of atherosclerosis: The Mainz hypothesis
Atherosclerosis is widely regarded as a chronic inflammatory disease that develops as a consequence of entrapment of low density lipoprotein (LDL) in the arterial intima. Native LDL lacks inflammatory properties, so the lipoprotein must undergo biochemical alterations in order to become atherogenic. Modification is commonly regarded as being dangerous because it bestows inflammatory properties onto the lipoprotein. Most current models regard oxidation to be the decisive modifying event. However, we have obtained experimental evidence in support of a different concept. We propose that modification of tissue-entrapped LDL is required because it enables the lipoprotein to signal to the immune system and effect its own removal. Oxidation would be too haphazard to fulfill this function. The evidence indicates that modification occurs through the action of ubiquitous hydrolytic enzymes. Enzymatically remodeled LDL binds C-reactive protein. C-reactive protein bound to remodeled LDL not only activates complement but also regulates it by inhibiting activation of the terminal complement cascade. Simultaneously, epitopes are exposed to enable the lipoprotein to be recognized and taken up by macrophages. The high density lipoprotein-dependent reverse transport pathway concludes the sequence of events that clear tissues of Cholesterol in a non-inflammatory manner very similar to what has been described for the removal of apoptotic cells. It is proposed that these physiological processes occur throughout life without harm, pathology evolving only when the machinery suffers overload. Detrimental effects are then evoked primarily by the unreigned activation of complement, macrophages, and other effectors of the immune system in the lesions.
Humane Influenza
Mit weltweit etwa einer Million Todesfällen pro Jahr gehört die humane Influenza zu den bedeutsamsten Infektionskrankheiten des Menschen. Allein in Deutschland sterben jährlich zwischen 5 000 und 20 000 Menschen an den Folgen der Erkrankung. Dennoch wird die Influenza häufig unterschätzt, was insbesondere die in vielen Regionen unzureichenden Durchimpfungsraten belegen. Durch das gehäufte Auftreten aviärer Influenza-Viren vor dem Hintergrund des Szenarios einer weltweiten Influenza-Epidemie ist die Erkrankung in den letzten Jahren in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zurückgekehrt. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation stellt sich nicht die Frage, ob, sondern wann eine erneute Influenza-Pandemie auftritt. Derzeit ist unklar, welches Virus eine solche Epidemie auslösen könnte und ob es möglich ist, durch konsequente Bekämpfung der „Vogelgrippe“ ihren Ausbruch zu verhindern.
English abstract
Human influenza
Human influenza is one of the most common human infectious diseases, contributing to approximately one million deaths every year. In Germany, each year between 5.000 and 20.000 individuals die from severe influenza infections. In several countries, the morbidity and mortality of influenza is greatly underestimated. This is reflected by general low immunization rates. The emergence of avian influenza against the background of the scenario of a human influenza pandemic has revived public interest in the disease. According to the World Health Organisation, it is only the question on the beginning of a new influenza pandemic. The virus type of the new pandemic is still uncertain and it is also unclear, if a pandemic spread of the virus may be prevented by consistent controlling of avian influenza.
Ernährung und Prostatakrebs
Was ist wissenschaftlich gesichert?
Dieser Beitrag beschreibt die Bedeutung der Ernährung für die Entstehung und die Progression von Prostatakrebs. Neben Lebensmittelgruppen werden auch ausgewählte Nahrungsmittelinhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe diskutiert, die auf Grund von Studien einen Einfluss auf die Prävention und Therapie dieser Erkrankung gezeigt haben. Abschließend werden praxisorientierte Empfehlungen für die Beratung zur Prävention und Supportivtherapie von Prostatakrebs in der Apotheke gegeben.
English abstract
Nutrition and prostate cancer – what is the scientific evidence?
Prostate cancer is the most frequently occurring form of cancer in German men with an incidence of 49.000 in the year 2002. Epidemiological studies indicate diet and physical activity may play major roles in both incidence and progression of the disease. Obesity may increase both primary risk and biochemical (increase in prostate specific antigen) or clinical recurrence. Among individual food groups/nutrients a high consumption of total fat, saturated fats, meat, dairy, and calcium are related to an increased risk. Tomato products, soy, lycopene, Selenium, marine Omega-3-fatty acids and Vitamin E in smokers may inversely be associated with prostate cancer. Interventional studies with supplemental tomato products and Selenium also showed a delay in disease progression. Evidence from experimental studies and clinical experience suggest that application of Selenium during chemotherapy and/ or radiotherapy may decrease therapy related toxicities and increases the effect of the standard therapy on cancer cells.
For expert patients it is essential to participate in decisions concerning their standard as well as complementary therapy by developing individual self-help concepts. These often include both changing dietary habits and taking dietary supplements. Physicians should consider these needs when they counsel cancer patients.
Keywords: Prostatic neoplasms; prevention, primary; neoplasm recurrence, local; diet; dietary fats; obesity; micronutrients; lycopene, Selenium; expert patient
Reizdarmsyndrom
Welche therapeutischen Möglichkeiten stehen zur Behandlung von Patienten mit Reizdarmsyndrom zur Verfügung?
Wechselwirkung von Ciclosporin mit CSE-Hemmern
Welcher CSE-Hemmer ist am ehesten bei gleichzeitiger Therapie mit Ciclosporin zu empfehlen und in welcher Dosierung?
Migränetherapie
Risiko eines Serotonin-Syndroms bei Kombination von „Triptanen“ mit Antidepressiva beachten
Bei der gleichzeitigen Einnahme von Serotonin-1B/1D-Agonisten („Triptanen“) und Antidepressiva, die die Serotonin-Wiederaufnahme hemmen, besteht prinzipiell das Risiko eines Serotonin-Syndroms. Die Food and Drug Administration (FDA) in den USA verlangt jetzt einen entsprechenden Warnhinweis in der Packungsbeilage der betroffenen Arzneimittel.
Alkoholabhängigkeit
Verhaltenstherapie so effektiv wie Naltrexon
Die medikamentöse Behandlung Alkoholabhängiger mit Naltrexon (Nemexin®) ist ebenso wirksam wie eine psychotherapeutische Behandlung. Auch durch die regelmäßige medizinische Betreuung der Suchtkranken und Gabe von Plazebo wird bereits eine spürbare Verbesserung des Trinkverhaltens erzielt. Überraschend weniger wirksam war dagegen die Therapie mit dem GABA-Rezeptoragonisten Acamprosat (Campral®). Gegenüber Plazebo fanden die Autoren der COMBINE-Studie keine signifikanten Verbesserungen.
Schlafstörungen
Melatonin in vielen Indikationen wirkungslos
In einer Metaanalyse ergaben sich keine Hinweise auf eine schlafverbessernde Wirkung von Melatonin bei verschiedenen Arten der Schlafstörung. Die Substanz ist gut verträglich.
Adipositas
Evidenz-basierte Therapie der Adipositas
Spätestens ab einem Body-Mass-Index (BMI) von > 30 kg/m2 sollte eine gewichtssenkende Behandlung erwogen werden. Therapieoptionen sind energiearme Kost, körperliche Bewegung, Formuladiäten, Medikamente und chirurgische Maßnahmen.
Gicht
Febuxostat versus Allopurinol bei Hyperurikämie
Der selektive Xanthinoxidasehemmer Febuxostat senkte in einer randomisierten Vergleichsstudie den Serum-Harnsäurespiegel stärker als Allopurinol in der üblichen Tagesdosis und führte zu einer vergleichbaren Senkung von Gichtanfällen während der einjährigen Behandlungsdauer. Der neue Arzneistoff könnte somit eine Alternative für Gichtpatienten sein.
GlaxoSmithKline
Große Onkologie-Pipeline
GlaxoSmithKline gehört zu den weltweit führenden forschungsorientierten Gesundheitsunternehmen. Die Onkologie-Pipeline ist besonders gut gefüllt. 2006 wird GlaxoSmithKline neben Lapatinib die drei Wirkstoffe Eltrombopag, Casopitant und Pazopanib in die Phase III der klinischen Prüfung bringen. Zur Zulassung eingereicht sind Nelarabin (Atriance®) und Cervarix®, ein Impfstoff gegen HPV 16/18.
Zielgerichtete Krebstherapie
Sunitinib bei GIST und fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom
Der Tyrosinkinase-Hemmer Sunitinib wurde zugelassen zur Therapie bei fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom und bei gastrointestinalen Stromatumoren (GIST). Sunitinib wird auch bei einer Reihe weiterer, ganz unterschiedlicher Krebsarten untersucht.
Funktionelle Dyspepsie
Itoprid bessert Symptome
Patienten mit einer funktionellen Dyspepsie profitieren von der achtwöchigen Gabe von Itoprid, einem D2-Antagonisten mit Acetylcholinesterase-hemmendem Effekt.