EditorialSusanne Heinzl und das Redaktionsteam der Med. Mo. Pharm.

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Pharmakologie aktuell

Bakterien: Lern- und wandlungsfähig

Krankheitserreger schützen sich durch vielfältige Resistenzmechanismen

Bakterien, Viren und Pilze zeichnen sich durch eine hohe Wandlungsfähigkeit aus. Je nach Umgebung – zu der auch eine entsprechende Therapie gehört – können sie rasch und flexibel Mechanismen entwickeln, die sie vor Schaden bewahren. Diese Resistenzentwicklung ist ein großes Problem in der Therapie von Infektionskrankheiten. Sie kann zum einen durch entsprechende prophylaktische Maßnahmen und durch sorgfältigen Einsatz von Antiinfektiva umgangen oder verringert werden. Zum anderen erfordert sie eine ständige Suche nach neuen Substanzen, die ihre antiinfektive Wirkung über neue Mechanismen entfalten. Während um die Jahrtausendwende vor allem Resistenzentwicklungen bei grampositiven Erregern Probleme bereiteten, stehen nun wieder vermehrt resistente gramnegative Bakterien im Mittelpunkt des Interesses.

ÜbersichtThomas Rotthoff und Werner A. Scherbaum, Düsseldorf

Pharmakotherapie der Adipositas

Aktueller Stand und Perspektiven

Langzeiterfolge in der Adipositas-Therapie sind nur schwer zu erzielen, weshalb eine medikamentöse Therapie hilfreich erscheint. Für die verfügbaren Arzneimittel kann bislang aber aufgrund der Studienlage und unter Abwägung von Nebenwirkungen nur eine zeitlich begrenzte Therapiedauer empfohlen werden. Trotz des positiven Einflusses auf einzelne Surrogatparameter erscheint der Nutzen dieser Therapieoptionen insgesamt noch wenig überzeugend, es fehlen Endpunktstudien, die einen Nutzen über die Verbesserung einzelner Parameter hinaus belegen.In dieser Übersichtsarbeit werden neben den zugelassenen Arzneistoffen auch die Perspektiven neuer therapeutischer Konzepte dargestellt.

FlaggeEnglish abstract

Pharmacotherapy of obesity

Long-term success in obesity therapy is difficult to obtain, therefore drug therapy appears to be helpful. Until today, end-point studies for obesity drugs beyond the improvement of individual surrogate parameters are still missing. For all available drugs, medical treatment can be recommended only for a limited period of time due to the data of the studies and under consideration of side effects. Although a weight reduction leads to an improvement of cardiovascular risk factors and hence a reduction of cardiovascular morbidity and mortality should be expected, no study could prove it so far. Despite the positive influence on individual surrogate parameters, the use of the present available therapies appears underwhelming. In this overview the approved substances and perspectives of new therapeutic concepts are represented.

Keywords: Rimonabant, sibutramine, Orlistat, axokine, Topiramate

ÜbersichtHartmut Lode, Ralf Stahlmann, Berlin, und Heino Skopnik, Worms*

Rationaler Einsatz oraler Antibiotika bei Erwachsenen und Schulkindern (Lebensalter ab 6 Jahre)

Empfehlungen einer Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e. V.

Orale Antibiotika werden vorwiegend in der ambulanten Medizin eingesetzt, finden aber bei leichten bis mittelschweren Infektionskrankheiten auch in der Klinik zunehmend Anwendung. Die Auswahl erfolgt primär nach medizinischen und sekundär nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten, da die klinische Effektivität das entscheidende Auswahlkriterium ist. Die verschiedenen Antibiotika-Gruppen (Penicilline, Cephalosporine, Makrolide, Ketolide, Fluorchinolone, Tetracycline, Trimethoprim mit oder ohne Sulfonamid, Fosfomycin, Nitrofurantoin, Oxazolidinone, Nitroimidazole) werden nach ihrem antibakteriellen Spektrum und ihrer Pharmakokinetik charakterisiert. Aufgrund der häufigsten Erreger und der Ergebnisse von Therapiestudien werden daraus Empfehlungen abgeleitet, welche Antibiotika bei den unterschiedlichen Infektionen als Mittel der Wahl und als Alternativen in Frage kommen. Die tabellarischen Zusammenfassungen der Therapieempfehlungen und der Dosierungen bei Erwachsenen und Schulkindern sollen den rationalen Einsatz oraler Antibiotika erleichtern. Die Empfehlungen gelten vorwiegend für die initiale Therapie vor oder ohne Erregerkenntnis (kalkulierte Therapie, Tab. 1). Wo immer möglich, liegen den Empfehlungen Evidenz-basierte Daten zugrunde, die angelehnt an das Leitlinien-Manual der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und der Ärztlichen Zentralstelle für Qualitätssicherung „äzq“ bewertet werden. Nach den Kriterien der AWMF können die Empfehlungen als Leitlinie S2 eingestuft werden. Die Empfehlungsgrade werden im Einzelnen in den Tabellen angegeben (Tab. 2).
Seit 1984 (zuletzt 2002) erscheinen Empfehlungen einer Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft (PEG) zum rationalen Einsatz oraler Antibiotika in der Praxis. Die Verfügbarkeit neuer Substanzen einerseits und die Veränderungen der Resistenzsituation in Mitteleuropa andererseits geben Anlass zu einer Aktualisierung dieser Empfehlungen. Hinzu kommt, dass ökonomische und leistungsrechtliche Aspekte der Pharmakotherapie einen immer höheren Stellenwert haben und einige relevante Neuregelungen in der Praxis gelten.

Fragen aus der Praxis

Honig zur Wundheilung?

In jüngster Zeit ist das alte Hausmittel Honig als „Medihoney“ zur Wundheilung wieder im Gespräch. Wunden sollen schneller heilen und sogar bakteriellen Infektionen soll vorgebeugt werden. Was ist dran an der Wirkung, gibt es klinische Studien dazu?

Referiert & kommentiertDr. Birgit Schindler, Freiburg

Klimakterium

Alternative Therapien bei Wechseljahresbeschwerden

Die systematische Durchsicht von Studien zur Wirksamkeit verschiedener alternativer Therapien bei klimakterischen Beschwerden ergab: Die derzeitige Datenlage reicht nicht für die Empfehlung einer alternativen Therapie aus.

Referiert & kommentiertho

Chorea Huntington

Grüner Tee verringert Plaque-Bildung

Das Polyphenol Epigallocatechin-3-gallat aus grünem Tee verhindert in vitro die Bildung von Huntingtin-Aggregaten, einem frühen Ereignis in der Pathogenese der Chorea Huntington.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Noroviren

Häufigste Ursache für akute Gastroenteritiden im Winter

Infektionen mit Noroviren sind charakterisiert durch plötzlich einsetzendes Erbrechen und akute wässrige Durchfälle. In den letzten Jahren wurde eine erhöhte Kontagiosität beobachtet, die vermutlich auf genetische Veränderungen des Erregers zurückzuführen ist. Die Ausbreitung der meldepflichtigen Infektionskrankheit in Gemeinschaftseinrichtungen kann nur durch die Einhaltung strikter hygienischer Maßnahmen verhindert werden.

Referiert & kommentiertDr. Christiane Potz-Biedermann, Tübingen

Prävention

Schützt ballaststoffreiche Ernährung vor Darmkrebs?

In der Diskussion, ob eine ballaststoffreiche Ernährung vor Darmkrebs schützt, finden sich immer wieder kontroverse Aussagen. In einer Metaanalyse wurde der Zusammenhang zwischen Ballaststoffen und dem Darmkrebsrisiko erneut untersucht, mit dem Ergebnis, dass eine ballaststoffreiche Ernährung nicht vor Darmkrebs schützt, eine extrem geringe Ballaststoffzufuhr allerdings das Risiko für Darmkrebs erhöht. Eine andere Studie, die in der Metaanalyse nicht einbezogen wurde, ergab wiederum ein reduziertes Risiko bei hoher Ballaststoffzufuhr.

Referiert & kommentiert

Carmustin-Implantat

Lokale Chemotherapie bei Hirntumoren

Eine neue Option zur Behandlung von Gliomen ist das Implantieren von biodegradierbaren Polymerplättchen mit dem Wirkstoff Carmustin während oder nach operativer Tumorentfernung.

Referiert & kommentiertsh

Pneumokokken-Impfung

Wirksamkeit und Sicherheit einer 7-valenten Pneumokokken-Vakzine

Die Impfung mit 7-valenter Pneumokokken-Vakzine bei gleichzeitiger Gabe eines hexavalenten Impfstoffs bei kleinen Kindern war gut verträglich. Die Häufigkeit von Atemwegsinfektionen, insbesondere von Otitis media wurde durch die Pneumokokken-Impfung signifikant verringert.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

Amalgam-Zahnfüllungen bei Kindern

Keine Hinweise auf neurologische oder renale Schädigungen

In einer über fünf Jahre angelegten prospektiven, randomisierten Studie ergaben sich keine Unterschiede bei neuropsychologischen Tests und der renalen Albuminexkretion bei Kindern mit Amalgam-Zahnfüllungen im Vergleich zu Kindern mit Zahnfüllungen auf Harzbasis.

Referiert & kommentiertDr. Birgit Schindler, Freiburg

Metabolisches Syndrom

Welchen Sinn hat die Definition in der Praxis?

Seit 1998 gibt es international anerkannte Definitionen des metabolischen Syndroms. Seitdem ist das Interesse an dieser „neuen Krankheit“ nahezu explodiert. Die Definition und Diagnose eines metabolischen Syndroms ist allerdings nur dann von klinischem Nutzen, wenn sich die Behandlung von der der einzelnen Komponenten der Erkrankung unterscheidet.

Referiert & kommentiertam

Diabetes mellitus Typ 2

Leitfaden für Präventionsmaßnahmen