Aspergillen und Candida auf dem Vormarsch


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Pilze als Auslöser von schweren Infektionen, vor allem auch septischen Zuständen werden immer häufiger. In den USA werden nach Schätzungen pro Jahr 28 000 systemische Candida-Infektionen beobachtet. Hieran sterben bis zu 11 200 Menschen. Pilzinfektionen waren deshalb auch ein wichtiges Thema beim 17. Europäischen Kongress für Klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten, der zusammen mit dem 25. Internationalen Chemotherapie-Kongress vom 31. März bis 3. April 2007 in München stattfand.

Häufigste Erreger invasiver Pilzinfektionen sind Candida, also Hefepilze, und Aspergillus-Arten (Schimmelpilze). Bei den Aspergillen ist Aspergillus fumigatus der häufigste Erreger (80–90 %), gefolgt von Aspergillus flavus (10–15 %), Aspergillus terreus (2–5 %) und Aspergillus niger (1–2 %). Aspergillus-Infektionen treten beispielsweise häufig bei immunsupprimierten Patienten auf, wenn Baumaßnahmen am oder im Wohn- oder Krankenhaus vorgenommen werden. Gebäudemauern sind regelmäßig mit hohen Aspergillusmengen durchsetzt.

Bei den Candida-Spezies verliert Candida albicans an Bedeutung, während immer häufiger Candida glabrata, Candida tropicalis und Candida krusei nachgewiesen werden. Candida-Spezies sind mittlerweile in den USA der vierthäufigste Erreger einer Sepsis, 8 bis 10 % der nosokomialen Septikämien werden durch Candida-Spezies ausgelöst, diese Erkrankung hat eine sehr hohe Letalität. Darüber hinaus wird der Krankenhausaufenthalt der Patienten im Durchschnitt um 30 Tage verlängert. Die durch eine solche Infektion entstehenden Kosten sind enorm.

Darüber hinaus werden immer mehr Infektionen durch bislang seltenere Pilze wie Kryptokokken, Zygomyceten, Scedosporium oder Fusarium beobachtet.

In der Therapie invasiver Pilzinfektionen sollte ähnlich wie bei bakteriellen Infektionen nach der so genannten Tarragona-Strategie vorgegangen werden:

● Look at your patient: Individuelles Risikoprofil des Patienten berücksichtigen.

● Listen to your hospital: Krankenhaus-spezifische Epidemiologie invasiver Pilzinfektionen beachten, globale Trends und Resistenzentwicklungen aber ebenfalls berücksichtigen.

● Hit hard and early: Therapie rasch mit hoch wirksamen Arzneistoffen beginnen. Ein Therapiebeginn in den ersten 48 bis 72 Stunden ist sehr wichtig. Pro Stunde Aufschub des Therapiebeginns steigt die Letalität um 8,6 %.

● Get to the point: Wirkstoff muss den Infektionsort erreichen.

● Focus Focus Focus: Möglichkeit einer Deeskalation regelmäßig überprüfen.

Im Bereich der Antimykotika gab es in den letzten Jahren einige Neuentwicklungen. Mit dem Azol-Antimykotikum Voriconazol (Vfend®) kam eine breit wirksame Substanz auf den Markt, die oral und parenteral appliziert werden kann. Aufgrund des Metabolismus über das Cytochrom-P450-System ist sie allerdings mit zahlreichen Interaktionsmöglichkeiten behaftet.

Eine interessante Weiterentwicklung sind die Glucansynthese-Inhibitoren, die Echinocandine, von denen bislang Caspofungin (Cancidas®) im Handel verfügbar ist. Sie sind recht gut verträglich, aber nur in parenteraler Form verfügbar. Noch in diesem Jahr ist mit der Einführung von Anidulafungin (Eraxis®) durch Pfizer zu rechnen und im Jahr 2008 soll Micafungin (in USA Mycamine®) von Astellas in den Handel kommen.

Noch ein Internet-Tipp für Interessierte: www.Doctorfungus.org ist eine englischsprachige Seite, die sehr umfangreiche und gut verständliche Informationen bietet.

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