Editorial Heike Oberpichler-Schwenk

Nachhaltige Interaktionen

ÜbersichtAlenka Pecar, München, und Rita Wagner, Augsburg

Pädiatrische Pharmazie

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Das gilt unter anderem in Bezug auf physiologische Merkmale, die für die Resorption, Verteilung, Wirkung und Elimination von Arzneimitteln von Bedeutung sind, und es gilt in verstärktem Maße für Früh- und Neugeborene. Welche Besonderheiten in Hinblick auf die Dosierung von Arzneistoffen und auf ihre Applikation bei Kindern zu beachten sind, ist Gegenstand der pädiatrischen Pharmazie als einem Spezialbereich der klinischen Pharmazie.

ÜbersichtHans-Peter Lipp, Tübingen

Extra- und Paravasation von Zytostatika

Pathomechanismen und aktuelle präventive Strategien im Überblick

Einige Zytostatika können im Rahmen einer akzidentellen Extravasation schwerwiegende lokale Komplikationen nach sich ziehen. Der zugrunde liegende Pathomechanismus unterscheidet sich zwischen den verschiedenen Substanzen, zum Beispiel Vincristin und konventionellem Doxorubicin, so dass die jeweiligen Notfallmaßnahmen (z.B. Hyaluronidase und Dexrazoxan) darauf abgestimmt werden müssen. Hilfreich wäre zukünftig ein weitergehendes diagnostisches Verfahren, mit dem Ausmaß und Schwere einer Extravasation zeitnah besser abgeschätzt werden könnten.

FlaggeEnglish abstract

Extra- and paravasation of cytotoxic drugs. Pathomechanisms and current preventive measures

Defined anticancer drugs are able to induce severe local damages in cases of accidental extravasation. The underlying pathomechanisms differ from each other, e.g. vincristine and conventional doxorubicin, when the corresponding intervention needs hyaluronidase and dexrazoxane, respectively. Whether an intensified diagnostic measure may help to assume extent and severity of local drug extravasation more accurately, needs further clinical investigation.

Key words: Cytotoxic drugs, extravasation, pathomechanisms, intervention, dexrazoxane

ÜbersichtPeter Stiefelhagen, Hachenburg

Krank durch Therapie: Arzneimittelnebenwirkungen am Gastrointestinaltrakt

Nebenwirkungen von Arzneimitteln im Bereich des Magen-Darm-Traktes sind eine alltägliche Herausforderung in der Gastroenterologie. Das Spektrum der Wirkstoffe, die diese auslösen können, ist breit. Es reicht von nichtsteroidalen Antirheumatika über Antithrombotika bis hin zu Immunsuppressiva und Zytostatika. Hinzu kommt die Lebertoxizität, bei der es sich um eine der häufigsten Ursachen medikamenten-induzierter Todesfälle handelt. Nach aktuellen Daten des Netzwerks Regionaler Pharmakovigilanz-Zentren (NRPZ) ist der Gastrointestinaltrakt das Organsystem, welches am häufigsten von Nebenwirkungen betroffen ist. Ungefähr 3% aller Todesfälle beruhen nach Meinungen der Experten auf unerwünschten Arzneimittelwirkungen, wobei perforierte Ulzera beziehungsweise gastrointestinale Blutungen mit Abstand die häufigste Ursache einer tödlich verlaufenden Arzneimittelkomplikation darstellen.

Fragen aus der Praxis

Ist Stillen unter Lamotrigin-Therapie der Mutter möglich?

In der Schwangerschaft gilt Lamotrigin aufgrund seiner umfangreichen Erprobung und der offenbar guten Verträglichkeit für den Embryo beziehungsweise den Feten bei guter Wirksamkeit als Antiepileptikum der ersten Wahl. Wie verhält es sich nach der Geburt, wenn die Mutter das Neugeborene stillen möchte?

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Metaanalyse

Antidepressiva erst bei sehr schwerer Symptomatik klinisch relevant wirksam

Die Wirkung von Antidepressiva ist stark abhängig von der Schwere der Depression und klinisch signifikant erst bei Patienten mit einer sehr starken Depression. Bei Patienten vor allem mit leichter oder mäßiggradiger Depression ist die Effektstärke der Differenz zwischen Verum und Plazebo nur klein. Dies ergab eine Metaanalyse auf Patientenebene, bei der Patienten mit leichter bis sehr schwerer Symptomatik eingeschlossen waren.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Raucherentwöhnung

Nicotinersatzbehandlung bessert langfristige Zigarettenabstinenz

Raucher, die ihren Zigarettenkonsum reduzieren, aber nicht abrupt beenden wollen, profitieren von einer Nicotinersatz-basierten Behandlung. Dies zeigt sich in Einzelstudien an einer gegenüber Kontrollmaßnahmen deutlicheren Reduktion der täglich gerauchten Zigaretten. Eine Metaanalyse der Einzelergebnisse aus den jeweiligen Studien ergab überdies, dass die Nicotinbehandlung die Chance auf eine anhaltende komplette Zigarettenabstinenz erhöhte.

Referiert & kommentiertDr. Cornelia Rufke-Tobias, Leipzig

Adipositas

Effekte von Diät und Quadrizeps-Kräftigungsübungen auf Knieschmerz und -funktion

Eine einfache, zu Hause ausführbare Serie von Stärkungsübungen für den Oberschenkelmuskel reduzierte nach zweijähriger Anwendung Knieschmerzen und -steifigkeit und verbesserte sowohl Kniefunktion als auch Lebensqualität. Eine begleitende oder alleinige Diät hatte in einer randomisierten kontrollierten Studie hingegen keinen Einfluss auf diese Parameter.

Referiert & kommentiertDr. Claudia Bruhn, Schmölln

Zytostatika-Nebenwirkungen

Speichelfluss bis zu einem Jahr beeinträchtigt

Zahlreiche Arzneimittel sind dafür bekannt, dass ihre Einnahme zu Mundtrockenheit (Xerostomie) führt. Dazu zählen beispielsweise trizyklische Antidepressiva, Anticholinergika, Diuretika und Zytostatika. Wenn diese Nebenwirkung jedoch – wie eine dänische Studie zeigte – Monate nach Therapieende immer noch vorhanden ist, sollten entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Anämie bei Tumorpatienten

Erythropoese-stimulierende Arzneistoffe erhöhen die Mortalität

Erythropoese-stimulierende Medikamente erhöhen die akute und subakute Mortalität von Krebspatienten. Dies ergab eine Metaanalyse anhand von Patienten-Einzeldaten von insgesamt 13933 Patienten mit unterschiedlichen Tumorentitäten und Behandlungsprotokollen. In Subgruppenanalysen zeigten sich keine auffälligen Hinweise auf besondere Risikogruppen. Lediglich bei therapeutisch erzielten hohen Hämoglobin-Konzentrationen scheint die Mortalitätsrate zuzunehmen.

Referiert & kommentiertDr. Claudia Heß, Mainz

Onkologie

Gezielte Therapie beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom

Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom aller Subtypen haben eine sehr schlechte Prognose. Doch in keinem anderen Bereich der Onkologie gab es innerhalb so kurzer Zeit einen so großen Therapiefortschritt wie bei dieser Krebsart. Aktuell stehen vier zielgerichtete Substanzen („targeted therapies“) zur Verfügung. Doch nicht jeder Wirkstoff ist für jeden Patienten geeignet. Der mTOR-Inhibitor Temsirolimus ist für Hochrisikopatienten zugelassen. Im Rahmen des Patientenregisters STAR-TOR werden Daten zu seinem klinischen Einsatz gesammelt und ausgewertet.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Brustkrebs

Versorgungsforschung zur Optimierung der adjuvanten endokrinen Therapie

Die klinischen Erfolge einer adjuvanten endokrinen Behandlung bei Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs-Patientinnen sind dokumentiert. Doch wie ist es um die Compliance der Frauen bei dieser über fünf Jahre laufenden Therapie bestellt? Wie wird mit Nebenwirkungen umgegangen? Welche Kosten entstehen in Abhängigkeit von Compliance und Nebenwirkungen? In der Versorgungsstudie COMPACT werden diese Fragen konkret am Beispiel des Aromatasehemmers Anastrozol unter Praxisbedingungen untersucht.

Referiert & kommentiertRalf Schlenger, München

Hereditäres Angioödem

Bradykinin-Rezeptorantagonist bremst nichtallergische Ödeme

Beim hereditären Angioödem (HAE) fehlt das Plasmaprotein C1-INH, das die Bradykinin-Produktion kontrolliert. Verschiedenste Trigger führen bei den Betroffenen rasch zu starken Ödemen, die je nach Lokalisation entstellend, schmerzhaft, im Atemwegsbereich auch lebensgefährlich werden können. Das Versagen antiallergischer Medikation unterscheidet das HAE grundlegend von der Urtikaria. Mit dem Bradykininrezeptor-B2-Antagonisten Icatibant steht seit über einem Jahr eine spezifische Pharmakotherapie zur Verfügung, die sich beim hereditären Angioödem auch längerfristig bewährt hat.

Referiert & kommentiertHelga Vollmer, M. A., München

Schweres allergisches Asthma bronchiale

Verbesserte Kontrolle mit Omalizumab

Der rekombinante, humanisierte, monoklonale Anti-IgE-Antikörper Omalizumab bindet die bei schwerem Asthma bronchiale vermehrt im Blut zirkulierenden freien IgE-Moleküle, verhindert so deren Bindung an Mastzellen und hemmt die Freisetzung von Entzündungsmediatoren, welche Asthmasymptome verursachen. Seit Ende Juni 2009 ist Omalizumab (Xolair®) zur Therapie von schwerem persistierendem allergischem Asthma bronchiale auch für Kinder ab sechs Jahren zugelassen.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Rheumatoide Arthritis

TNF-α-Inhibitor Golimumab füllt Therapielücke

Patienten mit schwerer aktiver rheumatoider Arthritis, bei denen die TNF-α-Inhibitoren Etanercept, Infliximab oder Adalimumab nicht ausreichend ansprechen oder bei denen unvertretbare Nebenwirkungen auftreten, bietet der neue TNF-α-Inhibitor Golimumab (Simponi®) eine wirksame und gut verträgliche Behandlungsalternative. Die Applikation erfolgt einmal im Monat subkutan. Das Präparat ist seit Oktober 2009 auf dem Markt.

Referiert & kommentiertDr. Cornelia Rufke-Tobias, Leipzig

Bluthochdruck

Endothelin-A-Rezeptorantagonist zur Behandlung der therapieresistenten Hypertonie?

Der selektive Endothelin-A-Rezeptorantagonist Darusentan konnte bei diesen Patienten den systolischen Blutdruck um etwa 10 mmHg senken. Allerdings kam es in relevantem Ausmaß zur Flüssigkeitsretention.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans Christoph Diener, Essen

Schmerztherapie

Ist Duloxetin bei chronischen Rückenschmerzen wirksam?

In einer 13-wöchigen Therapiestudie war Duloxetin zur Behandlung von Patienten mit chronischen lumbalen Rückenschmerzen nicht besser wirksam als Plazebo.