ÜbersichtIngo Stock, Remagen

Pilzerkrankungen der Vulva und Vagina durch Candida-Arten

Erreger, Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten

Für die exakte Diagnosestellung sind sowohl das klinische Erscheinungsbild als auch die Mikroskopie des Vaginalsekrets und eine Pilzkultur erforderlich. Die Therapie ist nach dem Schweregrad der Erkrankung, der Verlaufsform und dem Erreger auszurichten. Für die antimykotische Therapie stehen Azol-Antimykotika wie Clotrimazol, Fluconazol und Itraconazol, die Polyen-Antimykotika Nystatin und Amphotericin B sowie das Pyridon-Derivat Ciclopirox zur Verfügung. Insbesondere bei chronisch rezidivierenden Kandidosen ist es für den Erfolg einer Therapie wichtig, Faktoren, die die Entstehung dieser Erkrankungen begünstigen, zu kennen und diese nach Möglichkeit zu beseitigen. Der Stellenwert alternativer und adjuvanter Therapieformen ist gering.

FlaggeEnglish abstract

Fungal diseases of vulva and vagina caused by Candida species

Fungal diseases of vulva and vagina attributed to Candida species (vulvovaginal candidosis) are the most frequent mycoses of women. They show acute or chronic courses and different disease patterns which can strongly affect the quality of life of the women who are concerned. In general, the most common cause of acute vulvovaginal candidosis is Candida albicans, followed by C. glabrata. In chronic recurrent vulvovaginal candidosis, C. albicans and C. glabrata are often equally distributed. In several cases, treatment requires an antimycotic therapy which refers to the severity and main form of disease as well as to the aetiological agent. Most vulvovaginal candidoses are accessible to the treatment with local and systemic antimycotic agents. Generally, in Germany azoles such as clotrimazole, fluconazole and itraconazole, the polyens nystatin and Amphotericin B and the hydroxypyridone derivative ciclopirox are available for antimycotic therapy of vulvovaginal candidoses. Significance of non-conventional and adjuvant therapeutic approaches is considered to be generally low.

ÜbersichtHeidi Trusheim, Jens-Peter Gregersen, Heinz-Josef Schmitt, Michael Bröker, Marburg

Prionen-Sicherheit von Arzneimitteln am Beispiel eines Zellkultur-Impfstoffs

Prionen, die Erreger spongiformer Enzephalopathien, sind pathogene Proteine. Sie unterscheiden sich nur in ihrer räumlichen Struktur von physiologisch vorkommenden Proteinen. Nach Infektion mit einem pathogenen Prionprotein beginnt eine Kettenreaktion, bei der physiologische Prionproteine in die pathogene Form überführt werden. Empfänglich für eine Prionen-Infektion sind hauptsächlich Wiederkäuer wie Rinder, Schafe und Ziegen, aber auch andere Tierarten und der Mensch. Prionen sind äußerst widerstandsfähig und können nur schwer inaktiviert werden. Bei der Herstellung von Arzneimitteln aus tierischem Material kann das Risiko einer Übertragung dieser Erreger durch eine sorgfältige Auswahl der eingesetzten tierischen Materialen, den Ersatz tierischer Materialien und geeignete Herstellungsverfahren minimiert werden. So können Biologika wie Grippeimpfstoffe mithilfe einer Hunde-Suspensionszelllinie produziert werden, deren Prionen-Sicherheit durch geeignete Nachweismethoden (z.B. Standard-Scrapie-Cell-Assay) nachgewiesen wurde. Rechtlichen Vorgaben stellen sicher, dass bei der Herstellung von Arzneimitteln alle für eine mögliche Übertragung von Prionen bekannten Risikofaktoren berücksichtigt werden.

FlaggeEnglish abstract

Prion Safety of medicinal products using the example of an influenza vaccine produced in a cell line

Prions are pathogenic proteins and are the cause for spongiform encephalopathies. Pathogenic prions differ from physiologically common non-pathogenic prions only in their sterical structure. Upon infection by a pathogenic prion protein, a series of reactions is initiated in which common non-pathogenic prion proteins are transformed into pathogenic prions. Animals, mainly ruminants like cattle, sheep and goats are susceptible to prions, but also man. Prions are very robust and it is difficult to inactivate them. During the production processes of pharmaceuticals, the risk for contamination by infectious prions can be reduced by careful choice of animal material, the replacement of animal material and by appropriate production procedures. For instance biologicals like influenza vaccines can be produced by a permanent canine cell line, whose prion safety has been proven by useful methods (standard scrapy cell assay). Mandatory guidelines ensure that the risk for contamination by pathogenic prions has to be considered and excluded in the production of bio-pharmaceuticals.

Key words: Prions, spongiform encephalopathy, vaccine safety, influenza vaccine, MDCK cell line

Der klinisch-pharmazeutische FallJutta Zwicker, Stuttgart

Medikation einer Patientin mit Spätinfektion der Knie-Totalendoprothese

Eine 73-jährige Patientin erhält aufgrund einer Spätinfektion ihrer Knie-Totalendoprothese eine antibiotische Langzeittherapie mit Ciprofloxacin und Rifampicin. Bei einer Therapie mit Rifampicin, das zunehmend bei Infektionen des Bewegungsapparats eingesetzt wird, ist das ausgeprägte Interaktionspotenzial zu beachten. Aus den Begleiterkrankungen der Patientin (z.B. kardiovaskuläre Risikofaktoren) ergeben sich weitere klinisch-pharmazeutische Fragestellungen. Die Besonderheiten des vorgestellten Falls werden nach dem SOAP-Schema erörtert.

Fragen aus der Praxis

Maximaldosis von Simvastatin zur Minimierung des Myopathierisikos?

Wie hoch kann Simvastatin dosiert werden, ohne ein relevantes Myopathierisiko einzugehen?

Referiert & kommentiertSabine Stürmer, Bendestorf

Impfschutz bei Fernreisenden

Über Tollwut, japanische Enzephalitis und Reisediarrhö aufklären

Fernreisen sind im Trend: Reiseveranstalter erwarten in diesem Jahr eine Zunahme der Übersee-Reisenden aus Deutschland auf rund fünf Millionen. Experten für Reisemedizin fordern eine sorgfältige Aufklärung der Reisenden, insbesondere auch über Tollwut und japanische Enzephalitis, zwei seltene, aber sehr gefährliche Erkrankungen. Personen, bei denen ein Reisedurchfall zu besonderen Komplikationen führen kann, könnten von einer Cholera-Impfung profitieren.

Referiert & kommentiertDr. Heike Oberpichler-Schwenk, Stuttgart

Impfungen

Neue Empfehlungen der STIKO

Die neu gefassten Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) wurden Anfang August im Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht. Einige wichtige Neuerungen sind im Folgenden zusammengefasst.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Hormonrezeptor-positiver Brustkrebs

Verringertes Rezidivrisiko durch adjuvante Chemotherapie plus Tamoxifen

Bei postmenopausalen Frauen mit Lymphknoten- und Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs konnte mit einer adjuvanten Chemotherapie, bestehend aus Cyclophosphamid, Doxorubicin und Fluoruracil, sowie einer anschließenden Tamoxifen-Gabe die krankheitsfreie Überlebenszeit gegenüber der alleinigen Tamoxifen-Therapie signifikant verlängert werden. Dies bestätigte sich nun nach bis zu 13-jähriger Nachbeobachtung.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Nichtalkoholische Steatohepatitis

Vitamin E verbessert Fettleber-Histologie

In einer randomisierten klinischen Studie zur Behandlung von Patienten mit nichtalkoholischer Steatohepatitis (NASH) war Vitamin E Plazebo signifikant überlegen. Auch Pioglitazon beeinflusste einige Indizes der Lebererkrankung günstig.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg/ho

Hepatitis C

Vergleich von Peginterferon alfa-2b und Peginterferon alfa-2a

Patienten mit einer Hepatitis-C-Virus-Infektion sprachen in der randomisierten, doppelblinden IDEAL-Studie sowohl auf Peginterferon alfa-2b in der Standarddosis oder in einem Niedrigdosis-Regime als auch auf Peginterferon alfa-2a als Standarddosis, jeweils in Kombination mit Ribavirin, in vergleichbarem Ausmaß und mit vergleichbarem Sicherheitsprofil an. Zwei weitere, kleinere Studien relativieren dieses Ergebnis.

Referiert & kommentiertDr. B. Ecker-Schlipf, Holzgerlingen/ho

Hepatitis C

Telaprevir erhöht die Wirksamkeit der Standardtherapie

Die Standardtherapie bei einer Hepatitis-C-Virus(HCV)-Infektion besteht aus pegyliertem Interferon alfa-2a und Ribavirin. Deren Wirkung konnte bei behandlungsnaiven und bei vorbehandelten Patienten mit einer HCV-1-Infektion durch die Kombination mit dem HCV-Proteasehemmer Telaprevir deutlich erhöht werden. Allerdings war dieser neue Therapieansatz mit stärkeren Nebenwirkungen verbunden als die Standardtherapie.

Referiert & kommentiertBettina Christine Martini, Legau

Arzneimittelsicherheit

Suizidrisiko bei Einnahme von Antiepileptika

Im Jahr 2008 hatte bereits eine Metaanalyse ein erhöhtes Suizidrisiko für Patienten, die Antiepileptika einnehmen, ergeben. Das Risiko konnte dabei aber nicht in Abhängigkeit vom individuellen Wirkstoff klassifiziert werden. Nun legt eine aktuelle Kohorten-Studie mit fast 300000 Patienten nahe, dass es Unterschiede zwischen den Substanzen gibt. In der Studie erhöhten Gabapentin, Lamotrigin, Oxcarbazepin, Tiagabin und Valproinsäure das Suizidrisiko im Vergleich zu Topiramat.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Schlaganfall

Blutdruckschwankungen sind ein eigenständiger Risikofaktor

Die Auswertung einer Reihe von Studien zeigt, dass nicht nur – wie bekannt – Bluthochdruck, sondern auch größere individuelle Blutdruckschwankungen ein Risikofaktor für Schlaganfall sind. Die Leitlinien zur Bluthochdruckbehandlung sind deshalb eventuell zu überdenken.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Rheumatoide Arthritis

Kardiovaskuläres Risiko ähnlich hoch wie bei Diabetikern

Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) ist das kardiovaskuläre Risiko im Vergleich zu Gesunden erhöht, und zwar ähnlich stark wie bei Patienten mit Diabetes mellitus. Dies zeigte eine Studie in der dänischen Bevölkerung.