Rika Rausch
Literatur
1. www.abnr.de.
2. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2012).
3. Drogen- und Suchtbericht Mai 2013.
4. Wakefield MA, et al. Introduction effects of the Australian plain packaging policy on adult smokers: a cross-sectional study. BMJ Open 2013;3:e003175.
5. Berlin I, et al. Nicotine patches in pregnant smokers: randomised, placebo controlled, multicentre trial of efficacy. BMJ 2014;348:g1622 doi: 10.1136/bmj.g1622.
So lautet das deutsche Motto des diesjährigen Welt-Nichtrauchertags am 31. Mai. Die Deutsche Krebshilfe e.V. und das Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. (ABNR) fordern eine spürbare Erhöhung der Tabaksteuer, um die Bürger vom Rauchen abzuhalten [1]. Vor allem Jugendliche reagieren empfindlich auf Preissteigerungen. Man sieht hierin eine wichtige Komponente der Prävention, allerdings gelingt der Schachzug nach Meinung des ABNR nur durch konsequentes Besteuern aller Tabakprodukte, damit nicht auf billigere „Selbstgedrehte“ ausgewichen werden kann.
Unter Jugendlichen war in den letzten Jahren bereits ein deutlicher Rückgang im Zigarettenkonsum zu verzeichnen: Der Anteil der rauchenden 12- bis 17-Jährigen sank von 28 % im Jahr 2001 auf 12% im Jahr 2012 [2]. Damit ist das Ziel der Bundesregierung, die Raucherquote in dieser Alterklasse bis 2015 auf unter 12% zu senken, in greifbare Nähe gerückt [3].
Anders die Lage bei Erwachsenen: Hier wird eine Rate von unter 22% angestrebt – derzeit liegt der Anteil Raucher unter den 18- bis 79-Jährigen bei knapp 30%.
Ob die neue europäische Tabakproduktrichtlinie die Entwicklung beschleunigen kann, wird sich zeigen. Nach Inkrafttreten (voraussichtlich Mai 2014) bleiben den EU-Mitgliedsstaaten zwei Jahre Zeit, sie in nationales Recht umzusetzen. Kombinierte Bild- und Text-Warnhinweise à la „Rauchen kann tödlich sein“ sollen künftig 65 % der Fläche von Vorder- und Rückseite der Verpackung einnehmen [1]. Nicotin-haltige E-Zigaretten sind entsprechend als Tabakerzeugnis (Nicotingehalt ≤20 mg/ml) oder als Arzneimittel zur Raucherentwöhnung (Nicotingehalt >20 mg/ml) einzustufen.
Die Entscheidung über die Einführung neutraler Verpackungen („Plain Packaging“) bleibt weiterhin in nationaler Hand. Eine australische Querschnittsstudie ergab, dass Raucher weniger Gefallen an Zigaretten aus Schachteln mit neutralem Design ohne Markenlogos fanden und eher zu einem Rauchstopp bereit waren [4]. Australien ist weltweit das erste Land, das einheitliche Zigarettenpackungen einführte. In der EU ziehen unter anderem Irland, England und Norwegen diese Maßnahme in Betracht. Diese Länder stehen derzeit auch an der Spitze der europäischen Tabak-Kontroll-Skala [1].
Deutschlands mangelndes Engagement in dieser Hinsicht spiegelt sich im 33. Platz wider, von insgesamt 34 untersuchten Ländern. Die Beurteilung erfolgte basierend auf Faktoren wie Preis einer Zigarettenpackung, Rauchverbote in Arbeitsstätten und öffentlichen Einrichtungen und Maßnahmen zur Unterstützung der Tabakentwöhnung.
Medikamentöse Hilfe beim Rauchstopp wird von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland nicht erstattet, trotz deutlicher Hinweise auf einen Nutzen. Vor allem Risikogruppen wie Patienten mit psychischen Erkrankungen kann eine Pharmakotherapie die Abstinenz erleichtern (siehe S. 180). Bei Schwangeren kann nach erfolglosen Versuchen eines Rauchverzichts die Nicotinersatztherapie eine Option darstellen. Sie gilt als sicher und in anderen Raucherpopulationen als effektiv. Eine randomisierte, Plazebo-kontrollierte Studie aus Frankreich mit 402 schwangeren Raucherinnen brachte allerdings Ernüchterung: Die Anwendung Nicotin-haltiger Pflaster (10–30 mg/Tag) erhöhte nicht die Abbruchraten [5]. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass der Metabolismus von Nicotin während einer Schwangerschaft beschleunigt verläuft.
Arzneistoffe zur Raucherentwöhnung werden hierzulande als Lifestyle-Medikamente eingestuft, die nach Meinung des Gesetzgebers lediglich einer Steigerung der Lebensqualität jenseits lebensbedrohlicher Zustände dienen. Immerhin führt der Konsum von Tabakprodukten zum vorzeitigen Tod von mehr als 100000 Bundesbürgern pro Jahr; Passivrauchen kostet etwa 3000 Menschen das Leben [1].
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