Rika Rausch
Bei einer mobilen App (engl. application) handelt es sich um eine Anwendungssoftware für Mobilgeräte, die auf Smartphones und Tablet-Computer heruntergeladen werden kann und dem Nutzer einen persönlichen Mehrwert für seinen Alltag verspricht.
Apps erfreuen sich wachsender Beliebtheit. So kann man sich rund um die Uhr über Fußballergebnisse und Sonnenstunden informieren. Man hat einen Übersetzer in Griffnähe und erfährt als Bahnfahrer frühzeitig von Verspätungen seines Zuges. Funktionen wie eine ins Handy „integrierte“ Taschenlampe (nutzt den Kamerablitz als Lichtquelle) oder ein Barcode-Scanner machen unhandliche Geräte in der Handtasche überflüssig.
Auch im Bereich Gesundheit gibt es nichts, was es nicht gibt. Nach Schätzung der EU-Kommission liegt die Zahl der Gesundheits-Apps weltweit bei etwa 100000 [1]. Unterschieden werden muss dabei zwischen Apps für den Verbraucher und ausschließlich für Ärzte bestimmte Anwendungen (Medical Apps) zur Diagnostik und Therapie. Ersetzt ein Smartphone das Stethoskop oder leitet ein Tablet das Elektrokardiogramm ab, übernimmt das mobile Gerät eine medizinische Funktion und bedarf einer besonderen Kontrolle, um Patienten vor Fehl- oder Falschdiagnosen zu schützen. Die Food and Drug Administration (FDA) hat im September letzten Jahres darauf hingewiesen, dass Apps und Zusatzgeräte mit medizinischer Zweckbestimmung zulassungspflichtig sind, wie andere Medizinprodukte auch [2]. In Deutschland unterliegt Software bislang dann dem Medizinproduktegesetz und benötigt eine CE-Kennzeichnung, wenn der Hersteller dem Produkt eine medizinische Zweckbestimmung zuweist [3].
Nicht für den professionellen Einsatz vorgesehene Apps unterliegen dagegen keiner Kontrollregelung, dementsprechend wird der Verbraucher von Angeboten überflutet. Passend zu den Beiträgen in diesem Heft gibt es einige Apps, deren Sinnhaftigkeit im Ermessen des Lesers liegt. Beispielsweise fungiert das iPhone mit der App „UChek“ als Urinschnelltest (Teststreifen nötig) für Patienten, die häufig an einer Harnwegsinfektion leiden (siehe S. 242). Der „Toiletten Finder“ verspricht dagegen vielleicht eher einen Nutzen durch die Hilfe bei der Suche der nächstgelegenen sanitären Einrichtung. Mehrere Anwendungen informieren über Vitamine und Mineralstoffe und liefern Zufuhrempfehlungen für unterwegs (siehe S. 249). Für die Thromboseprophylaxe auf Reisen (siehe S. 259) bietet sich die App „iFlySafe“ an, die 15 Übungen zur Vorbeugung einer Thrombose im Flugzeug vorschlägt (Handy auf Flugmodus schalten!).
Der Nutzen einer App, die den Anwender bei einer Ernährungsumstellung und einer Steigerung der sportlichen Aktivität unterstützt, konnte in einer randomisierten, doppelblinden Studie bei 1215 Probanden jedenfalls belegt werden (EVIDENT II) [4].
Unangefochten auf Platz 1 der beliebtesten Apps insgesamt rangiert der Nachrichtendienst WhatsApp [5]. Über ein Drittel aller iPhone-Nutzer kommunizieren via WhatsApp – und das regelmäßig und ausdauernd, wie ein im Lancet erschienener Bericht über eine 34-jährige Ärztin mit „WhatsAppitis“ beweist [6]. Es handelte sich dabei um eine Entzündung im Bereich der Sehnenscheiden des Handgelenks, verursacht durch Überlastung infolge eines sechsstündigen Verfassens von Nachrichten. Das Phänomen ist bereits bekannt unter den Begriffen „Nintendinitis“, „Blackberry-Daumen“ und „Wiiitis“. Die offizielle Bezeichnung lautet Tendovaginitis stenosans de Quervain; wichtigste Therapiemaßnahmen sind die Ruhigstellung des Arms und Verzicht. Ohne Handy zu sein, bereitet nomophoben Personen Angst – Nomophobie nach „no mobile phone“.
Zur Vorbeugung von WhatsAppitis gibt es übrigens mittlerweile auch eine mobile Lösung: Mithilfe der App „Menthal“ kann der Anwender einschätzen, ob er bereits süchtig ist [7].
Literatur
Ihre Zugangsdaten
Sie haben noch keine Zugangsdaten, sind aber MMP-Abonnent?
Registrieren Sie sich jetzt:
Nach erfolgreicher Registrierung können Sie sich mit Ihrer E-Mail Adresse und Ihrem gewählten Passwort anmelden.