e-Health – ein Kinderspiel?
Hygienemaßnahmen bei MRSA-Infektionen
KRINKO-Richtlinie versus wissenschaftliche Evidenz
Die Prävention von MRSA-Übertragungen im Krankenhaus ist nach wie vor ein kontrovers beurteiltes Hygienethema. Im letzten Jahr erschien hierzu eine neue Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert-Koch-Institut (KRINKO). Sie schreibt weiterhin eine Einzelzimmerisolierung von MRSA-Patienten im Krankenhaus vor. Führende deutsche Infektiologen stellen die wissenschaftliche Evidenz dieser Maßnahme infrage.
MRSA-Dekolonisierungsstrategien und Therapie der MRSA-Sepsis
Aktuelles vom Bad Honnef-Symposium der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie
Das diesjährige Bad Honnef-Symposium der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG) fand Ende März statt unter dem Titel „Strategien zur Bekämpfung multiresistenter Erreger“ in Zusammenarbeit mit der Initiative GERMAP, die über Antibiotikaverbrauch und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Human- und Veterinärmedizin in Deutschland berichtet. Themen waren unter anderem die topische Anwendung von Antibiotika wie Mupirocin und Antiseptika wie Polihexanid zur MRSA-Dekolonisierung sowie die Therapie der MRSA-Sepsis, bei der Vancomycin und Daptomycin als Arzneistoffe der ersten Wahl zum Einsatz kommen.
Therapie der Clostridium-difficile-assoziierten Infektion – was gibt es Neues?
In der Diagnostik und Therapie von Clostridium-difficile-Infektionen (CDI) tut sich viel. Es existieren zwei relativ aktuelle Leitlinien, doch steigende Zahlen schwerer CDI-Erkrankungen stellen weiterhin eine große Motivation für Anpassungen und Ergänzungen der klassischen Behandlungspfade dar. In der neuen europäischen Leitlinie sind die Verwendung des Makrozyklins Fidaxomicin und insbesondere die Mikrobiominstillation („Stuhltransplantation“) salonfähig geworden. Auch ist der Quasi-Off-Label-Use von Tigecyclin bei schweren CDI-Verläufen erwähnt. Diese neuartigen Therapieoptionen haben sicherlich ihre Berechtigung bei der schweren (und teilweise komplizierten) CDI; bei leichtem Verlauf scheint dagegen der Einsatz der preiswerteren etablierten Substanzen Vancomycin und Metronidazol ausreichend zu sein. Aufgrund der teilweise niedrigeren Ansprechraten auf Metronidazol und niedrig dosiertes Vancomycin wird eine Dosiserhöhung auf zumindest 250 mg Vancomycin peroral 4-mal täglich favorisiert. Neue Entwicklungen befinden sich in der Pipeline mit vielversprechenden ersten Daten.
English abstract
Clostridium difficile infection – an update
Clostridium difficile infection represents a severe illness which very often results in emergency surgery, intensive care unit stay or death. Although standard treatment procedures are well known and seem to be sufficient at the first glance, there is need for improvement of therapy guidelines due to high rates of recurrences or treatment failures. This article suggests some adjustments so far without claiming to be a complete review of all new development in this area. On the one hand, the recent actualization of the European guideline has been taken as a basis of this report; on the other hand some new highly promising developments in the treatment of CDI are exemplarily reported. Possibly the development with the highest impact in literature is fecal transplantation (or better said microbiome instillation). However, standard therapies need some critical review as well: an upgrading of vancomycin to first-line therapy and with a higher daily dose (250 mg qid) might be beneficial for many patients. For severe CDI, there is a recommendation against the usage of metronidazole, since vancomycin represents a better alternative. The dosage of vancomycin might be further increased: although some authors are precautious in this point, dosage of vancomycin 500 mg qid should be favored. Last but not least, the pipeline bears some good tools for treatment of recurrent and complicated CDI, first data are promising and we hope for more.
Elektronische Arzneimittelverordnung
Ein kurzer Überblick
Elektronische Gesundheitskarte (eGK), e-Health, e-Rezept – die digitale Vernetzung des Gesundheitswesens schreitet merklich voran. Durch elektronische Dokumentation und Datenverarbeitung erhofft man sich einen schnelleren und effektiveren Austausch von Informationen im Arzneimittelversorgungsprozess und eine Reduktion von unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Besonders häufig treten Fehler während der Verordnung auf, beispielsweise durch Übersehen von Kontraindikationen und Interaktionen. Eine elektronische Arzneimittelverordnung (Computerized physician order entry, CPOE) könnte die Arzneimitteltherapiesicherheit an dieser Stelle erhöhen. An der Universität Leipzig wurde eine systematische Literaturanalyse zu elektronischen Verordnungssystemen durchgeführt und dabei Stärken und Schwächen von CPOE aufgedeckt. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 224 in dieser Ausgabe. Der vorliegende Artikel möchte dem in öffentlichen Apotheken tätigen pharmazeutischen Personal als Einführung in das bis dato noch klinikbezogene Thema dienen.
Elektronische Arzneimittelverordnung – Autopilot in der Arzneimitteltherapie?
Eine Literatur- und Datenanalyse
Elektronische Verordnungssysteme können im Krankenhaus die Ausführung, Vernetzung und Dokumentation der Arzneimittelverordnung vereinfachen. Eine in diese Systeme integrierte Wissensunterstützung wird zur zusätzlichen Medikationsfehlerprävention diskutiert. Für eine optimale Leistungsfähigkeit ist auch eine Einbindung in das Klinikinformationssystem mit Zugang zu patientennahen Informationen wie Laborwerten erforderlich. In der Routineversorgung stellt sich häufig die Frage, ob ein Nutzen der Systeme in klinischen Studien nachgewiesen werden kann und worin sich die Systeme unterscheiden. Wir haben eine systematische Analyse publizierter Literatur zum Thema elektronischer Verordnungssysteme durchgeführt, um diese nach medizinisch-pharmazeutischen Gesichtspunkten strukturiert zu bewerten. Außerdem wurden drei deutschsprachige und eine englischsprachige Datenbank am Beispiel von Arzneimittelinteraktionen in der Erkennung arzneimittelbezogener Probleme verglichen. Die Ergebnisse zeigen Stärken, aber auch Limitationen der elektronischen Verordnungssysteme.
English abstract
Electronic drug prescription – auto pilot for drug therapy?
In tertiary care, computerized physician order entries may improve performance, cross-linking, and documentation when prescribing drugs. A clinical decision support integrated in these systems is discussed to prevent additional medication errors. For an optimal performance, the implementation into the clinical information systems is required to gain access to patient data (e. g. from laboratory). In routine care, the question rises whether a benefit of the systems can be proven in clinical studies and whether there is a difference between the systems. To achieve optimal results, these systems should also consider specific requirements, i. e. the patient groups and prescribed drugs in the local setting. We performed a systematic literature evaluation searching for published data in the topic electronic prescribing to assess them in a structured analysis considering medical-pharmaceutical aspects. Additionally, we assessed three databases in German language and one in English language taking drug-drug-interactions as an example to compare the identification of drug-related problems. Medication data from our own patients in a paediatric intensive care unit of a university hospital were analysed by the systems. Our results revealed strengths but also limitations of electronic prescribing.
Warum wir uns mit mathematischen Modellen herumplagen müssen
Hazard-Ratio, Hazard-Funktion und Cox-Regression
Im letzten Artikel haben Sie gelernt, was bei der Interpretation von Überlebenszeitkurven zu beachten ist. In diesem Artikel geht es um den Vergleich von „Überlebenszeiten“ – oder um den Vergleich verschiedener Zeitverläufe bis zu einem definierten Ereignis. Hierfür wird häufig das Hazard-Ratio herangezogen, das im vorliegenden Artikel näher erläutert wird. Um das „Überleben“ von zwei Behandlungsgruppen vergleichen zu können, müssen häufig noch verschiedene Einflussvariablen berücksichtigt werden. Dies geschieht mit einem Regressionsmodell, der sogenannten Cox-Regression. Nach der Lektüre dieses Artikels haben diese Begriffe hoffentlich ihren Schrecken verloren.
English abstract
Why bother with regression models?
In the last article, you learned about the interpretation of survival curves. This article is about the comparison of "survival" – or the time to any defined event. Two survival curves can be summarized with the hazard ratio, which is discussed in more detail in this article. In order to compare the "survival" of two treatment groups – particularly in non-randomised studies – additional variables (potential confounders) must be taken into account. This is done using a regression model, the so-called Cox-regression. After reading this article, hopefully these terms are more familiar to you.
Was bringen neue Therapiestrategien und Krankheitskonzepte bei Asthma und COPD?
Die Heterogenität der Krankheitsverläufe von Asthma bronchiale und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) bei teilweise ähnlichen Symptomen, die Komplexität der inhalativen Therapie und die für viele Patienten schwierige Anwendung der Inhalationssysteme kann im klinischen Alltag zu einer Herausforderung werden. Auf einem von TEVA veranstalteten Satellitensymposium im Rahmen des 121. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) wurde neben der MART(Maintenance and reliever therapy)-Strategie, bei der ein und derselbe Inhalator für die Erhaltungs- und Bedarfstherapie bei Asthma verwendet wird, auch die derzeit noch kontrovers beurteilte klinische Bedeutung eines Asthma-COPD-Overlap-Syndroms (ACOS) als eigenständige Krankheitsentität diskutiert.
Substitutionsausschluss von Inhalativa
Seit Mitte Dezember 2014 sind vom Gemeinsamen Bundesausschluss (G-BA) Arzneimittel bestimmt worden, deren Ersetzung durch ein wirkstoffgleiches Arzneimittel ausgeschlossen ist (Substitutionsausschlussliste). Dazu zählen bislang Betaacetyldigoxin, Ciclosporin, Digoxin, Digitoxin, Levothyroxin-Natrium, Phenytoin und Tacrolimus. Zu weiteren Therapiefeldern werden die Beratungen fortgesetzt. Hierzu zählen unter anderem Inhalativa zur Behandlung von Asthma bronchiale und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Die Berufsverbände deutscher Pneumologen haben in einem Positionspapier ihre Forderung zur Aufnahme der Inhalative in die Substitutionsausschlusssliste erläutert. Priv-Doz. Dr. Christian Geßner ist niedergelassener Pneumologe und Leiter des pneumologisch/onkologisch/internistischen Studienzentrums (POIS) Leipzig. Wir befragten ihn zu den Argumenten für die Aufnahme der Inhalativa in eine Substitutionsausschlussliste.
Hypoglykämie
Erhöhtes Risiko durch Tramadol
Eine Behandlung mit Tramadol scheint mit einem erhöhten Risiko für eine Hypoglykämie einherzugehen, die eine Krankenhauseinweisung erforderlich macht. Besonders problematisch sind die ersten 30 Tage der Therapie. Obwohl diese Nebenwirkung eher selten auftritt, kann sie lebensbedrohliche Folgen haben.
Neuropathische Schmerzen
Capsaicin-Pflaster mit zunehmender Datenlage
Gerade die durch Nervenläsionen entstehenden neuropathischen – im Unterschied zu den nozizeptiven – Schmerzen gelten als behandlungsschwierig und neigen daher zur Chronifizierung. Neben den systemischen Behandlungsansätzen hat das 8%ige Capsaicin-Pflaster QutenzaTM in dieser Indikation als neuere Behandlungsoption seinen Platz gefunden. Auf einem von Astellas unterstützten Symposium während des Schmerzkongresses 2014 in Hamburg stellten Fachärzte nun eine Subgruppen-Analyse der QUEPP-Studie bezüglich Radikulopathien vor. Ferner wurde in der ELEVATE-Studie im Head-to-Head-Vergleich zwischen dem topischen Pflaster und dem Antikonvulsivum Pregabalin eine Nichtunterlegenheit nachgewiesen.
Sichelzellanämie
Mit L-Glutamin weniger Schmerzkrisen
Sichelzellanämie ist eine chronische Erkrankung, für die es nur wenige Behandlungsoptionen gibt. Meistens wird Hydroxycarbamid zur Therapie eingesetzt. Aber wegen der teilweise schweren Nebenwirkungen eignet es sich nicht für alle Patienten. Eine Phase-III-Studie, die während des Jahreskongresses der American Society of Hematology (ASH) vorgestellt wurde, wies auf eine gute Wirksamkeit von täglich verabreichtem oralem L-Glutamin hin.
Morbus Parkinson
Bei gastrointestinaler Symptomatik auf transdermale Applikation wechseln
Motorische Störungen kennzeichnen das Krankheitsbild des Morbus Parkinson. Aber auch nichtmotorische Symptome wie gastrointestinale Beschwerden reduzieren die Lebensqualität. In einer von UCB Pharma organisierten Presseveranstaltung wurden die Ergebnisse einer nichtinterventionellen Studie vorgestellt, in der Patienten mit gastrointestinalen Störungen unter oraler dopaminerger Therapie von einem Wechsel auf eine transdermale Behandlung profitierten.
Hypertonietherapie bei Diabetes mellitus Typ 2
ADVANCE-ON-Studie: Gesamtsterblichkeit und kardiovaskuläre Mortalität langfristig gesenkt
Typ-2-Diabetiker, die zur Blutdrucksenkung über 4,3 Jahre eine Fixkombination aus dem ACE-Hemmer Perindopril und dem Diuretikum Indapamid erhielten, profitierten auch dann noch von der Behandlung, wenn diese abgeschlossen war oder andere Antihypertensiva zum Einsatz kamen. Dies legen die Ergebnisse der ADVANCE-ON-Studie nahe, die auf einem von Servier unterstützten Symposium erläutert wurden.
Menopause
Topisches Estrogen bei urogenitalen Problemen
In der Menopause treten bei zahlreichen Frauen Beschwerden im Urogenitalbereich auf. Eine systematische Übersichtsarbeit kommt zu dem Ergebnis, dass alle handelsüblichen lokal applizierbaren Estrogen-Präparate gut wirksam und verträglich sind.
Dermatologie
Wie häufig sind direkte Schädigungen durch Solarien?
Eine amerikanische Studie zielte erstmals darauf ab, die Prävalenz akuter Solarium-assoziierter Schäden einzuschätzen. Allerdings erwarten die Autoren eine große Dunkelziffer. Nebst stringenten Richtlinien der Solarien ist besonders auch an die Eigenverantwortung der Nutzer zu appellieren.