Prof. Dr. med. Andreas H. Jacobs, Bonn
Mit zunehmendem Lebensalter nehmen Kognition und Mobilität ab. Neben dem Schlaganfall sind Parkinson-Syndrome eine der Hauptursachen für die Entwicklung motorischer Einschränkungen. Somit führen diese Erkrankungen zur Gefährdung der funktionellen Eigenständigkeit und Lebensqualität bis hin zur Pflegebedürftigkeit.
Pathophysiologisch spielt ein dopaminerges Defizit nigro-striataler Projektionen eine zentrale Rolle. Klinisch sind die Parkinson-Syndrome durch eine Symptomkonstellation von Akinese (Bewegungsarmut) in Kombination mit Kardinalsymptomen (Rigor, Ruhetremor, posturale Instabilität) und unterschiedlichen fakultativen Symptomen (sensorisch, vegetativ, psychisch, kognitiv) charakterisiert. In der Diagnostik spielen Bildgebungstechniken einschließlich der Verfahren der molekularen Bildgebung eine entscheidende Rolle.
Therapeutisch wurden für das idiopathische Parkinson-Syndrom (IPS) in den vergangenen Jahren zahlreiche medikamentöse Therapien etabliert, die den zerebralen Dopaminstoffwechsel beeinflussen und über einen langen Zeitraum eine gute symptomorientierte Therapie und Verbesserung der funktionellen Fähigkeiten erlauben.
Ungefähr 75% aller Parkinson-Syndrome sind idiopatisch. Es ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach der Demenz vom Alzheimertyp. Die Prävalenz wird mit 100–250/100000 Personen angegeben. Sie nimmt mit dem Alter zu und beträgt in der Altersgruppe der 75- bis 79-Jährigen bis zu 1800/100000 Personen. Bis zum Jahre 2030 wird es aufgrund der zunehmenden Alterung zu einer Verdoppelung der Erkrankungsfälle weltweit kommen.
Neben dem IPS gibt es genetische Formen (beispielsweise PARK 1–16), die ähnlich dem Morbus Alzheimer zu einem veränderten Proteinmetabolismus mit konsekutiver neuronaler Schädigung führen.
Abgegrenzt werden müssen sekundäre Parkinson-Syndrome, die diverse Ursachen haben können (vaskulär, Normaldruckhydrocephalus, Medikamenten-/Toxin-induziert, Tumor, posttraumatisch, entzündlich, metabolisch). Bei diesen steht die Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund.
Andere neurodegenerative Erkrankungen wie die Lewy-Körperchen-Demenz oder die Multisystematrophie vom Parkinson-Typ werden häufig erst durch den Krankheitsverlauf, das Nichtansprechen auf Levodopa und die Bildgebung differenziert.
Je nach Symptomkonstellation unterscheidet man beim idiopathischen Parkinson-Syndrom einen akinetisch-rigiden Typ, einen Tremordominanz-Typ und einen Äquivalenz-Typ, bei dem Akinese/Rigor und Tremor gleichzeitig ausgeprägt sind.
Regelhaft sollte nach Symptomen gefahndet werden, die Hinweise für das Vorliegen eines atypischen Parkinson-Syndroms im Sinne einer anderen neurodegenerativen Erkrankung geben (z.B. Nichtansprechen auf eine hohe Levodopa-Dosis; Störungen des autonomen Nervensystems; supranukleäre vertikale Blickparese; frühe posturale Instabilität und Stürze; innerhalb des ersten Jahres auftretende Demenz mit Sprach- und Gedächtnisstörungen oder fluktuierende visuelle Halluzinationen; im Vordergrund stehende Dysarthrie und Dysphagie).
Diagnostisch sollten die UK Parkinson’s Disease Society Brain Bank Kriterien angewendet werden. Dabei stehen neben der Stadieneinteilung des Schwergrads nach Hoehn & Yahr und nach der Unified Parkinson’s Disease Rating Scale (UPDRS) eine breite Labordiagnostik und die Bildgebung mittels Magnetresonanztomographie (MRT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET) im Vordergrund.
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