Wie alt sind Sie wirklich?


Dr. Tanja Saußele, Stuttgart

Foto: Ferdinando Iannone

Fettaugen auf der Suppe sind unübersehbar. Aber wie ist es mit erhöhten Blutfettwerten als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen?

Die Bestimmung des individuellen kardiovaskulären Risikos könnte hier zur Veranschaulichung beitragen. Kennen Sie Ihr „Risikoalter“?

Das „Risikoalter“ eines 40-jährigen Rauchers mit einem systolischen Blutdruck von 180 mmHg und Gesamtcholesterolwerten von mehr als 200 mg/dl beträgt zum Beispiel 60 Jahre [1]. Das entspricht dem Alter einer Person desselben Geschlechts ohne Risikofaktoren. Hört die Person auf zu rauchen, ist ihr 10-Jahres-Risiko für einen kardiovaskulären Tod immer noch erhöht, das Risikoalter beträgt aber wieder 40 Jahre [1].

Ab einem Alter von etwa 50 Jahren fallen erhöhte Cholesterolwerte neben erhöhten Blutdruckwerten bei der Bewertung des kardiovaskulären Risikos stärker ins Gewicht [1].

Sogar bereits für die Primärprophylaxe von Personen mit hohem kardiovaskulärem Risiko ist die cholesterolsenkene Therapie mittlerweile unumstritten.

Derzeit besteht immer noch Diskrepanz zwischen US-amerikanischen und europäischen Leitlinien, ob die cholesterolsenkende Therapie zielwertorientiert oder nach einer festen Dosis für bestimmte Risikogruppen durchgeführt werden soll. Obwohl die Deutschen derzeit immer noch Verfechter der „Treat-to-target“-Strategie sind und deshalb weniger Patienten eine cholesterinsenkende Therapie erhalten als in den USA, wurden 2016 5,6 Millionen Menschen mit 2 Milliarden definierten Tagesdosen (DDD) Statinen behandelt [4]. Welche Probleme bei einer Statintherapie auftreten können und welche Therapiealternativen derzeit zur Verfügung stehen, erfahren Sie in der Übersicht von Dr. Rattay und Prof. Benndorf ab Seite 184.

Die neuen PCSK9-Inhibitoren konnten den Cholesterolspiegel in Studien zwar effektiv senken, Langzeitdaten zu harten Endpunkten wie kardiovaskulär bedingter Mortalität hatten aber bislang gefehlt. Deshalb hat der G-BA unter anderem für beide derzeit in Deutschland zugelassenen PCSK9-Inhibitoren keinen Zusatznutzen festgestellt und sie wurden bisher nur für Patienten mit der Indikation für eine Lipoproteinapherese von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet [4]. Nun sind die Daten der Langzeitstudie nicht nur für Evolocumab, sondern auch für Alirocumab veröffentlicht worden. Beide PCSK9-Inhibitoren führten im Vergleich zu einer Statintherapie zu signifikant weniger kardiovaskulären Ereignissen, die kardiovaskuläre Sterblichkeit konnte jedoch nicht reduziert werden [3, 5]. Ob diese Daten mit den derzeitigen Jahrestherapiekosten von über 8000 € eine Änderung der Nutzenbewertung zur Folge haben werden, bleibt abzuwarten.

Trotz der mittlerweile vielseitigen medikamentösen Möglichkeiten, das kardiovaskuläre Risiko zu senken, ist diewichtigste Vorbeugungsmaßnahme, unbedingt das Rauchen einzustellen. Das gilt auch für die Prävention der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD). Hintergründe zu dieser Netzhauterkrankung, ob Nährstoffsupplemente das Fortschreiten einer AMD aufhalten können und was für (ehemalige) Raucher zu beachten ist, erfahren Sie ab Seite 197 in diesem Heft.

Hinzu kommt das Körpergewicht. Ein paar Gramm zuviel auf der Waage spielen vielleicht eine noch größere Rolle, als bisher gedacht. In einer Kohortenstudie aus Großbritannien mit fast 300000 Teilnehmern war das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bereits ab einem BMI von 23 kg/m2 erhöht [2]. Personen gelten bislang erst ab einem BMI von über 25 kg/m2 als übergewichtig. Das Besondere an dieser Studie war: Die Patienten waren relativ jung (Durchschnittsalter 55 Jahre) und hatten zu Beginn der Studie keine kardiovaskulären Vorerkrankungen [2].

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