Dr. Tanja Saußele, Stuttgart
Foto: Ferdinando Iannone
Das Perspektivpapier „Apotheke 2030“, das beim Deutschen Apothekertag 2014 verabschiedet wurde, beschreibt, wie Apotheken ihr heilberufliches Profil schärfen, in einem Netzwerk mit Ärzten und anderen Fachberufen zusammenarbeiten und somit ein echtes Medikationsmanagement für die Patienten ermöglichen.
Dass wir von der breiten Umsetzung noch weit entfernt sind, ist klar: Fehlende bzw. nichtbesetzte Lehrstühle für Klinische Pharmazie an den Universitäten, das Erstellen von bundeseinheitlichen Medikationsplänen ohne die Einbeziehung der Apotheker …
Dennoch existieren bereits viele Projekte, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern. Einige davon wurden auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Pharmazie (DGKPha) vorgestellt.
Um die Grundsteine zu legen, muss natürlich mit der universitären Ausbildung und der Vermittlung entsprechender Fähigkeiten begonnen werden. Durch ein innovatives Modellpraktikum zum Medikationsmanagement an der Universität Leipzig wurde Studenten des achten Fachsemesters der Transfer des erlernten Fachwissens in die Praxis vermittelt. Dabei durchliefen die Studenten verschiedene Stationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und mussten pharmazeutische Aufgabenstellungen anhand realer Patientenfälle und Rollenspiele lösen.
Apothekerin Dorothee Michel, Hamburg, präsentierte auf der DGKPha-Tagung Ergebnisse einer umfassenden Medikationsanalyse bei 72 Patienten in ihrer Apotheke. Bei über der Hälfte der angewendeten Arzneimittel wurden arzneimittelbezogene Probleme (z. B. abgesetzte Arzneimittel, geänderte Einnahmemodalität) detektiert, von denen die meisten gelöst werden konnten. Hervorzuheben war, dass 78 % der Patienten keinen aktuellen schriftlichen Medikationsplan hatten. Für eine schnelle und unkomplizierte Problemlösung ist eine effiziente Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern essenziell. Deshalb müssen auch die Präferenzen der Ärzte hinsichtlich der übermittelten Informationen betrachtet werden.
Im Rahmen des Aktionsbündnisses zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland hat eine Arbeitsgruppe aus Ärzten, Apothekern und Pflegenden ein Konsensuspapier zur interprofessionellen Zusammenarbeit bei Medikationsanalyse und Medikationsmanagement erstellt. Hierin sind sog. Best-Practice-Modelle für die Versorgung im ambulanten und stationären Bereich sowie für die Versorgung in Heimen erstellt worden. Sie enthalten Algorithmen mit einzelnen Prozessschritten beim Medikationsmanagement, die in eine entsprechende Reihenfolge gebracht und einzelnen Professionen zugeordnet wurden.
„Die Möglichkeiten, die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern, sind manchmal auch ganz einfach“, so Prof. Thilo Bertsche, Leipzig, Vorsitzender der DGKPha. Mit unserer Expertise als Apotheker können wir einfache Maßnahmen in unserem Umfeld, z. B. in der öffentlichen Apotheke oder im Krankenhaus, implementieren, um die Arzneimitteltherapie sicherer zu machen.
Beispielsweise sollte man ein besonderes Augenmerk auf eine potenzielle Niereninsuffizienz seiner Patienten legen. Allein das Alter ist ein Hinweisgeber für eine abnehmende Nierenfunktion, denn ab 65 Jahren nimmt die glomeruläre Filtrationsrate ab. Hinzu kommen Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus und arterielle Hypertonie, die das Risiko für eine chronische Nierenerkrankung erhöhen. Im Bericht über die DGKPha-Jahrestagung ab Seite 495 können Sie noch einmal nachlesen, welche Arzneimitteltherapie einen Hinweis auf eine bestehende Nierenerkrankung oder Dialysetherapie geben kann.
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