Dr. Tanja Saußele, Stuttgart
Durch das sog. PUBS (Purple urine bag syndrome) kann sich der Urin im Katheterbeutel violett verfärben. Foto: Muenchbach/stock.Adobe.com
Eine ältere, gebrechliche Demenz-Patientin wurde auf eine internistische Station eines Krankenhauses eingewiesen, da ihre Magensonde nicht mehr richtig funktionierte. Die Patientin war aufgrund einer Pneumonie und rezidivierenden Harnwegsinfektionen immer wieder in stationärer Behandlung. Da bei ihr schon häufiger ein Harnverhalt aufgetreten war, hatte sie einen Dauerkatheter. Während der Aufnahme bemerkte eine Krankenschwester, dass die Farbe des Urins violett war.
Die Patientin hatte das sogenannte PUBS (Purple urine bag syndrome). Hierbei handelt es sich um ein Krankheitsbild bei Patienten mit Blasen-Dauerkathetern und einer Harnwegsinfektion, bei denen sich der Urin violett verfärbt. In den meisten Fällen fließt der Urin noch mit normaler Farbe in den Katheter und wird erst später violett.
Mit violettem Urin werden verschiedene Pathogene in Verbindung gebracht, darunter Pseudomonas aeruginosa, Escherichia coli, Proteus mirabilis, Proteus vulgaris, Providencia rettgeri, Providencia stuartii, Morganella morganii, Klebsiella pneumoniae und Enterokokken.
Typischerweise tritt dieses Syndrom bei älteren Frauen in Pflegeheimen auf. Neben dem Dauerkatheter sind weitere Risikofaktoren alkalischer Urin, Obstipation (wodurch es zu einer erhöhten Absorption von Tryptophan kommt), Dehydrierung und Niereninsuffizienz.
Durch eine Reihe chemischer Reaktionen wird der Urin lila verfärbt. Tryptophan aus der Nahrung wird durch Bakterien im Gastrointestinaltrakt zu Indol metabolisiert. Dieses wird absorbiert und in der Leber zu Indoxylsulfat umgewandelt, das über den Urin ausgeschieden wird. Gramnegative Bakterien, die den Katheter kolonisieren, produzieren die Enzyme Indoxylsulfatase und -phosphatase, die das Indoxylsufat weiter zu Indirubin (rot) und Indigo (blau) umwandeln.
Das PUBS als solches ist harmlos. Bei Patienten ohne Symptome eines Harnwegsinfekts ist eine antibiotische Behandlung nicht notwendig. Hier helfen in der Regel eine erfolgreiche Behandlung der Obstipation und der Austausch des Blasenkatheters.
Bei der im Patientenfall beschriebenen Patientin wurden Proteus mirabilis und Klebsiella pneumoniae im Urin nachgewiesen. Nach dem Austausch des Katheters wurde die Urinfarbe wieder klar.
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