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EditorialDr. Jasmine Naun, Stuttgart

Ein Balanceakt

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ÜbersichtOtto Dietmaier, Aulendorf, und Gerd Laux, Soyen/Waldkraiburg/München

Therapie mit Psychopharmaka

Kombinationstherapien und Interaktionen

Monotherapien werden in den relevanten Leitlinien meist als Therapie der ersten Wahl dargestellt. Die klinische Realität erfordert jedoch häufig wegen ungenügender Effektivität weiterführende Strategien. Aus diesem Grund sind heute Kombinationstherapien bei unipolaren depressiven Störungen und bei Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis weit verbreitet. Bei bipolaren Störungen gehören sie laut der aktuellen DGPPN-Leitlinie zu den wichtigsten Therapieoptionen. Wichtig ist, bei der Kombination von Psychopharmaka zwischen sinnvollen Kombinationstherapien, aber auch potenziell riskanten bzw. kontraindizierten Kombinationsbehandlungen und dabei auftretenden Wechselwirkungen zu differenzieren. Die potenziell klinisch relevanten Interaktionen der wichtigsten Psychopharmaka-Gruppen – Antidepressiva, Stimmungsstabilisierer, Antipsychotika und Tranquilizer – werden behandelt. Üblicherweise werden Arzneimittelinteraktionen in der Pharmakologie in pharmakodynamische und pharmakokinetische Wechselwirkungen unterteilt. Pharmakodynamische Interaktionen betreffen bei Antidepressiva vor allem anticholinerge Effekte, serotonerge Wirkungen, QT-Zeit-Verlängerungen und Blutungsrisiken. Bei Antipsychotika stehen anticholinerge Effekte, Interaktionen am Dopamin-Rezeptor, hämatopoetische Wirkungen und QT-Zeit-Verlängerungen im Vordergrund. Pharmakokinetische Interaktionen sind in der Gruppe der Antidepressiva von besonderer klinischer Bedeutung, da einige Substanzen potente Inhibitoren des Cytochrom-P450-(CYP-)Enzym-Systems sind; Johanniskraut gilt als starker CYP-Induktor. Bei Lithium sind aufgrund der fehlenden Metabolisierung und der ausschließlich renalen Ausscheidung pharmakokinetische Interaktionen im Rahmen der Elimination wichtig.

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BücherforumProf. Dr. Hans-Peter Lipp, Tübingen

Your Arzneimittel is temporarily not available – quo vadis?

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ÜbersichtVerena Stahl, Herdecke

HIV-Präexpositionsprophylaxe

Schutz vor HIV – mehr Risiken für sexuell übertragbare Infektionen?

Mittlerweile prägen drei Strategien den Begriff „Safer Sex“ und sind also in der Lage, den Geschlechtsverkehr hinsichtlich des HIV-Übertragungsrisikos sicherer zu gestalten (nicht vollkommen sicher, das wäre „Safe Sex“): Kondomnutzung, das Prinzip „Schutz durch Therapie“ und die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Alle drei Methoden ergänzen einander und sind wichtige und wirksame Bausteine in der Prävention der verheerenden viralen Erkrankung. Der aktuellste Ansatz, die medikamentöse Prophylaxe, hemmt die frühe Virusvermehrung und hilft so, das Virus zu eliminieren. Bei korrekter Anwendung wird dadurch das Ansteckungsrisiko von HIV-negativen Personen mit hohem Infektionsrisiko äußerst effektiv gesenkt. Die antiretrovirale Kombination besteht aus Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil (z. B. Truvada®), weitere Wirkstoffe und Darreichungsformen befinden sich in der Entwicklung. Die Tablette ist dauerhaft einmal täglich einzunehmen, zusätzlich müssen weitere HIV-Präventionsmaßnahmen ergriffen werden, wie die regelmäßige und korrekte Kondomnutzung, Kenntnis des HIV-Status und regelmäßige Untersuchung auf sexuell übertragbare Infektionen.

FlaggeEnglish abstract

Pre-exposure prophylaxis – good for HIV-prevention but risky for STIs?

To date, three strategies have come to characterize the term "safer sex", i.e. are capable of making sexual intercourse safer in terms of the risk of HIV transmission (not completely safe, that would be "safe sex"): condom use, "treatment as prevention" and HIV pre-exposure prophylaxis (PrEP). All three methods complement each other and are important and effective in the prevention of the devastating viral disease. The most current approach, medical prophylaxis, inhibits early viral replication, helping to eliminate the virus. When used correctly, this is highly effective in reducing the risk of infection for HIV-negative users at high risk of infection. The antiretroviral combination consists of emtricitabine and tenofovirdisoproxil per tablet (e.g. Truvada®); other active ingredients and dosage forms are under development. The tablet is to be taken once daily, in addition other HIV prevention measures must be taken, such as regular and correct condom use, knowledge of HIV status and regular testing for sexually transmitted infections.

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ÜbersichtHermann P. T. Ammon, Tübingen

Weihrauch bei Diabetes mellitus

Ein neues Wirkungsprinzip

Zubereitungen aus dem Harz der Weihrauchbäume (Boswellia species) werden seit Jahrtausenden als Arzneimittel verwendet, in der ayurvedischen Medizin Indiens unter der Bezeichnung „Salai guggal“, im Westen als „Olibanum“. Bis in die 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts war Olibanum Bestandteil des Deutschen Arzneibuchs. Seine Anwendung ist/war vielfältig, unter anderem bei entzündlichen Erkrankungen und Geschwülsten. 1986 erschien die erste tierexperimentelle Arbeit, die eine entzündungshemmende Wirkung eines alkoholischen Extrakts aus dem Harz von Boswellia serrata nahelegte [23]. Es folgten weitere präklinische und klinische Studien, die sich mit der entzündungshemmenden Wirkung von Extrakten und Inhaltsstoffen des Harzes befassten [2]. Zu ihnen zählten auch einige Berichte zu einer möglichen Wirkung bei Diabetes mellitus. In dieser Übersicht sind letztere zusammengetragen und bewertet (siehe auch [3]).

FlaggeEnglish abstract

Frankincense for diabetes

Frankincense which is the gum resin of Boswellia species has been used for thousands of years for treatment of a variety diseases. More than 216 compounds have been iidentified in the resin. Among these are 11-keto-β-boswellic acid (KBA) and acetyl-11-keto-β-boswellic acid (AKBA) which received special attention through their anti-inflammatory activity. The pharmacological active compounds including 11-keto-β-boswellic acids have been shown to inhibit 5-lipoxygenase and the expression of proinflammatory cytokines in various immune competent cells including IL-1, IL-2, IL-6, INF-γ and TNF-α. In this review present evidence of the therapeutic effects of boswellic extracts (BE) and/or 11-keto-β-boswellic acids in the prevention/treatment of diabetes mellitus is discussed together with comprehensive insights into the underlying model of their mechanism of action.

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BerichtHeike Oberpichler-Schwenk, Stuttgart

Die Balance zwischen Wirkung und Nebenwirkungen finden

Bericht vom DGPPN-Kongress 2020

Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) fand vom 26. bis 28. November 2020 statt, wie viele andere Kongresse des Jahres 2020 als Digitalveranstaltung. In zahlreichen Symposien und Einzelvorträgen wurden diagnostische und therapeutische, soziale und ethische Aspekte des Fachs diskutiert. In mehr als 30 State-of-the-Art-Symposien zu Themen von A wie ADHS bis Z wie Zwangsstörungen präsentierten Experten den Behandlungsstandard psychischer Störungen einschließlich deren medikamentöser Therapie. Im Mittelpunkt stand die Psychopharmakotherapie in zwei State-of-the-Art-Symposien zum Management ihrer Neben- und Wechselwirkungen und zum Absetzen von Psychopharmaka.

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Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Omega-3-Fettsäuren

Keine Senkung des kardiovaskulären Risikos, aber mehr Vorhofflimmern

Zwei neue Studien, die bei den virtuellen Scientific Sessions 2020 der American Heart Association vorgestellt wurden, ergaben, dass Omega-3-Carbonsäuren kardiovaskuläre Ereignisse nicht verhindern können. In beiden Studien nahm jedoch neu aufgetretenes Vorhofflimmern zu.

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Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Nebenwirkungen durch Statine

SAMSON-Studie belegt hohen Nocebo-Effekt

Von Patienten häufig beklagte Nebenwirkungen der Statine werden offenbar meist nicht durch das Medikament selbst ausgelöst, sondern beruhen vermutlich auf einem Nocebo-Effekt. Nach den Ergebnissen der SAMSON-Studie berichten die Patienten 90 % der Statin-bedingten Nebenwirkungen auch bei Einnahme von Placebo. Sie wurde bei den virtuellen Scientific Sessions 2020 der American Heart Association (AHA) am 15. November 2020 vorgestellt und parallel als Brief im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

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Referiert & kommentiertDr. Petra Jungmayr, Esslingen

Krebsstatistik 2020

Krebserkrankungen bei Heranwachsenden und jungen Erwachsenen

2020 werden in den USA voraussichtlich ungefähr 89 500 Heranwachsende und junge Erwachsene neu an Krebs erkrankt, 9270 von ihnen werden verstorben sein. Welche Tumorentitäten sind am häufigsten und gibt es ethnische Unterschiede bei der Häufigkeit der Erkrankungen? Eine amerikanische Arbeitsgruppe ging diesen Fragen nach und schätzte Inzidenz, Überleben und Mortalität der Betroffenen.

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Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Fieber und Schmerzen im Kleinkindalter

Leichte Überlegenheit von Ibuprofen gegenüber Paracetamol

Die Ergebnisse einer großen Metaanalyse belegen, dass Ibuprofen gegenüber Paracetamol bei Kindern unter zwei Jahren innerhalb der ersten 24 Behandlungsstunden Fieber und Schmerz stärker reduzieren kann. Im Sicherheitsprofil der beiden Substanzen wurden keine großen Unterschiede gefunden.