Saskia Fechte, Stuttgart
Foto: Ferdinando Iannone
Für viele Frauen und die meisten Männer ist die Hormonumstellung zum Ende der fruchtbaren Lebensphase gar kein Thema. Überhaupt ist das Klimakterium ein Chamäleon, das sich nicht an allgemeingültige Regeln hält. Ab wann, über welchen Zeitraum und wie genau sich die Hormonproduktion verändert, ist genauso individuell unterschiedlich und unvorhersehbar wie das Auftreten damit verknüpfter Beschwerden. Etwa ein Drittel der Frauen um die 50 empfindet die Wechseljahre als belastend und erfährt eine deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität [2]. Dann ist eine medizinische Behandlung sinnvoll, auch wenn keine Erkrankung im eigentlichen Sinn vorliegt. Die meistgenannten quälenden Symptome sind vasomotorischer Art: Hitzewallungen und Schweißausbrüche.
Die sogenannte Hormonersatztherapie (HRT) ist eine bewährte und evidenzbasierte Option gegen Wechseljahresbeschwerden. Sie soll laut S3-Leitlinie Frauen mit vasomotorischen Beschwerden im Rahmen einer entsprechenden Aufklärung angeboten werden [1]. Voraussetzung ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung in jedem einzelnen Fall. Im Raum stehen ein erhöhtes Brustkrebsrisiko unter Langzeitanwendung sowie vermehrte Herz-Kreislauf-Ereignisse. Zum Einsatz kommen Estrogene, entweder als Monotherapie oder in Kombination mit Gestagenen, oder auch Tibolon. Nach einem regelrechten Anti-Aging-Hype um die HRT Ende der 60er-Jahre und trotz der Vermarktung „bioidentischer Hormone“ wächst heute wieder der Wunsch nach hormonfreien Alternativen.
Viele Frauen greifen zu Phytopharmaka. Verschiedenste OTC-Präparate mit Traubensilberkerze (Cimicifuga), Rhapontikrhabarber oder Isoflavonen aus Soja und Rotklee stehen zur Wahl. Die aktuelle Leitlinie formuliert bei vasomotorischen Symptomen immerhin einen möglichen Nutzen und eine Kann-Empfehlung für Isoflavone und Cimicifuga-Präparate [1]. Insbesondere bei der Traubensilberkerze schränken eine mangelnde Arzneimitteltherapiesicherheit sowie mögliche Interaktionen mit anderen Wirkstoffen die Anwendung jedoch ein. Einen Versuch wert ist zudem eine gesunde Lebensweise: Nichtrauchen, ausgewogene Ernährung, körperliche Aktivität, Entspannung und Schlafhygiene; bei akuten Hitzewallungen ein Ventilator und Unterarm-Wechselbäder. Vermutlich spielt außerdem die persönliche Einstellung gegenüber diesem Lebensabschnitt eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Eine ganz andere Strategie verfolgt das relativ frisch zugelassene Fezolinetant. Der Neurokinin-3-Rezeptorantagonist zielt auf thermoregulatorische Gehirnfunktionen ab und sucht somit den direkten Hebel für die Entstehung der gefürchteten Hitzewallungen. Details zum Wirkmechanismus, den Indikationen und zur Pharmakokintik lesen Sie ab Seite 191 in dieser Ausgabe. Inwiefern dieser neue Wirkstoff eine Lücke zwischen Hormontherapie und bisherigen OTC-Präparaten schließen kann, wird die Zukunft zeigen.
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