Dr. Tanja Saußele, Stuttgart
Foto: Ferdinando Iannone
Kennen Sie auch Personen, die beim Essen sofort den Salzstreuer zur Hand nehmen, ohne vorher probiert zu haben?
Dass der Konsum von Kochsalz in der deutschen Bevölkerung viel zu hoch ist, haben die Ergebnisse der DEGS-Studie (Deutsches Erwachsenen Gesundheitssurvey) bereits gezeigt [2]. Diese vom Robert Koch-Institut (RKI) durchgeführte Studie ist Bestandteil des Gesundheitsmonitorings und brachte eine geschätzte tägliche Salzaufnahme von durchschnittlich 8,4 g bei Frauen und 10 g bei Männern zum Vorschein. Die empfohlene Zufuhr liegt allerdings bei einer Menge von maximal 6 g [3]. Hauptgrund für diese erhöhte Zufuhr ist allerdings nicht das Nachsalzen, sondern der Kosum von verarbeiteten Lebensmitteln. Fast ein Viertel des täglich aufgenommenen Salzes stammt bei Erwachsenen aus Brot, gefolgt von Fleischerzeugnissen (inklusive Wurstwaren), Käse sowie Milchprodukten.
Ein Ansatz, den Kochsalz-Konsum zu reduzieren, ist der Ersatz von NaCl durch KCl. Daten der Salt Substitute and Stroke Study (SSaSS) mit fast 21 000 Menschen aus 600 chinesischen Dörfern deuten auf einen positiven Effekt der Verwendung von KCl anstatt NaCl hin [4]. Die Studienteilnehmer hatten entweder bereits einen Schlaganfall gehabt oder waren über 60 Jahre alt und litten an schlecht eingestelltem Bluthochdruck. 300 Dörfer blieben beim klassischen Kochsalz, die anderen 300 Dörfer nutzten ein Ersatzprodukt (75 % NaCl und 25 % KCl). Die Schlaganfallrate war unter dem Ersatzprodukt signifikant niedriger als in der Kochsalzgruppe (29,14 Ereignisse vs. 33,65 Ereignisse pro 1000 Personenjahre; p = 0,006). Ebenso wurde eine Reduktion schwerer kardiovaskulärer Ereignisse und Tod (p < 0,001) beobachtet.
Diese Daten hören sich vielversprechend an. Aber warum hält KCl dann keinen Einzug in unsere Küchen? Haben Sie KCl schon einmal probiert? Zum einen ist der Geschmack eher gewöhnungsbedürftig und wird als metallisch bis bitter beschrieben. Zum anderen besteht bei einer zu hohen Kaliumzufuhr die Gefahr einer Hyperkaliämie. In der chinesischen Studie wurde zwar keine erhöhte Hyperkaliämierate beobachtet, jedoch kann eine erhöhte Kaliumzufuhr gerade bei Menschen mit Niereninsuffizienz oder unter Therapie mit bestimmten Arzneistoffen gefährlich werden. Welche Arzneistoffe das sind, welche Symptome bei einer Hyperkaliämie auftreten und wie eine Hyperkaliämie letztendlich behandelt wird, erfahren Sie in unserem im Beitrag. Die beste Lösung ist sicherlich, so gut wie möglich auf Fertigprodukte zu verzichten, die neben viel Salz häufig auch reichlich Fett und Zucker enthalten. Mit der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten soll dieser Vorsatz bis 2025 umgesetzt werden [1].
Nicht nur die Kationen Natrium und Kalium spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation des Wasser- und Elektrolythaushalts. Auch das Chloridion ist entscheidend. Wenn der Transport dieses mengenmäßig vorherrschenden Anions der extrazellulären Flüssigkeit aufgrund defekter Ionenkanäle jedoch nicht richtig funktioniert, sind die Konsequenzen fatal. Beispiele sind Epilepsie, das Salzverlust-Syndrom und auch die Mukoviszidose.
Bei letzterer Erkrankung kommt es zu einem erblich bedingt gestörten Chloridtransport in sezernierenden Epithelzellen. Dies resultiert zum einen in einer Zunahme der Sekretviskosität – insbesondere in Lunge und Nasennebenhöhlen – und zum anderen in einer irreversiblen exokrinen Pankreasinsuffizienz.
Ein Update zur Mukoviszidose, sowohl die Diagnostik als auch die Therapie betreffend, erhalten Sie in unserem Bericht.
Viel Spaß beim Lesen dieser gesalzenen Ausgabe der MMP!
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