Susanne Heinzl
Jedes Jahr sterben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 5,1 Mio. Menschen an einem Schlaganfall. In Europa sind 49 % aller Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedingt, ein Drittel davon wiederum ist auf einen Schlaganfall zurückzuführen. Ein Schlaganfall ist die häufigste Ursache für eine teilweise oder völlige Pflegebedürftigkeit.
Prinzipiell treten zwei Formen des Schlaganfalls auf, nämlich der so genannte ischämische Schlaganfall, der durch einen Verschluss im Bereich der hirnversorgenden Gefäße entsteht, und der hämorrhagische Schlaganfall, bei dem es nach Platzen eines Gefäßes im Gehirn oder im Subarachnoidal-Raum zu Einblutungen kommt.
Der ischämische Schlaganfall ist mit 80 bis 85 % aller Fälle die weitaus überwiegende Form.
Wie auch beim Herzinfarkt, zählt für eine erfolgreiche Behandlung des Schlaganfalls jede Minute. Je länger es dauert, bis der Patient therapiert wird, umso größer ist das Risiko für bleibende Beeinträchtigungen.
Eine erfolgreiche Behandlung des ischämischen Schlaganfalls ist unter bestimmten Voraussetzungen mit dem Fibrinolytikum Alteplase (Actilyse®) möglich, das in Deutschland für diese Indikation seit August 2000, europaweit seit Januar 2003 zugelassen ist. Eine Voraussetzung für die Anwendung des Fibrinolytikums ist, dass mit geeigneten Verfahren, beispielsweise einer Computertomographie, ein hämorrhagischer Schlaganfall sicher ausgeschlossen werden kann. Die Patienten müssen also „das Glück haben“, in eine entsprechend ausgestattete Klinik gebracht zu werden. Optimal sind Krankenhäuser mit so genannten „Stroke Units“, die es immer häufiger in Deutschland gibt. Dort sind auch Ärzte verfügbar, die im Umgang mit dem Fibrinolytikum bei der Indikation Schlaganfall Erfahrung haben – eine weitere wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Anwendung. Und schnell muss es gehen, denn die Therapie ist nur dann indiziert, wenn sie innerhalb von drei Stunden nach Symptombeginn durchgeführt werden kann. Nur für dieses Zeitfenster liegen Daten aus kontrollierten Studien vor.
Gepoolte Daten aus sechs Studien mit Alteplase bei 2 776 Patienten mit ischämischem Schlaganfall zeigen eindeutig, dass die Therapie dann am erfolgreichsten ist, wenn die Patienten in den ersten 90 Minuten nach Symptombeginn behandelt werden, in der Zeit von 90 bis 180 Minuten nach Symptombeginn ist die Therapie zwar auch noch wirksam, die Erfolgsrate nimmt aber schon deutlich ab. Dass sich diese Behandlung „rechnet“, leuchtet fast von selbst ein, denn die Kosten für die Betreuung von Schlaganfall-Patienten, die pflegebedürftig werden, sind immens.
Während der Herzinfarkt wegen der dabei auftretenden starken Schmerzen oft relativ dramatisch abläuft, ist dies beim Schlaganfall meist nicht der Fall. Die Symptomatik ist viel unklarer, deshalb zögern Angehörige und Patienten oft, bis sie den Rettungsdienst oder den Notarzt alarmieren. Ein „Umweg“ über den Hausarzt kostet in diesen Fällen ebenfalls nur wertvolle Zeit.
Ein Schlaganfall verläuft in der Regel ohne Schmerzen. Bei folgenden Symptomen sollte sofort ein Rettungsdienst alarmiert werden:
- Lähmungen in Armen und/oder Beinen
- Sprechstörungen
- Sehstörungen, häufig mit Einschränkungen des Sehens nach einer Seite (aber nicht auf einem Auge)
Für Ihre Kunden könnten Sie in Ihrer Apotheke ein Merkblatt mit diesen und anderen Hinweisen auslegen und zum Beispiel Kliniken mit entsprechend ausgestatteten Stationen (Stroke Units) in Ihrem Umkreis aufführen. Denn im Notfall bleibt zur Suche danach keine Zeit.
sheinzl@wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de
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