EditorialSusanne Heinzl

Comet oder Schnuppe?

Pharmakologie aktuell

Fusionshemmer zur HIV/AIDS-Therapie

Die neue Wirkstoffklasse der Fusionshemmer verhindert die Fusion des HI-Virus mit der Wirtszelle. Die bisher zur Therapie der HIV-Infektion verfügbaren antiretroviralen Wirkstoffe hemmen dagegen die Virusreplikation, wenn das Virus die Wirtszelle bereits infiziert hat. Der erste Vertreter der Fusionshemmer, das subkutan injizierbare Peptid Enfuvirtid (Fuzeon®), ist bisher ausschließlich zur Therapie bei intensiv vorbehandelten HIV-Patienten mit Therapieversagen unter einer hochaktiven Kombinationstherapie (HAART) zugelassen. Enfuvirtid senkt in solchen Fällen die Zahl der HIV-RNS-Kopien und erhöht die CD4-Zellzahl über 48 Wochen signifikant. Studienergebnisse zur Lebensverlängerung oder Lebensqualität liegen wie bei vielen anderen HIV-Therapeutika nicht vor.

ÜbersichtWillm Uwe Kampen, Norbert Czech, Schirin Massoudi, Maaz Zuhayra, Winfried Brenner und Eberhard Henze, Kiel

Radiosynoviorthese

Nuklearmedizinische Therapie bei entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen

Bei der Behandlung von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen steht die systemische, antiphlogistische und analgetische Pharmakotherapie mit verschiedenen Basistherapeutika und NSAR an erster Stelle. Vor allem bei der primär chronischen Polyarthritis lässt sich auf diese Weise bei vielen Patienten eine zufriedenstellende klinische Situation erreichen. Dennoch zeigen einzelne Gelenke häufig therapierefraktäre Schmerzen und rezidivierende Schwellungen, sodass zusätzliche, lokale Behandlungsstrategien zur Anwendung kommen. Bei primär degenerativen Gelenkschäden mit sekundär entzündlicher Begleitreaktion (aktivierter Arthrose) spielen darüber hinaus systemische Therapien kaum eine Rolle. Neben physikalischen Maßnahmen ist in all diesen Fällen vor allem die intraartikuläre Injektion von Glucocorticoiden verbreitet. Im weiteren Krankheitsverlauf kommen als letzte Maßnahmen chirurgisch-orthopädische Therapieverfahren zum Einsatz, die aber aufgrund ihrer Invasivität häufig mit einer größeren Komorbidität für die Patienten einhergehen.

ÜbersichtHermann P. T. Ammon, Tübingen*

Boswelliasäuren (Inhaltsstoffe des Weihrauchs) zur Behandlung chronisch entzündlicher Erkrankungen

Zubereitungen aus Salai guggal, dem Harz des indischen Weihrauchbaums, werden in Indien in der traditionellen Medizin zur Behandlung von Entzündungen angewendet. Inhaltsstoffe des Weihrauchs, die an der entzündungshemmenden Wirkung beteiligt sein dürften, sind Boswelliasäuren (pentazyklische Triterpene). Diese hemmen in nicht kompetitiver Weise die Aktivität der 5-Lipoxygenase und führen so am Modell neutrophiler Granulozyten zur Hemmung der Leukotrien-Biosynthese. Die Wirkung erfolgt nach Bindung von Boswelliasäuren an das Enzym. Es gibt eine Reihe chronisch entzündlicher Erkrankungen, für deren Fortgang eine erhöhte Leukotrien-Biosynthese mitverantwortlich gemacht wird. Darüber hinaus wurde für bestimmte Boswelliasäuren eine Hemmung der Leukozytenelastase sowie Hemmung der Proliferation, Induktion von Apoptose und Hemmung von Topoisomerasen bei Leukoma- und Gliomazelllinien beschrieben. In klinischen Untersuchungen konnte bisher eine Wirksamkeit bei Patienten mit chronischer Polyarthritis, Colitis ulcerosa, chronischer Kolitis, Morbus Crohn, Asthma bronchiale und peritumoralem Hirnödem beobachtet werden.

ÜbersichtMichael Reiß, Görlitz, und Gilfe Reiß, Dresden

Entzündungen in Mund und Rachenraum

Entzündliche Veränderungen der Schleimhaut gehören zu den häufigsten Erkrankungen des Mund- und Rachenraums. Entzündungen des Rachens (Pharynx) breiten sich im Allgemeinen über Nasen-, Mund- und Kehlkopfrachen aus, sind aber gelegentlich in der einen oder anderen Etage besonders ausgeprägt. Sie können sowohl hauptsächlich die Schleimhaut als auch vorwiegend das lymphatische Gewebe betreffen. Behandelt wird meist lokal mit entzündungshemmenden und antiseptischen oder auch schmerzstillenden Mitteln. Die Ursachen solcher Entzündungen können infektiös (Bakterien, Viren, Pilze) und nichtinfektiös (physikalische oder chemische Noxen) sein.

MMP-InformationsforumDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Osteoporose

Günstiger Einfluss von Vitamin K

Vitamin K ist Kofaktor bei der Gamma-Carboxylierung von verschiedenen Glutamat-haltigen Proteinen. Dieser Vorgang spielt auch bei der Knochenkalzifizierung eine Rolle. Verschiedene klinische Befunde sprechen für einen günstigen Einfluss von Vitamin K auf die Knochendichte.

MMP-InformationsforumDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Vitamine

Hohe Vitamin-A-Spiegel machen Knochen brüchig

Epidemiologische Untersuchungen und Tierversuche lassen vermuten, dass hohe Vitamin-A-Spiegel die Knochen brüchiger werden lassen. Eine schwedische Kohortenstudie legt denselben Schluss nahe.

MMP-InformationsforumAlexandra Hennemann, Stuttgart

Angiotensin-Rezeptorantagonisten

Losartan senkt Schlaganfall-Risiko

Für die Schlaganfallprävention bei Hypertonikern ist es nicht nur von Bedeutung, wie stark der Blutdruck gesenkt wird, sondern auch mit welchem Wirkstoff. Für Losartan (Lorzaar®) konnte in der LIFE-Studie für den Schlaganfall eine relative Risikoreduktion um 25 % gezeigt werden.

MMP-InformationsforumDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

ASCOT-LLA

Primärprävention des Herzinfarkts mit Atorvastatin

Bei Hypertonikern mit mehreren kardiovaskulären Risikofaktoren, aber nur mäßig erhöhten Cholesterolspiegeln, lässt sich das Herzinfarktrisiko dennoch deutlich verringern, wenn zusätzlich zur antihypertensiven Therapie der CSE-Hemmer Atorvastatin (Sortis®) gegeben wird. Das ergab die ASCOT-LLA (Angloscandinavian cardiac outcomes trial – lipid lowering arm).

MMP-InformationsforumHolzgerlingen

Kardiovaskuläres Risiko

C-reaktives Protein als prognostischer Faktor

Bei Frauen in der Women’s Health Study ergab sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen höheren Konzentrationen an C-reaktivem Protein und einem erhöhten Risiko für koronare Herzerkrankungen. C-reaktives Protein hatte einen höheren prognostischen Wert als LDL-Cholesterol.

MMP-InformationsforumProf. Dr. med. H. C. Diener, Essen

NSAR

Keine erhöhte Gefahr für zerebrale Blutungen

Die Einnahme anderer nichtsteroidaler Antirheumatika als Acetylsalicylsäure erhöht nicht das Risiko einer zerebralen Blutung oder einer Subarachnoidalblutung, schützt aber auch nicht vor einem ischämischen Insult.

MMP-InformationsforumProf. Dr. med. Hans Christoph Diener, Essen

Episodischer Spannungskopfschmerz

Paracetamol genauso wirksam wie ein nichtsteroidales Antirheumatikum

Sowohl 1 000 mg Paracetamol wie 375 mg Naproxen sind bei der Behandlung des episodischen Spannungskopfschmerzes wirksam.

MMP-InformationsforumEssen

Kopfschmerzen

Prophylaxe mit Injektionen von Botulinumtoxin

In letzter Zeit wird zunehmend die lokale Injektion von Botulinumtoxin in perikranielle und Nackenmuskeln zur Prophylaxe von primären Kopfschmerzen propagiert und durchgeführt. Eine Auswertung der bisher publizierten Studien zeigt aber, dass die Wirksamkeit dieser Therapie bisher wissenschaftlich nicht belegt ist.

MMP-InformationsforumProf. Dr. med. Hans Christoph Diener, Essen

Akute Migräneattacken

Vergleich Rizatriptan versus Ergotamin/Coffein

In einer doppelblinden Crossover-Studie waren 10 mg Rizatriptan (Maxalt®) signifikant wirksamer zur Behandlung akuter Migräneattacken als die Kombination von 2 mg Ergotamin und 200 mg Coffein.

MMP-InformationsforumDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Antiepileptika

Paradoxe epileptische Anfälle verleiten zur Dosiserhöhung

Antiepileptika können paradoxerweise epileptische oder epileptiforme Anfälle auslösen. Das kann zur kontraproduktiven Erhöhung der Dosis Anlass geben.

MMP-InformationsforumBettina Polk, Suttgart

Trabectedin

Neuer Wirkstoff aus dem Meer

Vor 16 Jahren hat die Firma PharmaMar ihre Forschungsarbeit begonnen, mit dem Ziel, neue Wirkstoffe gegen Krebs aus dem Meer zu entdecken und zu erforschen. Trabectedin (ET-743, geplanter Handelsname YondelisTM) wird vor allem bei Weichteilsarkomen geprüft.

MMP-InformationsforumKöln

Asthma bronchiale

Ciclesonid – ein neues inhalierbares Glucocorticoid

Ciclesonid ist ein inhalierbares Glucocorticoid der dritten Generation zur Behandlung des Asthma bronchiale in allen Schweregraden. Die Substanz wird erst in der Lunge aktiviert. So werden lokale unerwünschte Wirkungen in Mund und Rachen vermieden, systemische unerwünschte Wirkungen treten nicht auf. Die Substanz befindet sich derzeit in der klinischen Phase IIIb.

MMP-InformationsforumDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Malaria-Prophylaxe

Chemoprophylaxe oder Stand-by-Therapie?

Bei Reisen in Malaria-Gebiete ist neben der Expositionsprophylaxe eine Chemoprophylaxe unverzichtbar. Eine mögliche Alternative für bestimmte Situationen ist die Notfalltherapie mit einem Stand-by-Mittel. Neben Mefloquin (Lariam®) und Atovaquon-Proguanil (Malarone®) wird jetzt auch Doxycyclin zur Chemoprophylaxe empfohlen.

MMP-InformationsforumHolzgerlingen

Asthma bronchiale

Neue Einblicke in die Pathogenese

Entzündliche Reaktionen spielen bei der Pathogenese von Asthma bronchiale eine entscheidende Rolle. Neue immunologische und molekulare Ansätze ermöglichen Einblicke in die Natur dieser inflammatorischen Prozesse.

MMP-InformationsforumRosemarie Ziegler, Albershausen

Zervixkarzinom

Impfstoff gegen humanes Papillomavirus Typ 16 wirksam

Durch Immunisierung mit Papillomavirus-ähnlichen Partikeln konnten in einer kontrollierten klinischen Studie bei jungen Frauen Neuinfektionen und zervikal-intraepitheliale Neoplasien verhindert werden.

MMP-Informationsforumbp

Alkoholsucht

Mögliche genetische Ursache entdeckt