Comet oder Schnuppe?
Fusionshemmer zur HIV/AIDS-Therapie
Die neue Wirkstoffklasse der Fusionshemmer verhindert die Fusion des HI-Virus mit der Wirtszelle. Die bisher zur Therapie der HIV-Infektion verfügbaren antiretroviralen Wirkstoffe hemmen dagegen die Virusreplikation, wenn das Virus die Wirtszelle bereits infiziert hat. Der erste Vertreter der Fusionshemmer, das subkutan injizierbare Peptid Enfuvirtid (Fuzeon®), ist bisher ausschließlich zur Therapie bei intensiv vorbehandelten HIV-Patienten mit Therapieversagen unter einer hochaktiven Kombinationstherapie (HAART) zugelassen. Enfuvirtid senkt in solchen Fällen die Zahl der HIV-RNS-Kopien und erhöht die CD4-Zellzahl über 48 Wochen signifikant. Studienergebnisse zur Lebensverlängerung oder Lebensqualität liegen wie bei vielen anderen HIV-Therapeutika nicht vor.
Radiosynoviorthese
Nuklearmedizinische Therapie bei entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen
Bei der Behandlung von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen steht die systemische, antiphlogistische und analgetische Pharmakotherapie mit verschiedenen Basistherapeutika und NSAR an erster Stelle. Vor allem bei der primär chronischen Polyarthritis lässt sich auf diese Weise bei vielen Patienten eine zufriedenstellende klinische Situation erreichen. Dennoch zeigen einzelne Gelenke häufig therapierefraktäre Schmerzen und rezidivierende Schwellungen, sodass zusätzliche, lokale Behandlungsstrategien zur Anwendung kommen. Bei primär degenerativen Gelenkschäden mit sekundär entzündlicher Begleitreaktion (aktivierter Arthrose) spielen darüber hinaus systemische Therapien kaum eine Rolle. Neben physikalischen Maßnahmen ist in all diesen Fällen vor allem die intraartikuläre Injektion von Glucocorticoiden verbreitet. Im weiteren Krankheitsverlauf kommen als letzte Maßnahmen chirurgisch-orthopädische Therapieverfahren zum Einsatz, die aber aufgrund ihrer Invasivität häufig mit einer größeren Komorbidität für die Patienten einhergehen.
Boswelliasäuren (Inhaltsstoffe des Weihrauchs) zur Behandlung chronisch entzündlicher Erkrankungen
Zubereitungen aus Salai guggal, dem Harz des indischen Weihrauchbaums, werden in Indien in der traditionellen Medizin zur Behandlung von Entzündungen angewendet. Inhaltsstoffe des Weihrauchs, die an der entzündungshemmenden Wirkung beteiligt sein dürften, sind Boswelliasäuren (pentazyklische Triterpene). Diese hemmen in nicht kompetitiver Weise die Aktivität der 5-Lipoxygenase und führen so am Modell neutrophiler Granulozyten zur Hemmung der Leukotrien-Biosynthese. Die Wirkung erfolgt nach Bindung von Boswelliasäuren an das Enzym. Es gibt eine Reihe chronisch entzündlicher Erkrankungen, für deren Fortgang eine erhöhte Leukotrien-Biosynthese mitverantwortlich gemacht wird. Darüber hinaus wurde für bestimmte Boswelliasäuren eine Hemmung der Leukozytenelastase sowie Hemmung der Proliferation, Induktion von Apoptose und Hemmung von Topoisomerasen bei Leukoma- und Gliomazelllinien beschrieben. In klinischen Untersuchungen konnte bisher eine Wirksamkeit bei Patienten mit chronischer Polyarthritis, Colitis ulcerosa, chronischer Kolitis, Morbus Crohn, Asthma bronchiale und peritumoralem Hirnödem beobachtet werden.
Entzündungen in Mund und Rachenraum
Entzündliche Veränderungen der Schleimhaut gehören zu den häufigsten Erkrankungen des Mund- und Rachenraums. Entzündungen des Rachens (Pharynx) breiten sich im Allgemeinen über Nasen-, Mund- und Kehlkopfrachen aus, sind aber gelegentlich in der einen oder anderen Etage besonders ausgeprägt. Sie können sowohl hauptsächlich die Schleimhaut als auch vorwiegend das lymphatische Gewebe betreffen. Behandelt wird meist lokal mit entzündungshemmenden und antiseptischen oder auch schmerzstillenden Mitteln. Die Ursachen solcher Entzündungen können infektiös (Bakterien, Viren, Pilze) und nichtinfektiös (physikalische oder chemische Noxen) sein.
Osteoporose
Günstiger Einfluss von Vitamin K
Vitamin K ist Kofaktor bei der Gamma-Carboxylierung von verschiedenen Glutamat-haltigen Proteinen. Dieser Vorgang spielt auch bei der Knochenkalzifizierung eine Rolle. Verschiedene klinische Befunde sprechen für einen günstigen Einfluss von Vitamin K auf die Knochendichte.
Vitamine
Hohe Vitamin-A-Spiegel machen Knochen brüchig
Epidemiologische Untersuchungen und Tierversuche lassen vermuten, dass hohe Vitamin-A-Spiegel die Knochen brüchiger werden lassen. Eine schwedische Kohortenstudie legt denselben Schluss nahe.
Angiotensin-Rezeptorantagonisten
Losartan senkt Schlaganfall-Risiko
Für die Schlaganfallprävention bei Hypertonikern ist es nicht nur von Bedeutung, wie stark der Blutdruck gesenkt wird, sondern auch mit welchem Wirkstoff. Für Losartan (Lorzaar®) konnte in der LIFE-Studie für den Schlaganfall eine relative Risikoreduktion um 25 % gezeigt werden.
ASCOT-LLA
Primärprävention des Herzinfarkts mit Atorvastatin
Bei Hypertonikern mit mehreren kardiovaskulären Risikofaktoren, aber nur mäßig erhöhten Cholesterolspiegeln, lässt sich das Herzinfarktrisiko dennoch deutlich verringern, wenn zusätzlich zur antihypertensiven Therapie der CSE-Hemmer Atorvastatin (Sortis®) gegeben wird. Das ergab die ASCOT-LLA (Angloscandinavian cardiac outcomes trial – lipid lowering arm).
Kardiovaskuläres Risiko
C-reaktives Protein als prognostischer Faktor
Bei Frauen in der Women’s Health Study ergab sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen höheren Konzentrationen an C-reaktivem Protein und einem erhöhten Risiko für koronare Herzerkrankungen. C-reaktives Protein hatte einen höheren prognostischen Wert als LDL-Cholesterol.
NSAR
Keine erhöhte Gefahr für zerebrale Blutungen
Die Einnahme anderer nichtsteroidaler Antirheumatika als Acetylsalicylsäure erhöht nicht das Risiko einer zerebralen Blutung oder einer Subarachnoidalblutung, schützt aber auch nicht vor einem ischämischen Insult.
Episodischer Spannungskopfschmerz
Paracetamol genauso wirksam wie ein nichtsteroidales Antirheumatikum
Sowohl 1 000 mg Paracetamol wie 375 mg Naproxen sind bei der Behandlung des episodischen Spannungskopfschmerzes wirksam.
Kopfschmerzen
Prophylaxe mit Injektionen von Botulinumtoxin
In letzter Zeit wird zunehmend die lokale Injektion von Botulinumtoxin in perikranielle und Nackenmuskeln zur Prophylaxe von primären Kopfschmerzen propagiert und durchgeführt. Eine Auswertung der bisher publizierten Studien zeigt aber, dass die Wirksamkeit dieser Therapie bisher wissenschaftlich nicht belegt ist.
Akute Migräneattacken
Vergleich Rizatriptan versus Ergotamin/Coffein
In einer doppelblinden Crossover-Studie waren 10 mg Rizatriptan (Maxalt®) signifikant wirksamer zur Behandlung akuter Migräneattacken als die Kombination von 2 mg Ergotamin und 200 mg Coffein.
Antiepileptika
Paradoxe epileptische Anfälle verleiten zur Dosiserhöhung
Antiepileptika können paradoxerweise epileptische oder epileptiforme Anfälle auslösen. Das kann zur kontraproduktiven Erhöhung der Dosis Anlass geben.
Trabectedin
Neuer Wirkstoff aus dem Meer
Vor 16 Jahren hat die Firma PharmaMar ihre Forschungsarbeit begonnen, mit dem Ziel, neue Wirkstoffe gegen Krebs aus dem Meer zu entdecken und zu erforschen. Trabectedin (ET-743, geplanter Handelsname YondelisTM) wird vor allem bei Weichteilsarkomen geprüft.
Asthma bronchiale
Ciclesonid – ein neues inhalierbares Glucocorticoid
Ciclesonid ist ein inhalierbares Glucocorticoid der dritten Generation zur Behandlung des Asthma bronchiale in allen Schweregraden. Die Substanz wird erst in der Lunge aktiviert. So werden lokale unerwünschte Wirkungen in Mund und Rachen vermieden, systemische unerwünschte Wirkungen treten nicht auf. Die Substanz befindet sich derzeit in der klinischen Phase IIIb.
Malaria-Prophylaxe
Chemoprophylaxe oder Stand-by-Therapie?
Bei Reisen in Malaria-Gebiete ist neben der Expositionsprophylaxe eine Chemoprophylaxe unverzichtbar. Eine mögliche Alternative für bestimmte Situationen ist die Notfalltherapie mit einem Stand-by-Mittel. Neben Mefloquin (Lariam®) und Atovaquon-Proguanil (Malarone®) wird jetzt auch Doxycyclin zur Chemoprophylaxe empfohlen.
Asthma bronchiale
Neue Einblicke in die Pathogenese
Entzündliche Reaktionen spielen bei der Pathogenese von Asthma bronchiale eine entscheidende Rolle. Neue immunologische und molekulare Ansätze ermöglichen Einblicke in die Natur dieser inflammatorischen Prozesse.
Zervixkarzinom
Impfstoff gegen humanes Papillomavirus Typ 16 wirksam
Durch Immunisierung mit Papillomavirus-ähnlichen Partikeln konnten in einer kontrollierten klinischen Studie bei jungen Frauen Neuinfektionen und zervikal-intraepitheliale Neoplasien verhindert werden.