EditorialSusanne Heinzl

2003: Was war neu?

ÜbersichtMatthias Maschke und Volker Limmroth, Essen

Multiple Sklerose

Aktuelle Aspekte zu Erkrankung und Therapie

Die multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, die zu einer Entzündungsreaktion an Markscheiden (Myelin und Oligodendrozyten) und Axonen des Zentralnervensystems führt. Sie betrifft vorwiegend junge Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben wesentlich zum Verständnis der Entzündungsmechanismen beigetragen, obwohl die genaue Ätiologie weiterhin unbekannt bleibt. Man geht derzeit von einer multifaktoriellen Genese aus, wobei sowohl genetische Faktoren als auch Umweltfaktoren und virale Infekte eine Rolle spielen könnten. Therapeutisch haben sich die Behandlungsmöglichkeiten vor allem der schubförmigen Verlaufsform der multiplen Sklerose durch die Zulassung der Interferon-beta-Präparate, von Glatirameracetat und Mitoxantron deutlich erweitert. Daneben stehen mit Azathioprin und der intravenösen Gabe von Immunglobulinen weitere Alternativen zur Verfügung. Diese Arbeit soll eine Übersicht über den derzeitigen Kenntnisstand zur Entstehung der multiplen Sklerose bieten und die unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten darstellen.

ÜbersichtJens Soltau, Michael Medinger, Clemens Unger und Joachim Drevs, Freiburg

Bisphosphonate in der Onkologie

Bisphosphonate werden erfolgreich in der Therapie der Osteoporose, des Morbus Paget und von Tumor-bedingten Knochenerkrankungen, wie Tumor-induzierter Hyperkalzämie, eingesetzt. Jahrelang vermutete man, dass die Effekte allein durch die Hemmung der osteoklastären Knochenresorption vermittelt werden. Neue Erkenntnisse lassen aber vermuten, dass auch direkte antitumorale Effekte eine wichtige Rolle im komplexen Wirkungsmechanismus der Bisphosphonate spielen. Dabei ist der Wirkungsmechanismus der Bisphosphonate abhängig von der chemischen Struktur. Stickstoff-freie Bisphosphonate (Etidronsäure, Clodronsäure) werden in zytotoxische ATP-Analoga metabolisiert, während Stickstoff-haltige Bisphosphonate ein Schlüsselenzym des Mevalonsäure-Wegs inhibieren. In verschiedenen In-vivo- und In-vitro-Untersuchungen mit Bisphosphonaten konnten eine antitumorale und antiangiogene Aktivität, eine Hemmung der Tumorzelladhäsion und -invasion und Modifikationen des Immunsystem nachgewiesen werden. Im Tiermodell erkannte man eine Reduktion der Tumorbelastung im Knochen und teilweise auch bei viszeralen Metastasen. Drei randomisierte klinische Studien mit adjuvanter Langzeitgabe von Clodronsäure bei Patientinnen mit Mammakarzinom kamen zu verschiedenen Ergebnissen, möglicherweise aufgrund von methodischen Unterschieden. In einer Studie wurde eine Reduktion von ossären und sogar von viszeralen Metastasen beobachtet. Die zweite Studie zeigte eine Abnahme in der Inzidenz von Knochenmetastasen, während die dritte Studie keine Effekte auf ossäre Metastasen, aber eine Zunahme von viszeralen Metastasen ergab. Alle diese Erkenntnisse deuten auf ein vielversprechendes Potential der Bisphosphonate in der Tumortherapie hin. Dennoch sind weitere Untersuchungen dringend notwendig.

ÜbersichtStefan Noé, Bühl

Neue Therapieoption für werdende Nichtraucher

Nicotin-Polacrilex-Lutschtabletten zur Tabak-Entwöhnung

Nicotin-Lutschtabletten sind eine neue Darreichungsform in der oralen Nicotin-Ersatztherapie und sind in den Dosierungen 2 mg und 4 mg erhältlich. In einer klinischen Studie konnten beide Dosierungen die Chance auf erfolgreiche Entwöhnung im Vergleich zu Plazebo signifikant steigern. Die Wahl der Dosierung erfolgt nach dem „Time-to-first-Cigarette-Schema“. Raucher, die innerhalb von 30 Minuten nach dem Aufwachen die erste Zigarette rauchen, werden als stärker abhängig klassifiziert und erhalten die 4-mg-Lutschtabletten. Die Anwendung der korrekten Dosierung und die Compliance sind wichtig für den Therapieerfolg.

ÜbersichtSteffen Theobald, Freiburg

Ernährungstherapie bei Krebs

Krebspatienten leiden häufig unter Ernährungsstörungen, für die metabolische Veränderungen, Resorptionsstörungen, psychosoziale Probleme und Auswirkungen der Krebstherapie verantwortlich sind. Die Mangelernährung beeinträchtigt die Prognose und die Lebensqualität der Patienten. Eine möglichst frühzeitige, an den individuellen Bedürfnissen des Patienten ausgerichtete Modifikation der Ernährung ist daher geboten.

Fragen aus der PraxisBettina Polk, Stuttgart

Wer braucht eine Grippeimpfung?

Die Grippesaison dauert in Deutschland normalerweise von Dezember bis April. Vor allem für alte oder immungeschwächte Menschen kann die Infektion lebensbedrohlich sein. Welchem Personenkreis und wann sollte unbedingt zur Impfung geraten werden?

MMP-InformationsforumDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Rosacea

Helicobacter pylori als Ursache

Eine Helicobacter-pylori-Infektion kommt als Ursache einer Rosacea in Frage. Das zeigte eine Studie, in der die Eradikation von H. pylori mit einer deutlichen Besserung der Hauterscheinungen einherging.

MMP-InformationsforumAlbershausen

Dermatologie

Infektionen durch Piercing und Tattoos

Die trendigen Verschönerungspraktiken können mit bakteriellen Lokalinfektionen, aber auch mit systemischen Infektionen verbunden sein.

MMP-InformationsforumBettina Polk, Stuttgart

Acetylsalicylsäure

Mechanismus zur Hemmung der Zellproliferation entdeckt

Neben der Hemmung der Thrombozytenaggregation scheint die Hemmung der Proliferation glatter Muskelzellen an der kardio- und zerebrovaskulären Schutzwirkung von Acetylsalicylsäure beteiligt zu sein. Die antiproliferative Wirkung beruht möglicherweise auf einer Beeinflussung des Wachstumsfaktors TGF-β1 (transforming growth factor-β1). So das Ergebnis einer Studie an glatten Muskelzellen aus thorakalen Arterien von Ratten.

MMP-Informationsforum München

Kolorektale Adenome

Acetylsalicylsäure wirkt chemopräventiv

Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure verringert bei Risikopatienten die Inzidenz von kolorektalen Adenomen. Das ergaben zwei prospektive Doppelblindstudien.

MMP-Informationsforumsh

Lipidsenkung

Sinnvolle Kombination CSE-Hemmer plus Ezetimib

Bei Patienten, deren LDL-Cholesterol-Wert mit einem CSE-Hemmer allein nicht befriedigend gesenkt werden kann, bietet sich eine Kombination mit dem Cholesterol-Resorptionshemmer Ezetimib (Ezetrol®) an. Hierdurch lässt sich eine durchschnittliche zusätzliche Senkung der LDL-Cholesterol-Werte um 21 % erreichen.

MMP-Informationsforumsh

Angiotension-Rezeptorantagonisten

Weniger Schlaganfälle durch Blutdrucksenkung mit Losartan

Ein erhöhter Blutdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall. In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass eine adäquate Blutdrucksenkung die Häufigkeit von Schlaganfällen deutlich verringert. Bislang konnten aber zwischen den einzelnen Antihypertonika keine Unterschiede in der Wirkung auf die Schlaganfall-Prophylaxe gezeigt werden. Eine Ausnahme ist nun Losartan (Lorzaar®), das in der LIFE-Studie das Schlaganfallrisiko deutlich stärker senkte als der Betablocker Atenolol.

MMP-InformationsforumDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Adipositas

Antiepileptikum unterstützt Gewichtsreduktion

Adipöse Patienten nahmen unter einer kalorienreduzierten Diät deutlich mehr ab, wenn sie das Antiepileptikum Zonisamid einnahmen.

MMP-Informationsforumsh

Diabetes mellitus

Simvastatin senkt kardiovaskuläres Risiko

Eine Auswertung der in die Heart Protection Study (HPS) aufgenommenen Diabetiker zeigte, dass pro 1 000 über fünf Jahre mit Simvastatin behandelte Patienten 45 kardiovaskuläre Ereignisse verhindert werden können. Der Effekt war unabhängig davon, ob die Patienten an einer koronaren Herzkrankheit litten oder nicht und ob sie erhöhte oder normale LDL-Spiegel aufwiesen.

MMP-InformationsforumAlbershausen

Pharmakotherapie

Unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen

In der ambulanten Versorgung sind unerwünschte Arzneimittelwirkungen häufig. Oft wären sie durch gründlichere Überwachung und Kommunikation zwischen Arzt und Patient besser kontrollierbar oder sogar vermeidbar.

MMP-InformationsforumDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Pseudomonas-Infektion

Fingergelenkentzündung durch Bienenstiche

Bei einem Imker wurde als Ursache für eine Arthritis in den Fingergelenken eine Infektion durch Pseudomonaden nach Bienenstichen ermittelt.

MMP-Informationsforumbp

Übergewicht

Dauer der Stillperiode hat keinen Einfluss