2003: Was war neu?
Multiple Sklerose
Aktuelle Aspekte zu Erkrankung und Therapie
Die multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, die zu einer Entzündungsreaktion an Markscheiden (Myelin und Oligodendrozyten) und Axonen des Zentralnervensystems führt. Sie betrifft vorwiegend junge Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben wesentlich zum Verständnis der Entzündungsmechanismen beigetragen, obwohl die genaue Ätiologie weiterhin unbekannt bleibt. Man geht derzeit von einer multifaktoriellen Genese aus, wobei sowohl genetische Faktoren als auch Umweltfaktoren und virale Infekte eine Rolle spielen könnten. Therapeutisch haben sich die Behandlungsmöglichkeiten vor allem der schubförmigen Verlaufsform der multiplen Sklerose durch die Zulassung der Interferon-beta-Präparate, von Glatirameracetat und Mitoxantron deutlich erweitert. Daneben stehen mit Azathioprin und der intravenösen Gabe von Immunglobulinen weitere Alternativen zur Verfügung. Diese Arbeit soll eine Übersicht über den derzeitigen Kenntnisstand zur Entstehung der multiplen Sklerose bieten und die unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten darstellen.
Bisphosphonate in der Onkologie
Bisphosphonate werden erfolgreich in der Therapie der Osteoporose, des Morbus Paget und von Tumor-bedingten Knochenerkrankungen, wie Tumor-induzierter Hyperkalzämie, eingesetzt. Jahrelang vermutete man, dass die Effekte allein durch die Hemmung der osteoklastären Knochenresorption vermittelt werden. Neue Erkenntnisse lassen aber vermuten, dass auch direkte antitumorale Effekte eine wichtige Rolle im komplexen Wirkungsmechanismus der Bisphosphonate spielen. Dabei ist der Wirkungsmechanismus der Bisphosphonate abhängig von der chemischen Struktur. Stickstoff-freie Bisphosphonate (Etidronsäure, Clodronsäure) werden in zytotoxische ATP-Analoga metabolisiert, während Stickstoff-haltige Bisphosphonate ein Schlüsselenzym des Mevalonsäure-Wegs inhibieren. In verschiedenen In-vivo- und In-vitro-Untersuchungen mit Bisphosphonaten konnten eine antitumorale und antiangiogene Aktivität, eine Hemmung der Tumorzelladhäsion und -invasion und Modifikationen des Immunsystem nachgewiesen werden. Im Tiermodell erkannte man eine Reduktion der Tumorbelastung im Knochen und teilweise auch bei viszeralen Metastasen. Drei randomisierte klinische Studien mit adjuvanter Langzeitgabe von Clodronsäure bei Patientinnen mit Mammakarzinom kamen zu verschiedenen Ergebnissen, möglicherweise aufgrund von methodischen Unterschieden. In einer Studie wurde eine Reduktion von ossären und sogar von viszeralen Metastasen beobachtet. Die zweite Studie zeigte eine Abnahme in der Inzidenz von Knochenmetastasen, während die dritte Studie keine Effekte auf ossäre Metastasen, aber eine Zunahme von viszeralen Metastasen ergab. Alle diese Erkenntnisse deuten auf ein vielversprechendes Potential der Bisphosphonate in der Tumortherapie hin. Dennoch sind weitere Untersuchungen dringend notwendig.
Neue Therapieoption für werdende Nichtraucher
Nicotin-Polacrilex-Lutschtabletten zur Tabak-Entwöhnung
Nicotin-Lutschtabletten sind eine neue Darreichungsform in der oralen Nicotin-Ersatztherapie und sind in den Dosierungen 2 mg und 4 mg erhältlich. In einer klinischen Studie konnten beide Dosierungen die Chance auf erfolgreiche Entwöhnung im Vergleich zu Plazebo signifikant steigern. Die Wahl der Dosierung erfolgt nach dem „Time-to-first-Cigarette-Schema“. Raucher, die innerhalb von 30 Minuten nach dem Aufwachen die erste Zigarette rauchen, werden als stärker abhängig klassifiziert und erhalten die 4-mg-Lutschtabletten. Die Anwendung der korrekten Dosierung und die Compliance sind wichtig für den Therapieerfolg.
Ernährungstherapie bei Krebs
Krebspatienten leiden häufig unter Ernährungsstörungen, für die metabolische Veränderungen, Resorptionsstörungen, psychosoziale Probleme und Auswirkungen der Krebstherapie verantwortlich sind. Die Mangelernährung beeinträchtigt die Prognose und die Lebensqualität der Patienten. Eine möglichst frühzeitige, an den individuellen Bedürfnissen des Patienten ausgerichtete Modifikation der Ernährung ist daher geboten.
Wer braucht eine Grippeimpfung?
Die Grippesaison dauert in Deutschland normalerweise von Dezember bis April. Vor allem für alte oder immungeschwächte Menschen kann die Infektion lebensbedrohlich sein. Welchem Personenkreis und wann sollte unbedingt zur Impfung geraten werden?
Rosacea
Helicobacter pylori als Ursache
Eine Helicobacter-pylori-Infektion kommt als Ursache einer Rosacea in Frage. Das zeigte eine Studie, in der die Eradikation von H. pylori mit einer deutlichen Besserung der Hauterscheinungen einherging.
Dermatologie
Infektionen durch Piercing und Tattoos
Die trendigen Verschönerungspraktiken können mit bakteriellen Lokalinfektionen, aber auch mit systemischen Infektionen verbunden sein.
Acetylsalicylsäure
Mechanismus zur Hemmung der Zellproliferation entdeckt
Neben der Hemmung der Thrombozytenaggregation scheint die Hemmung der Proliferation glatter Muskelzellen an der kardio- und zerebrovaskulären Schutzwirkung von Acetylsalicylsäure beteiligt zu sein. Die antiproliferative Wirkung beruht möglicherweise auf einer Beeinflussung des Wachstumsfaktors TGF-β1 (transforming growth factor-β1). So das Ergebnis einer Studie an glatten Muskelzellen aus thorakalen Arterien von Ratten.
Kolorektale Adenome
Acetylsalicylsäure wirkt chemopräventiv
Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure verringert bei Risikopatienten die Inzidenz von kolorektalen Adenomen. Das ergaben zwei prospektive Doppelblindstudien.
Lipidsenkung
Sinnvolle Kombination CSE-Hemmer plus Ezetimib
Bei Patienten, deren LDL-Cholesterol-Wert mit einem CSE-Hemmer allein nicht befriedigend gesenkt werden kann, bietet sich eine Kombination mit dem Cholesterol-Resorptionshemmer Ezetimib (Ezetrol®) an. Hierdurch lässt sich eine durchschnittliche zusätzliche Senkung der LDL-Cholesterol-Werte um 21 % erreichen.
Angiotension-Rezeptorantagonisten
Weniger Schlaganfälle durch Blutdrucksenkung mit Losartan
Ein erhöhter Blutdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall. In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass eine adäquate Blutdrucksenkung die Häufigkeit von Schlaganfällen deutlich verringert. Bislang konnten aber zwischen den einzelnen Antihypertonika keine Unterschiede in der Wirkung auf die Schlaganfall-Prophylaxe gezeigt werden. Eine Ausnahme ist nun Losartan (Lorzaar®), das in der LIFE-Studie das Schlaganfallrisiko deutlich stärker senkte als der Betablocker Atenolol.
Adipositas
Antiepileptikum unterstützt Gewichtsreduktion
Adipöse Patienten nahmen unter einer kalorienreduzierten Diät deutlich mehr ab, wenn sie das Antiepileptikum Zonisamid einnahmen.
Diabetes mellitus
Simvastatin senkt kardiovaskuläres Risiko
Eine Auswertung der in die Heart Protection Study (HPS) aufgenommenen Diabetiker zeigte, dass pro 1 000 über fünf Jahre mit Simvastatin behandelte Patienten 45 kardiovaskuläre Ereignisse verhindert werden können. Der Effekt war unabhängig davon, ob die Patienten an einer koronaren Herzkrankheit litten oder nicht und ob sie erhöhte oder normale LDL-Spiegel aufwiesen.
Pharmakotherapie
Unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen
In der ambulanten Versorgung sind unerwünschte Arzneimittelwirkungen häufig. Oft wären sie durch gründlichere Überwachung und Kommunikation zwischen Arzt und Patient besser kontrollierbar oder sogar vermeidbar.
Pseudomonas-Infektion
Fingergelenkentzündung durch Bienenstiche
Bei einem Imker wurde als Ursache für eine Arthritis in den Fingergelenken eine Infektion durch Pseudomonaden nach Bienenstichen ermittelt.