Muscarinische Acetylcholin-Rezeptoren als Zielstruktur für Arzneimittel
Konventionelle und neue Mechanismen
Muscarinische Acetylcholin-Rezeptoren sind im Organismus in fast allen Geweben und an fast allen Organen anzutreffen. Daraus ergibt sich einerseits ein breites Spektrum möglicher Indikationen für die Anwendung von Muscarin-Rezeptor-Agonisten oder -Antagonisten. Andererseits ist bei einer systemischen Verteilung der Substanzen immer mit zahlreichen unerwünschten Begleitwirkungen zu rechnen. Eine Selektivität der Wirkung kann heute erreicht werden durch lokale Applikation oder durch Anwendung nicht ZNS-gängiger Substanzen. Die Erforschung der fünf Muscarin-Rezeptor-Subtypen mit ihren unterschiedlichen Bindungseigenschaften bietet die Aussicht auf neue Subtyp-selektive Wirkprinzipien.
Therapeutischer und missbräuchlicher Einsatz von Wachstumshormon
Bei Wachstumshormonmangel durch Erkrankungen der Hypophyse ist der Nutzen einer Substitutionstherapie mit Somatotropin durch klinische Studien gut belegt, eine Therapie ist sinnvoll. Eine Anwendung als „Anti-Aging-Medizin“ für gesunde ältere Menschen ist dagegen zurzeit wissenschaftlich nicht begründbar, die Therapiesicherheit ist nicht ausreichend geklärt und es besteht ethischer Diskussionsbedarf.
Die Therapie des „trockenen Auges“
Störungen des Tränenfilms, so genannte Benetzungsstörungen, gehören zu den häufigsten
Erkrankungen in der ophthalmologischen Praxis. Bis zu 20 % der Patienten, die einen Augenarzt aufsuchen, äußern Symptome, die auf eine Benetzungsstörung hinweisen.
Jede Benetzungsstörung ist auch eine Störung der Augenoberfläche, da die Integrität der Augenoberfläche nur dann gewährleistet ist, wenn sie konstant von einem dünnen Tränenfilm bedeckt ist. Die Vielzahl von differentialdiagnostischen Möglichkeiten zur Einordnung von Benetzungsstörungen erfährt durch die Zusammensetzung des Tränenfilms und die Interaktion der Tränen mit der Augenoberfläche eine von der Natur vorgegebene Gliederung, die auch für eine zielgerichtete Therapie wichtig ist. Dazu enthält der Artikel eine tabellarische Übersicht über die gebräuchlichen Filmbildner.
Therapie mit Bisphosphonaten
Sollten Patienten, die ein Bisphosphonat und gleichzeitig einen CSE-Hemmer erhalten, auf Stickstoff-freie Bisphosphonate umgestellt werden?
Helicobacter pylori
Rifabutin als letzter Versuch zur Eradikation
Wenn eine Helicobacter pylori-Eradikation mehrfach fehlgeschlagen ist, kann das Tuberkulostatikum Rifabutin noch erfolgreich sein. Aus mehreren Gründen sollte es hierfür jedoch restriktiv eingesetzt werden.
Osteoporose
Strontiumranelat vermindert Wirbelfrakturen
Strontiumranelat begünstigt die Knochenbildung und hemmt den Knochen-abbau. Diese Wirkung ist als Zunahme der Knochendichte messbar und führt zu einer signifikanten Abnahme der Wirbelfrakturen bei postmenopausalen Frauen, die bereits Wirbelbrüche erlitten haben.
„Verirrtes“ Knochengewebe
Vermeidung heterotoper Ossifikationen durch Bestrahlung oder NSAR
Vor allem als Folge von Knochenverletzungen kann sich an untypischen Stellen Knochengewebe bilden. Eine vorbeugende Maßnahme ist die Bestrahlung. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) können ebenfalls vorbeugend eingesetzt werden.
HIV-Therapie
Proteaseinhibitor Atazanavir für einmal tägliche Einnahme zugelassen
Atazanavir, der erste Proteaseinhibitor zur einmal täglichen Einnahme, ist seit März 2004 in der EU zugelassen. Die Zulassung gilt bei Boosterung mit Ritonavir in Kombination mit anderen antiretroviralen Medikamenten zur Behandlung vorbehandelter HIV-1-infizierter Erwachsener. Atazanavir hat keinen Einfluss auf den Lipid- und Glucosestoffwechsel.
Migräne
Therapieversager bei der Einnahme von Serotonin-Agonisten können vorausgesagt werden
Eine Schmerzempfindung bei leichter, normalerweise nicht schmerzhafter Berührung (Allodynie) während einer Migräneattacke zeigt eine zentrale Sensitivierung an und hat eine hohe Voraussagekraft für das Versagen einer Behandlung mit Serotonin-Agonisten (Triptanen).
Darmkrebs-Screening
Virtuelle statt klassischer Koloskopie?
Mit einer Computertomographie des aufgeblähten Dickdarms („virtuelle Koloskopie“) mit dreidimensionaler Auswertung können klinisch relevante Adenome ähnlich zuverlässig entdeckt werden wie mit einer klassischen invasiven Darmspiegelung. Das ergab ein Vergleich beider Verfahren an 1 233 asymptomatischen Erwachsenen.
Antihypertensiva
Prävention vaskulärer Ereignisse Sind alle Blutdrucksenker gleich?
Eine Metaanalyse von 29 Studien mit 162 341 Patienten mit Hypertonie legt nahe, dass alle Antihypertensiva zur Prävention vaskulärer Ereignisse ähnlich gut wirksam sind. Offenbar kommt es mehr auf das Ausmaß der Blutdrucksenkung als auf das Antihypertensivum an.
Multiple Sklerose
Cannabisextrakt gegen Spastik nicht wirksam
Nach objektiven Kriterien hat eine Behandlung mit Cannabisextrakt keine Auswirkung auf die Spastik bei Patienten mit multipler Sklerose, wie eine randomisierte Plazebo-kontrollierte Studie ergab. Nach der subjektiven Einschätzung der Patienten in der Studie waren Spastik und Schmerzen allerdings im Vergleich zur Plazebo-Gabe signifikant gebessert.
Erythropoetin
Ungünstiger Einfluss auf das Überleben von Bestrahlungspatienten
Bei Patienten, die wegen Kopf-Hals-Tumoren eine Radiotherapie erhielten, führte Epoetin beta nicht zu der vermuteten Verlängerung, sondern sogar zu einer Verkürzung der (tumorfreien) Überlebenszeit.