ÜbersichtUta Voigtländer und Klaus Mohr, Bonn

Muscarinische Acetylcholin-Rezeptoren als Zielstruktur für Arzneimittel

Konventionelle und neue Mechanismen

Muscarinische Acetylcholin-Rezeptoren sind im Organismus in fast allen Geweben und an fast allen Organen anzutreffen. Daraus ergibt sich einerseits ein breites Spektrum möglicher Indikationen für die Anwendung von Muscarin-Rezeptor-Agonisten oder -Antagonisten. Andererseits ist bei einer systemischen Verteilung der Substanzen immer mit zahlreichen unerwünschten Begleitwirkungen zu rechnen. Eine Selektivität der Wirkung kann heute erreicht werden durch lokale Applikation oder durch Anwendung nicht ZNS-gängiger Substanzen. Die Erforschung der fünf Muscarin-Rezeptor-Subtypen mit ihren unterschiedlichen Bindungseigenschaften bietet die Aussicht auf neue Subtyp-selektive Wirkprinzipien.

ÜbersichtPeter Herbert Kann, Marburg

Therapeutischer und missbräuchlicher Einsatz von Wachstumshormon

Bei Wachstumshormonmangel durch Erkrankungen der Hypophyse ist der Nutzen einer Substitutionstherapie mit Somatotropin durch klinische Studien gut belegt, eine Therapie ist sinnvoll. Eine Anwendung als „Anti-Aging-Medizin“ für gesunde ältere Menschen ist dagegen zurzeit wissenschaftlich nicht begründbar, die Therapiesicherheit ist nicht ausreichend geklärt und es besteht ethischer Diskussionsbedarf.

ÜbersichtAlexander F. Scheuerle und Friedrich E. Kruse, Heidelberg

Die Therapie des „trockenen Auges“

Störungen des Tränenfilms, so genannte Benetzungsstörungen, gehören zu den häufigsten
Erkrankungen in der ophthalmologischen Praxis. Bis zu 20 % der Patienten, die einen Augenarzt aufsuchen, äußern Symptome, die auf eine Benetzungsstörung hinweisen.
Jede Benetzungsstörung ist auch eine Störung der Augenoberfläche, da die Integrität der Augenoberfläche nur dann gewährleistet ist, wenn sie konstant von einem dünnen Tränenfilm bedeckt ist. Die Vielzahl von differentialdiagnostischen Möglichkeiten zur Einordnung von Benetzungsstörungen erfährt durch die Zusammensetzung des Tränenfilms und die Interaktion der Tränen mit der Augenoberfläche eine von der Natur vorgegebene Gliederung, die auch für eine zielgerichtete Therapie wichtig ist. Dazu enthält der Artikel eine tabellarische Übersicht über die gebräuchlichen Filmbildner.

Fragen aus der Praxis

Therapie mit Bisphosphonaten

Sollten Patienten, die ein Bisphosphonat und gleichzeitig einen CSE-Hemmer erhalten, auf Stickstoff-freie Bisphosphonate umgestellt werden?

MMP-InformationsforumDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Helicobacter pylori

Rifabutin als letzter Versuch zur Eradikation

Wenn eine Helicobacter pylori-Eradikation mehrfach fehlgeschlagen ist, kann das Tuberkulostatikum Rifabutin noch erfolgreich sein. Aus mehreren Gründen sollte es hierfür jedoch restriktiv eingesetzt werden.

MMP-InformationsforumDr. med. Annette Schlegel, Stuttgart

Osteoporose

Strontiumranelat vermindert Wirbelfrakturen

Strontiumranelat begünstigt die Knochenbildung und hemmt den Knochen-abbau. Diese Wirkung ist als Zunahme der Knochendichte messbar und führt zu einer signifikanten Abnahme der Wirbelfrakturen bei postmenopausalen Frauen, die bereits Wirbelbrüche erlitten haben.

MMP-InformationsforumDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

„Verirrtes“ Knochengewebe

Vermeidung heterotoper Ossifikationen durch Bestrahlung oder NSAR

Vor allem als Folge von Knochenverletzungen kann sich an untypischen Stellen Knochengewebe bilden. Eine vorbeugende Maßnahme ist die Bestrahlung. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) können ebenfalls vorbeugend eingesetzt werden.

MMP-InformationsforumAndrea Warpakowski, Itzstedt

HIV-Therapie

Proteaseinhibitor Atazanavir für einmal tägliche Einnahme zugelassen

Atazanavir, der erste Proteaseinhibitor zur einmal täglichen Einnahme, ist seit März 2004 in der EU zugelassen. Die Zulassung gilt bei Boosterung mit Ritonavir in Kombination mit anderen antiretroviralen Medikamenten zur Behandlung vorbehandelter HIV-1-infizierter Erwachsener. Atazanavir hat keinen Einfluss auf den Lipid- und Glucosestoffwechsel.

MMP-InformationsforumProf. Dr. med. H. C. Diener, Essen

Migräne

Therapieversager bei der Einnahme von Serotonin-Agonisten können vorausgesagt werden

Eine Schmerzempfindung bei leichter, normalerweise nicht schmerzhafter Berührung (Allodynie) während einer Migräneattacke zeigt eine zentrale Sensitivierung an und hat eine hohe Voraussagekraft für das Versagen einer Behandlung mit Serotonin-Agonisten (Triptanen).

MMP-InformationsforumSusanne Wasielewski, Münster

Darmkrebs-Screening

Virtuelle statt klassischer Koloskopie?

Mit einer Computertomographie des aufgeblähten Dickdarms („virtuelle Koloskopie“) mit dreidimensionaler Auswertung können klinisch relevante Adenome ähnlich zuverlässig entdeckt werden wie mit einer klassischen invasiven Darmspiegelung. Das ergab ein Vergleich beider Verfahren an 1 233 asymptomatischen Erwachsenen.

MMP-InformationsforumProf. Dr. med. H. C. Diener, Essen

Antihypertensiva

Prävention vaskulärer Ereignisse Sind alle Blutdrucksenker gleich?

Eine Metaanalyse von 29 Studien mit 162 341 Patienten mit Hypertonie legt nahe, dass alle Antihypertensiva zur Prävention vaskulärer Ereignisse ähnlich gut wirksam sind. Offenbar kommt es mehr auf das Ausmaß der Blutdrucksenkung als auf das Antihypertensivum an.

MMP-InformationsforumProf. Dr. med. H. C. Diener, Essen

Multiple Sklerose

Cannabisextrakt gegen Spastik nicht wirksam

Nach objektiven Kriterien hat eine Behandlung mit Cannabisextrakt keine Auswirkung auf die Spastik bei Patienten mit multipler Sklerose, wie eine randomisierte Plazebo-kontrollierte Studie ergab. Nach der subjektiven Einschätzung der Patienten in der Studie waren Spastik und Schmerzen allerdings im Vergleich zur Plazebo-Gabe signifikant gebessert.

MMP-InformationsforumDr. Dietrich Schill, Bad Friedrichshall

Erythropoetin

Ungünstiger Einfluss auf das Überleben von Bestrahlungspatienten

Bei Patienten, die wegen Kopf-Hals-Tumoren eine Radiotherapie erhielten, führte Epoetin beta nicht zu der vermuteten Verlängerung, sondern sogar zu einer Verkürzung der (tumorfreien) Überlebenszeit.

MMP-InformationsforumStatistisches Bundesamt

Todesursachenstatistik

Zahl der Suizide seit 1982 deutlich gesunken