Schlaganfall: welche Risikofaktoren sind wissenschaftlich belegt?


Ein Schlaganfall ist die häufigste Ursache für über lange Zeit bestehende Beeinträchtigungen der Gesundheit und eine der häufigsten Todesursachen weltweit. Während von einem Herzinfarkt betroffene Patienten nach dem Ereignis relativ häufig wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können, ist dies bei Schlaganfall-Patienten sehr viel seltener der Fall. Prävention ist damit die wichtigste Behandlungsmaßnahme. 

Eine Arbeitsgruppe aus Freiburg und Berlin hat nun systematisch untersucht [Nervenarzt 2004;75:324-35], für welche Risikofaktoren ein wissenschaftlich gesicherter Nachweis vorliegt. Der wichtigste Risikofaktor für einen Schlaganfall ist ein erhöhter Blutdruck. Das Risiko steigt schon ab einem Blutdruck über 115/75 mm Hg. Bei jüngeren Menschen mit Hypertonie (50 bis 59 Jahre) war das relative Schlaganfallrisiko 3,5fach, bei älteren Menschen (80 bis 89 Jahre) nur noch 1,7fach erhöht. Je höher der Blutdruck, umso höher ist das Risiko. 

Ein noch höheres Risiko für einen Schlaganfall haben Patienten mit Vorhofflimmern oder Karotisstenose. Allerdings leiden wesentlich mehr Menschen an Hypertonie (Prävalenz in der Bevölkerung: 27–72 %) als an Vorhofflimmern (1–9 %) und Karotisstenose (5–9 %), so dass dem Bluthochdruck mehr Schlaganfälle zugeschrieben werden können (attributable risk): rund 40 % der Schlaganfälle sind durch eine Hypertonie zu erklären. 

Eine Blutdrucksenkung mit Antihypertensiva ist zur Primärprävention des Schlaganfalls eine wirksame Maßnahme, hierdurch kann das absolute Schlaganfall-Risiko um etwa 0,5 bis 2,3 % gesenkt werden. Ziel der Therapie muss eine Senkung des Blutdrucks auf Werte unter 140/90 mm Hg sein. 

Beim Risikofaktor asymptomatische Karotisstenose wird der Nutzen einer Operation durch das erhöhte Operationsrisiko wieder aufgehoben, so dass nach dem derzeitigen Kenntnisstand eine Endarterektomie nicht allgemein zu empfehlen ist. 

Bei Patienten mit dem Risikofaktor Vorhofflimmern kann durch eine orale Antikoagulation das absolute Schlaganfallrisiko in der Primärprävention um 3 %/Jahr verringert werden, wobei die Indikation zur Antikoagulation vom Alter und von weiteren Risikofaktoren des Patienten abhängig zu machen ist. 

Diabetes mellitus gilt ebenfalls als gesicherter Risikofaktor für einen Schlaganfall. Allerdings hatte ein gutes Blutzuckermanagement in Interventionsstudien keinen Einfluss auf die Schlaganfallhäufigkeit. Dennoch wird vermutet, dass ein kombiniertes Risikomanagement mit Änderung von Lebensstilfaktoren wirksam ist. 

Unklar ist der Zusammenhang zwischen Hypercholesterolämie und Schlaganfall, wenngleich CSE-Hemmer in verschiedenen Studien günstige Wirkungen zeigten. Hier sind in den nächsten Jahren weitere Daten zu erwarten. Ein schwacher Risikofaktor ist die Hormonersatztherapie (relatives Risiko 1,4). Die Einnahme neuerer oraler Kontrazeptiva und das Rauchen verdoppeln jeweils das Schlaganfallrisiko. Alkohol in mäßigen Mengen hat dagegen eine protektive Wirkung, bei höheren Mengen wird aber auch Alkohol zum Risikofaktor. 

Für die Beratung in der Apotheke bietet der Bluthochdruck die meisten und auch die erfolgversprechendsten Ansätze. Vielleicht gelingt es Ihnen im Beratungsgespräch, die Patienten mit dem Argument des Schlaganfall-Risikos auf die Bedeutung des erhöhten Blutdrucks aufmerksam zu machen und sie zu einer guten Compliance zu bewegen. Denn der Prozentsatz der nicht oder nicht richtig behandelten Hypertoniker ist nach wie vor erschreckend hoch.

sh

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