EditorialSusanne Heinzl

Trau, schau, wem

ÜbersichtAxel Schmermund, Frankfurt/M., Heinrich Wieneke und Raimund Erbel, Essen

Medikamentöse Therapie der Atherosklerose

Zur Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall kommt neben den sehr wichtigen allgemeinen Maßnahmen wie ausgewogene Ernährung und körperliche Aktivität eine Reihe von Arzneimitteln zum Einsatz. Cholesterol-Synthesehemmer senken das Risiko für kardialen Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall um 20 bis 30 %. Bei einzelnen Patienten kann eine Kombination mit Ezetimib zur weiteren Senkung des LDL-Cholesterol-Werts oder eine Kombination mit Nicotinsäure-Derivaten zur Anhebung des HDL-Cholesterol-Werts sinnvoll sein. Die ACE-Hemmer Ramipril und Perindopril reduzieren die Rate kardiovaskulärer Ereignisse bei Hochrisikopatienten, was teilweise durch blutdruckunabhängige Wirkungen zu erklären ist. Bei Patienten mit linksventrikulärer Hypertrophie zeigt auch der Angiotensin-Rezeptorantagonist Losartan eine von der Blutdrucksenkung unabhängige Ereignisreduktion im Vergleich zu Atenolol. Die Thrombozytenfunktions­hemmer Acetylsalicylsäure und Clopidogrel haben einen bewiesenen Nutzen in der Sekundärprävention sowie bei Patienten mit hohem Risiko in der Primärprävention. Auch Betablocker scheinen neben der gut dokumentierten Wirkung auf Blutdruck, Sympathikusaktivierung und linksventrikuläres Remodeling eine gewisse antiathero­sklerotische Aktivität aufzuweisen.  
Durch die Kombination der Beeinflussung von Cholesterol-Synthese, Endothelfunktion, Entzündungs­vorgängen, Angiotensinexpression, Blutdruck, Sympathikusakti­vier­ung und Thrombozytenfunktion kann die Prognose von Hochrisikopatienten verbessert werden.

ÜbersichtAndrea Gingelmaier und Klaus Friese, München

Genitale Mykosen

Eine der häufigsten gynäkologischen Infektionskrankheiten ist die vulvovaginale Mykose. Als Erreger liegt in den allermeisten Fällen Candida albicans zugrunde. Leitsymptom der Erkrankung ist Juckreiz (Pruritus) einhergehend mit einem krümeligen, weißlichen, geruchsneutralen Ausfluss (Fluor). Zur Diagnosestellung lässt – neben der klinischen Inspektion des Genitale – eine Untersuchung eines Nativpräparats des Fluors im Phasenkontrastmikroskop sehr zuverlässig Pilzbestandteile wie beispielsweise Pseudomyzelien erkennen. Falls diese Diagnostik bei weiterhin klinischem Verdacht nicht zum Pilznachweis führt, sollte eine Kultur auf speziellen Nährböden angelegt werden. In der Therapie der unkomplizierten vulvovaginalen Candidose zeigen sich lokale Imidazol-Präparate, beispielsweise Clotrimazol, als sehr erfolgreich, die auch bei Rezidiven erneut eingesetzt werden können, da es nur sehr selten zur Ausbildung einer Resistenz kommt. Bei schwerwiegenden oder chronisch-rezidivierenden Formen (mindestens 4 Infektionen/Jahr) sollte auf jeden Fall eine systemische Behandlung zum Beispiel mit Fluconazol eingesetzt werden, gegebenenfalls mit regelmäßigen Wiederholungen (alle 2 bis 4 Wochen) über sechs Monate. Zusätzlich sollten begünstigende Faktoren, beispielsweise eine Immunsuppression oder Hautschädigungen durch andere Grunderkrankungen (z. B. Allergien), ausgeschlossen werden.

ÜbersichtMeike Eckhardt, Bonn, Maria-Franziska Reinecke, Mannheim, Thilo Bertsche, Heidelberg, Martin Schulz, Berlin, und Ulrich Jaehde, Bonn

Seamless Care in der Pharmazie

2. Befragung von Apothekern und Patienten in Deutschland

An den Schnittstellen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung tritt eine Vielzahl arzneimittelbezogener Probleme auf. Apotheker in Krankenhaus und Offizin sind daher gefordert, eine sektorenübergreifende Beratung und Betreuung der Patienten zu entwickeln und anzubieten. Dazu zählen die Arzneimittelanamnese nach Einlieferung ins Krankenhaus, die Entlassberatung und die Erstellung eines Entlassbriefes für Hausarzt beziehungsweise Offizinapotheker. Derartige Dienstleistungen werden unter den Begriffen „Seamless Care“ oder „Schnittstellenbetreuung“ zusammengefasst. Nachdem in Heft 5/2005 die Entwicklung dieser Dienstleistungen im internationalen Vergleich dargestellt wurde [1], stellen wir in diesem Beitrag die Ergebnisse einer Befragung von Apothekern und Patienten vor.

Der klinisch-pharmazeutische FallHenning Schröder, Halle

Reizhusten bei ACE-Hemmer-Einnahme

A. W., eine 57 Jahre alte Hypertonie-Patientin, hat auf unterschiedliche Pharmaka mit Orthostasestörungen und Natrium-/Wasserretention (Gewichtszunahme) reagiert. Sie ist jetzt gut eingestellt mit Enalapril 20 mg pro Tag, beklagt sich aber über trockenen Reizhusten. Sollte ihre Therapie geändert werden? Bradykinin und Arachidonsäuremetaboliten (Prostaglandine) gelten als die für den Husten verantwortlichen Mediatoren bei der ACE-Hemmer-Therapie. Wäre eine Begleittherapie mit Acetylsalicylsäure oder anderen Cyclooxygenasehemmstoffen daher die Lösung für A. W.’s Hustenprobleme?

Fragen aus der Praxis

Gefahr für Gelenke durch Vitamin C?

Eine Kundin mit Gelenkbeschwerden möchte für einige Wochen höhere Dosen Vitamin C einnehmen, und zwar gegen Reisekrankheit. Was ist von dieser Indikation zu halten? Besteht die Gefahr einer Gelenkschädigung durch Oxalsäure, die bei der Metabolisierung der Ascorbinsäure entsteht?

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Fastfood-Ernährung

Höheres Risiko für Übergewicht und Diabetes mellitus

Aus einer Langzeitstudie mit über 3 000 jungen Amerikanern geht hervor, dass diejenigen, die häufig Fertiggerichte zu sich nahmen, stärker zunahmen und ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Insulinresistenz hatten als Personen, die selten Schnellgaststätten besuchten.

Referiert & kommentiertDr. Annemarie Musch, Stuttgart

Influenza

Grippeviren – drohende Pandemie? Ein Notfallplan für Prävention und Therapie

Im Jahr 2004 traten in Südostasien vermehrt Infektionen mit der „Vogelgrippe“ beim Menschen auf. Experten sind sich einig, dass durch dieses Überspringen der Speziesbarriere Vogel – Mensch und somit der Konfrontation mit neuen Antigenen das Bedrohungspotenzial einer Pandemie vorhanden ist. Ein nationaler Influenza-Pandemieplan soll helfen, den Ernstfall vorzubereiten und zu organisieren. Die Umsetzung liegt in der Verantwortung der Länder.

Referiert & kommentiertAndrea Warpakowski, Itzstedt

Versorgungsforschung

Zu wenig Therapie bei Osteoporose, aber zu häufige Verordnung von CSE-Hemmern

Systematisch geführte medizinische Register, die indikationsbezogene medizinische Informationen und Daten über Einzelpersonen sammeln, können die Versorgungsqualität und damit eine Über-, Unter- oder Fehlversorgung beschreiben.

Referiert & kommentiertAlexandra Hennemann, Stuttgart

CSE-Hemmer

Im Alltag vergleichbar wirksam wie in klinischen Studien

Im Therapiealltag war die Einnahme von CSE-Hemmern zur Sekundärprävention nach einem Herzinfarkt vergleichbar wirksam wie in randomisierten klinischen Studien. Dies ergab eine schottische Kohorten-Studie mit 400 000 Personen.

Referiert & kommentiertDr. Annemarie Musch, Stuttgart

Diabetogene Blasenfunktionsstörungen

Therapie im Frühstadium mit Muscarin-Rezeptor-Antagonisten

Diabetogene Funktionsstörungen der Blase können insbesondere im Frühstadium mit Muscarin-Rezeptor-Antagonisten behandelt werden: Darifenacin (Emselex®) – ein Muscarin-Rezeptor-Antagonist mit Prävalenz für den M3-Rezeptorsubtyp – könnte durch bessere Verträglichkeit die Akzeptanz der Therapie bei Patienten steigern.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

Mammographie-Screening

Brustkrebs-Sterblichkeit sinkt um ein Viertel

Ein flächendeckendes Mammographie-Screening-Programm für Frauen über 50 Jahre führte zu einer Reduktion der Brustkrebs-Sterblichkeit um 25 %. Dies ist das Ergebnis einer dänischen Untersuchung mit einem Beobachtungsintervall von zehn Jahren.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen/am

Schnittstellen-Problem

Die Entlassungsmedikation im Arztbrief

Die Mitteilungen von Klinikärzten zur ambulanten Weiterführung einer stationär angesetzten Therapie bei der Entlassung von Patienten sind zu dürftig, so das Ergebnis einer explorativen Befragung von Hausärzten.

Referiert & kommentiertDr. Annemarie Musch, Stuttgart

Multiples Myelom

Bortezomib in der Zweitlinientherapie

Der Proteasom-Inhibitor Bortezomib (Velcade®) führte bei Patienten mit multiplem Myelom nach nur einer vorangegangenen Therapie zu besseren Studienergebnissen als bei Patienten, die bereits ein bis drei Vortherapien erhalten hatten. Die Zulassung wurde daraufhin im April 2005 erweitert.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Arzneimittelallergie

Provokationstest hilft bei der Diagnose

Zur Bestätigung einer vermuteten Arzneimittelallergie können unter sorgfältig kontrollierten Bedingungen Provokationstests durchgeführt werden.