Grippe-Impfung: JETZT!


Dr. Robert G. Webster. Memphis, Tennessee, hofft, dass das H5N1-Virus nicht von Mensch zu Mensch übertragbar wird und der Menschheit diese Katastrophe erspart bleibt [Foto: sh]

H5N1, das Schlagwort der Grippe-Saison 2005/2006, wird uns auch über diesen Winter verfolgen. Die Experten-Meinung ist eindeutig: die nächste Grippe-Pandemie ist nur eine Frage der Zeit.

Grippe-Viren sind RNS-Viren [siehe auch Med. Mo. Pharm. Nr. 10/2006, Seite 360 ff.], diese zeichnen sich durch eine enorme Variabilität aus. Grippe-Viren mit den Hämagglutinin-Subtypen 5, 7 und 9 (H5, H7, H9) sind derzeit die Viren, die für den Menschen die größte Bedrohung darstellen. Nach H5-Viren gelten die H9-Viren als die derzeit gefährlichsten Erreger.

Als Ausgangspunkt für das derzeit so „populäre“ H5N1-Virus gelten die Märkte mit lebendem Geflügel in den asiatischen Ländern. Die „trojanischen Pferde“ für das Virus sind Enten, die es so verändern konnten, dass sie selbst die Infektion überleben, das Virus aber als Träger weiterverbreiten können. Die Ausbreitung von Asien in den Westen erfolgte durch Zugvögel und durch die hochkommerzialisierte Geflügelindustrie. Begünstigt wurde sie zudem durch den Kalten Winter 2005/2006.

Nach dem Stand vom September 2006 sind etwa 230 Mio. Nutzvögel befallen. 246 Menschen sind erkrankt, davon sind 144 verstorben.

Ein Prototyp des „Vogelgrippe“-Virus ist A/Vietnam/1203/04 (H5/N1). Hühnchen sterben nach Infektion innerhalb eines Tages, auch Enten können innerhalb von 1 bis 2 Tagen eingehen. Die Infektion mit dem Virus geht mit einem hohen Sterberisiko für Frettchen und auch für den Menschen einher. Eine Besonderheit scheint zu sein, dass Enten das Virus nicht nur über die Fäzes, sondern auch über die Bronchien, also über den Schnabel durch Tröpfchen ausscheiden und damit übertragen können. Bei den erkrankten Menschen in Vietnam kam es zu multiplen Organdysfunktionen und zu Durchfällen. Das Virus scheint sich in den tiefen Atemwegen anzureichern. Es induziert hohe Konzentrationen von Zytokinen wie IP 10, Interleukin 6 und 8 („Zytokin-Sturm“). Die IP10- und IL-8-Konzentrationen korrelieren mit der Virusmenge. Bislang ist das Virus nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Durch Mutation oder so genanntes Reassortment ist diese von Experten als Katastrophe bezeichnete Veränderung jedoch theoretisch möglich und auch praktisch denkbar.

In Tierexperimenten konnte gezeigt werden, dass mit einer Standardimpfung geschützte Mäuse eine Infektion mit dem H5N1-Virus zu 50 % überlebten. Die Botschaft von Dr. Robert Webster, Memphis, Tennessee, in seiner ICAAC-Lecture 2006 in San Francisco am 29. September 2006 lautete deshalb: impfen, impfen, impfen. Andere Experten wie Prof. Dr. Arnold S. Monto, Ann Arbor, Michigan, bezeichneten diese Aussage allerdings als spekulativ. Dennoch dürfte die Impfung derzeit das „Prophylaxe-Mittel der Wahl“ für den Einzelnen sein.

Neuraminidase-Hemmer wie Oseltamivir und Zanamivir hatten in Tierversuchen an Frettchen bei Therapiebeginn 4 und 24 h nach Infektion und fünftägiger Therapie zur Folge, dass alle Tiere überlebten, dass sie weniger Virus ausschieden und dass sich das Virus weniger in den Organen wie der Lunge „festsetzte“.

Derzeit ist es – glücklicherweise – aber noch so, dass Menschen nur sehr selten und schwer durch das H5N1-Virus infiziert werden können. Eine Infektion durch Essen von gekochtem Geflügel ist nicht möglich.

Susanne Heinzl

Quellen

Webster RG. H5N1 Influenza: Evolution and options for control. 46. ICAAC, San Francisco, 29. September 2006.

Webster RG. Crossing species barriers: Will H5N1 acquire pandemic potential? 46. ICAAC, San Francisco 28. September 2006.

Monto AS. Pressekonferenz im Rahmen der 46. ICAAC, San Francisco, 30. September 2006.

Liebe Leserin, lieber Leser, dieser Artikel ist nur für Abonnenten der MMP zugänglich.

Sie haben noch keine Zugangsdaten, sind aber MMP-Abonnent?

Registrieren Sie sich jetzt:
Nach erfolgreicher Registrierung können Sie sich mit Ihrer E-Mail Adresse und Ihrem gewählten Passwort anmelden.

Jetzt registrieren