Immunologisches
Liraglutid
Humanes GLP-1-Analogon zur Therapie des Diabetes mellitus Typ 2
Der GLP-1-Rezeptoragonist Liraglutid (Victoza®) wurde in Europa zur Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 zugelassen. Es ist das erste humane GLP-1-Analogon für die einmal tägliche Anwendung. Wirksamkeit und Sicherheit von Liraglutid wurden im umfangreichen Phase-III-LEAD-Studienprogramm im Vergleich mit Plazebo und gängigen Arzneistoffen zur Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 untersucht. Liraglutid ist zugelassen für die Kombinationstherapie mit Metformin und/oder einem Sulfonylharnstoff oder mit Metformin und einem Thiazolidindion, wenn trotz einer Therapie mit einem oder mehreren dieser Arzneistoffe keine ausreichende Blutzuckerkontrolle erreicht wurde.
English abstract
Liraglutide: a human GLP-1 analogue for the treatment of diabetes mellitus type 2
The GLP-1-receptor-agonist liraglutide (Victoza®) has been approved for the treatment of diabetes mellitus type 2 in Europe. Liraglutide is the first human GLP-1 analogue which is applied once a day. Efficacy and safety of liraglutide were investigated in the broad LEAD-study-programme in comparison with placebo and other common therapeutics for the treatment of diabetes mellitus type 2. Liraglutide has been approved for the combination with metformin and/or a sulfonylurea or with metformin and a thiazolidinedione, if treatment with one or a combination of these drugs is not sufficient for an adequate blood glucose control.
Streptococcus pyogenes
Weit mehr als der Erreger des Scharlachs
Das natürlicherweise die Schleimhaut des menschlichen Mund- und-Rachenraums (Oropharynx) besiedelnde grampositive Bakterium Streptococcus pyogenes gehört gleichzeitig zu den häufigsten Krankheitserregern des Menschen und verursacht ein weites Spektrum unterschiedlicher Erkrankungen. So ist S. pyogenes für Entzündungen der Mandel- und/oder Rachenschleimhäute und verschiedene Krankheitsbilder der Haut, die oft mit der Bildung von Eiterherden einhergehen, verantwortlich. Darüber hinaus verursacht S. pyogenes invasive Infektionen und primär toxinvermittelte Krankheitsbilder wie den Scharlach, aber auch das Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrom und die nekrotisierende Fasziitis, zwei schwere Erkrankungen mit hoher Letalität, die in den letzten Jahrzehnten vielerorts vermehrt beobachtet wurden. Mehreren immunpathologischen Erkrankungen geht ebenfalls eine Infektion mit S. pyogenes voraus. Für die spezifische Therapie von S.-pyogenes-Infektionen der Haut und Schleimhäute sowie für den Scharlach werden in der Regel Penicilline als Mittel der ersten Wahl empfohlen. Patienten mit schweren toxinvermittelten Erkrankungen müssen intensivmedizinisch behandelt werden. Hierbei sind die Entfernung des Bakterienherds, eine Kombinationstherapie mit Clindamycin und Benzylpenicillin (Penicillin G) sowie die Behandlung der Schocksymptomatik besonders bedeutsam. Für die Behandlung immunpathologischer Erkrankungen ist in erster Linie eine antiphlogistische Therapie indiziert. Aufgrund der weiten Verbreitung von S. pyogenes in der Bevölkerung und des Fehlens eines wirksamen Impfstoffs sind die Möglichkeiten zum Schutz vor Erkrankungen durch S. pyogenes sehr begrenzt.
English abstract
Streptococcus pyogenes – much more than the aetiological agent of scarlet fever
The grampositive bacterium S. pyogenes (beta-haemolytic group A Streptococcus) is a natural colonizer of the human oropharynx mucous membrane and one of the most common agents of infectious diseases in humans. S. pyogenes causes the widest range of disease in humans among all bacterial pathogens. It is responsible for various skin infections such as impetigo contagiosa and erysipelas, and localized mucous membrane infections of the oropharynx (e. g. tonsillitis and pharyngitis). Beta-haemolytic group A Streptococcus causes also invasive diseases such as sepses including puerperal sepsis. Additionally, S. pyogenes induces toxin-mediated syndromes, i. e. scarlet fever, streptococcal toxic shock syndrome (STSS) and necrotizing fasciitis (NF). STSS and NF are severe, frequently fatal diseases that have emerged in Europe and Northern America du- ring the last two decades. Finally, some immunpathological diseases such as acute rheumatic fever and glomerulonephritis also result from S. pyogenes infections. Most scientists recommend penicillins (benzylpenicillin, phenoxymethylpenicllin) as drugs of first choice for treatment of Streptococcus tonsillopharyngitis and scarlet fever. Erysipelas and some other skin infections should be treated with benzylpenicillin. Intensive care measurements are needed for treatment of severe toxin-mediated S. pyogenes diseases. These measurements include the elimination of internal bacterial foci, concomitant application of clindamycin and benzylpenicillin and suitable treatment of shock symptoms. Management of immunpathological diseases requires antiphlogistical therapy. Because of the wide distribution of S. pyogenes in the general population and the lack of an effective vaccine, possibilities for prevention allowing a suitable protection for diseases due to S. pyogenes are very limited.
Chronopharmakologie
Bedeutung der inneren Uhr für die Arzneitherapie
Fast alle physiologischen Funktionen der Lebewesen, einschließlich des Menschen, weisen signifikante tagesrhythmische Schwankungen auf. Die Existenz „innerer Uhren“, die zirkadiane Rhythmen steuern, ist heute bis auf die molekularbiologische Ebene gut belegt. Beim Menschen treten auch pathophysiologische Ereignisse, wie Herzinfarkt, Angina pectoris, Asthmaanfälle und Magen-Darm-Ulzera, unter anderem nicht gleichmäßig häufig über 24 Stunden auf, sondern haben ein ausgeprägt tagesrhythmisches Muster. Es überrascht daher nicht, dass sowohl die Pharmakokinetik als auch die erwünschten und unerwünschten Wirkungen von Pharmaka signifikante tageszeitabhängige Variationen aufweisen können, wie in klinischen Studien für über 100 Arzneimittel gezeigt werden konnte. Der Faktor „Tageszeit“ ist daher in die Beurteilung der Wirksamkeit, der unerwünschten Wirkungen und der therapeutischen Breite eines Arzneimittels mit einzubeziehen.
English abstract
Chronopharmacology – importance of the biological clock in drug treatment
Nearly all functions of living creatures including man exhibit significant daily variations. Today, internal biological clocks are traced down to the molecular level. In man pathophysiological events such as coronary infarction, angina pectoris, asthma attacks and gastro-intestinal ulcers do not occur at random but exhibit a clear-cut daily rhythmic pattern. It is, therefore, not surprising that the pharmacokinetics as well the effects and side-effects of drugs can vary significantly with the time of day as has been documented in many clinical studies. Thus, "time-of-day" has to be regarded as an important factor to evaluate drug efficacy and its therapeutic window.
Diabetes mellitus Typ 1
Besorgniserregende Zunahme im Kindesalter
Wenn die gegenwärtigen Trends anhalten, ist in Europa im Zeitraum zwischen 2005 und 2020 eine Verdoppelung neuer Diabetes-mellitus-Typ-1-Fälle bei Kindern unter fünf Jahren zu erwarten. Bei Kindern unter 15 Jahren wird mit einem Anstieg um 70% gerechnet.
Transiente Insomnie
Tasimelteon erleichtert Umstellung der inneren Uhr
Nach den Ergebnissen einer Phase-II- und einer Phase-III-Studie kann der Melatoninrezeptor-Agonist Tasimelteon bei vorübergehenden Schlafstörungen aufgrund von Jetlag oder Schichtarbeit unterstützend eingesetzt werden.
Arthrose-Behandlung
Arthroskopie ohne Vorteil bei Gonarthrose
Die chirurgische Revision des Kniegelenks führt nicht zu besseren Behandlungsergebnissen als eine optimierte manuelle und medikamentöse Therapie. Das belegt eine randomisierte klinische Studie aus Kanada.
Nicotinsäure plus Laropiprant
Häufiger und rascher zur Zieldosis
Bei der Behandlung von Fettstoffwechselstörungen zeichnet sich Nicotinsäure durch ein breites Wirkungsspektrum aus. Für eine optimale Wirkung ist jedoch eine Dosis von 2 g/Tag erforderlich. Wird Nicotinsäure in Kombination mit Laropiprant (als Tredaptive®) gegeben, wird diese Dosierung bereits innerhalb von vier Wochen und deutlich häufiger als bei Patienten mit alleiniger Nicotinsäuregabe erreicht, wie auf einem von der Firma MSD Sharp & Dohme veranstalteten Symposium berichtet wurde.
Atopische Dermatitis
Proaktives Therapiekonzept setzt auf (Aus-)Dauer
Am 1. Mai 2009 hat die EMEA Tacrolimus bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis für eine Erhaltungstherapie mit zweimal wöchentlicher Anwendung, die sogenannte proaktive Therapie, zugelassen. Fachärzte stellten auf dem aktuellen Dermatologenkongress in Dresden das Konzept und seine Vorteile gegenüber einer reaktiven Behandlung vor.
Durchbruchschmerz bei Krebspatienten
Zulassung von Fentanyl-Nasenspray
Am 20. Juli erteilte die Europäische Arzneimittelagentur (EMEA) die Zulassung für Instanyl®, ein Fentanyl-Nasenspray zur Behandlung von Durchbruchschmerzen bei Krebspatienten. Zulassungsrelevante Daten wurden bei der Einführungspressekonferenz am 9. September 2009 in Frankfurt vorgestellt.
Diabetes mellitus Typ 2
Intensivierte Blutzuckersenkung verbessert kardiovaskuläre Prognose
Eine intensivierte Blutzuckersenkung führt bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 zu einer deutlicheren Senkung des HbA1c-Werts im Vergleich mit Standardtherapien und in der Folge zu einer Verbesserung kardiovaskulärer Endpunkte wie nichttödlicher Herzinfarkt. Schlaganfälle werden dagegen im Vergleich mit Standardtherapien nicht signifikant stärker verhindert, ebenso wenig wirkt sich die bessere Blutzuckereinstellung auf die Gesamtmortalität über einen Beobachtungszeitraum von durchschnittlich fünf Jahren aus. Dies ergab eine Metaanalyse aus fünf großen kontrollierten Studien.
Prostatakrebsfrüherkennung
Studien können Kontroverse um PSA-Screening nicht lösen
Die Zwischenanalysen von zwei großen Studien, in denen der Nutzen des PSA-Screenings zur Früherkennung von Prostatakrebs untersucht wurde, führen zu unterschiedlichen Ergebnissen: Während in der US-amerikanischen Studie die Prostatakrebs-bedingte Sterblichkeit nach sieben Jahren nicht abgenommen hatte, wurde in der europäischen Studie nach neun Jahren eine Abnahme der Prostatakrebs-bedingten Todesfälle beobachtet. Falsch positive Ergebnisse („Überdiagnosen“) waren bei beiden Studien ein Problem.