Fast alle physiologischen Funktionen der Lebewesen, einschließlich des Menschen, weisen signifikante tagesrhythmische Schwankungen auf. Die Existenz „innerer Uhren“, die zirkadiane Rhythmen steuern, ist heute bis auf die molekularbiologische Ebene gut belegt. Beim Menschen treten auch pathophysiologische Ereignisse, wie Herzinfarkt, Angina pectoris, Asthmaanfälle und Magen-Darm-Ulzera, unter anderem nicht gleichmäßig häufig über 24 Stunden auf, sondern haben ein ausgeprägt tagesrhythmisches Muster. Es überrascht daher nicht, dass sowohl die Pharmakokinetik als auch die erwünschten und unerwünschten Wirkungen von Pharmaka signifikante tageszeitabhängige Variationen aufweisen können, wie in klinischen Studien für über 100 Arzneimittel gezeigt werden konnte. Der Faktor „Tageszeit“ ist daher in die Beurteilung der Wirksamkeit, der unerwünschten Wirkungen und der therapeutischen Breite eines Arzneimittels mit einzubeziehen.