Neue Targets am Horizont
Ein Blick in die Pipeline der Antidiabetika
Die zunehmende Anzahl an Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 beflügelt die Entwicklung neuer Antidiabetika. Dabei richtet sich der Blick auch auf völlig neue Targets wie den Natrium-abhängigen Glucosetransporter SGLT2 in der Niere, Enzyme des Glucosestoffwechsels in der Leber und andere Wirkprinzipien, die den Blutzuckerspiegel senken und die Insulinresistenz überwinden können. Die nächsten Jahre werden zeigen, welche der Arzneistoffe, die sich derzeit in der klinischen Prüfung befinden, die Zulassung erhalten werden.
English abstract
New targets in type 2 diabetes therapy
The growing number of patients with type 2 diabetes stimulates the development of new antidiabetic drugs. New targets are addressed, as SGLT2 in the kidney or enzymes of glucose metabolism in the liver which might help to lower glucose levels and to overcome insulin resistance. The forthcoming years will show which of the drugs in clinical trials will get marketing authorization.
Neue Therapieansätze zur Behandlung des Reizdarmsyndroms
Jeder Bundesbürger erkrankt durchschnittlich einmal jährlich an einer Störung des Gastrointestinaltrakts. Aus dieser hohen Prävalenz ergeben sich erhebliche Kosten im Bereich des Gesundheitssystems und der Wirtschaft. Diese Störungen umfassen neben Entzündungen durch Übersäuerung des Magens häufig Symptome eines Reizdarmsyndroms wie ungeklärte Durchfälle, Übelkeit, Flatulenz oder Krämpfe. Einige dieser Symptome sind auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zu beobachten. Das Krankheitsbild Reizdarmsyndrom wird seit Jahrzehnten intensiv beforscht. Trotzdem ist bisher nur eine symptomatische Therapie möglich, die oftmals unbefriedigend ist.
English abstract
New therapeutical approaches for treatment of irritable bowel syndrome
Irritable bowel syndrome is a common functional disorder of the gut. The cause is not known. Symptoms can be quite variable and include abdominal pain, bloating, and sometimes bouts of diarrhea and/or constipation. It causes a great deal of discomfort and distress, but it does not permanently harm the intestine and does not lead to a serious disease, such as cancer. There are numerous treatment options in functional gastrointestinal disorders acting peripherally by influencing motility and visceral sensitivity. However, older 5-HT4 receptor agonists had limited clinical success because they were associated with changes in the cardiac function. New generation 5-HT4 receptor agonists, 5-HT3 antagonists or partial antagonists are promising approaches to treat gastrointestinal dysmotility, particularly colonic diseases. A further new approach is the activation of chloride cannels within the gastrointestinal wall by the prostaglandin E metabolite lubiprostone. In patients with chronic constipation, lubiprostone produced a bowel movement, with sustained improvement in frequency as well as other constipation symptoms. Ongoing clinical trials suggest that linaclotide, a first-in-class, 14-amino acid peptide guanylate cyclase C (GC-C) receptor agonist and intestinal secretagogue is also an effective treatment for chronic constipation. The pharmacological profile suggests that orally administered linaclotide may be capable of improving the abdominal symptoms and bowel habits of patients suffering from of constipation-predominant irritable bowel syndrome and chronic constipation. Data are emerging, but the efficacy and safety profile of these agents in the treatment irritable bowel disease appears encouraging. Further randomized controlled trials are warranted.
Key words: Irritable bowel syndrome, pain, serotonin receptor ligands, lubiprostone, linaclotide, ROM III criteria
Unangemessene Arzneistoffe für geriatrische Patienten
Anpassung und Bewertung einer französischen Konsensusliste
Angesichts der demographischen Entwicklung in vielen Industrienationen ist die Pharmakotherapie bei älteren Patienten eines der am meisten diskutierten Themen der letzten 20 Jahre. Ziel dieser Arbeit war es, eine französische Konsensusliste mit unangemessenen Arzneistoffen für Ältere für Deutschland anzupassen und zu bewerten. Dazu wurde ein umfangreicher Literaturreview zur Sicherheit der im französischen Original genannten Arzneistoffe durchgeführt. Von ursprünglich 34 Kategorien mit 121 Arzneistoffen in der französischen Liste wurden 12 Kategorien von uns als angemessen und damit anwendbar eingestuft, alle anderen sind auch unserer Meinung nach bei älteren Patienten risikobehaftet und zu vermeiden. Besonders häufig wurden Stoffe mit Wirkung auf das zentrale Nervensystem wie Anticholinergika und Benzodiazepine negativ bewertet.
Die vorliegende überarbeitete Liste ist als Hilfe für verschreibende Ärzte und beratende Apotheker zur Sicherstellung einer sicheren Pharmakotherapie bei Älteren gedacht – möglicherweise kann sie auch die Diskussion zu diesem Thema in Deutschland vorantreiben.
English abstract
Potentially inappropriate medication for the elderly: adaptation and evaluation of a french consensus list
Background: Appropriate pharmacotherapy is one of the most important topics due to demographic development in many industrialised countries. The purpose of our work was to evaluate and adjust a French consensus list for Germany.
Materials and Methods: We conducted a thorough literature review with regard to the safety of drugs for the elderly.
Results: Originally, 34 criteria containing drugs or drug classes were classified as inappropriate. From these, we evaluated 12 criteria as appropriate, and all others as potentially inappropriate, too. Frequently, drugs affecting the central nervous system, for example anticholinergics and benzodiazepines, were evaluated as potentially inappropriate medication.
Conclusion: Our adapted list may be used as recommendation for appropriate drug prescribing in the elderly in Germany.
Key words: Inappropriate prescribing, elderly, pharmacotherapy, appropriateness
Medikamentöse Therapie des kardiogenen Schocks
Die Verbesserung der Hämodynamik ist essenziell
Die gefährlichste Komplikation des akuten Myokardinfarkts ist der kardiogene Schock, der trotz gewisser Behandlungsfortschritte weiterhin mit einer sehr hohen Letalität einhergeht. Um die Prognose betroffener Patienten zu verbessern, ist die sofortige perkutane Koronarintervention (PCI) unverzichtbar. Doch auch die medikamentöse kreislaufunterstützende Therapie mit Inotropika und Vasopressoren ist ein essenzieller Bestandteil der Therapie. Die Möglichkeiten wurden im Rahmen der Wiener Intensivmedizinischen Tage im Februar 2010 diskutiert.
Interaktionen zwischen Johanniskrautextrakt und Finasterid?
Können bei der gleichzeitigen Einnahme von Finasterid und Johanniskrautextrakt Wechselwirkungen auftreten?
Therapie der Insektengiftallergie
Notfallset und Hyposensibilisierung
Rund 20% der deutschen Bevölkerung reagieren auf Bienen- und Wespenstiche allergisch, das heißt, sie entwickeln starke Hautsymptome oder systemische Reaktionen wie Atemnot und Blutdruckabfall. Solche Patienten erhalten ein „Notfallset“ mit Antihistaminikum und Glucocorticoid, bei schwereren Reaktionen zusätzlich auch einem Epinephrin-Pen zur Selbstinjektion. Langfristigen Schutz bietet die Hyposensibilisierung mit Bienen- oder Wespengift. Die Grundsätze der Behandlung bei Insektengiftallergie wurden bei einem Symposium der Firma Bencard Allergie in Dresden vorgestellt.
Reiseimpfung
Schutz vor invasiven Meningokokken-Infektionen
Für Erwachsene und Kinder ab 11 Jahren steht seit Kurzem ein quadrivalenter Meningokokken-Konjugatimpfstoff gegen die Serogruppen A, C, W135 und Y zur Verfügung. Themen einer Pressekonferenz von Novartis Vaccines anlässlich der Markteinführung des Impfstoffs waren die weltweite Verbreitung der Errreger, Symptomatik und Verlauf der Erkrankung sowie Eigenschaften des neuen Impfstoffs.
Migräneprophylaxe
Kurzzeitige Einnahme von Frovatriptan bei der menstruellen Migräne wirksam
In einer randomisierten, multizentrischen, Plazebo-kontrollierten Studie war die 6-tägige Einnahme von Frovatriptan zur Prophylaxe der menstruellen Migräne wirksam.
Migräne
Transkranielle Magnetstimulation zur Behandlung akuter Migräne-Attacken mit Aura
Eine Behandlung mit transkranieller Magnetstimulation kann bei Patienten, die unter einer Migräne mit Aura leiden, den Anteil an Patienten, die nach zwei Stunden schmerzfrei sind, gegenüber einer Scheinstimulation signifikant erhöhen. Die Behandlung erfolgte mithilfe eines tragbaren Geräts durch die Patienten selbst. Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit der Magnetstimulation standen, traten nicht auf.
Rauchen
Bestimmte Genvarianten korrelieren mit der Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten
Drei Metaanalysen kommen zu dem Ergebnis, dass Rauchen zumindest zum Teil genetisch bedingt ist. Diese Ergebnisse stehen in Übereinstimmung mit früheren Studien.
Einblicke in das menschliche Gehirn
Was geschieht bei ökonomischen Entscheidungen?
Ökonomische Entscheidungen werden rein rational getroffen? – Ein Irrglaube. Das neue Forschungsgebiet der Neuroökonomie, ein interdisziplinärer Zusammenschluss aus Neuro- und Wirtschaftswissenschaften, untersucht gezielt die neuronalen Prozesse und involvierten Hirnareale, die in ökonomische und finanzielle Entscheidungsfindungen involviert sind. Mithilfe moderner bildgebender Verfahren gelingt es, die tiefen Strukturen dieses Entscheidens direkt zu betrachten und zu analysieren. Erste Ergebnisse bestätigen, was viele bereits geahnt haben: Ökonomische Entscheidungen unterliegen in erheblichem Maße dem Einfluss des Belohnungszentrums des Gehirns und entziehen sich teilweise einer rationalen Kontrolle.
Altersmedizin
Steigender Versorgungsbedarf bei chronischen und chronisch-degenerativen Erkrankungen
Demographischer Wandel und medizinischer Fortschritt führen zu einem steigenden Behandlungs- und Pflegebedarf für multimorbide, chronisch-kranke ältere Patienten. Dem stehen sinkende Einnahmen durch den steigenden Altenanteil und ungünstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen gegenüber. Mittelumschichtungen mit neu festgelegten Prioritäten, darunter vor allem Prävention, könnten dem steigenden Bedarf entgegenwirken. Dies wurde bei einer gesundheitspolitischen Veranstaltung der Firma MSD Sharp & Dohme im Rahmen des diesjährigen Internistenkongresses diskutiert.
Isoliert systolische Hypertonie
Kombination ACE-Hemmer plus Calciumkanalblocker verhindert Folgeschäden
Jenseits des 50. Lebensjahres ist die isoliert systolische Hypertonie (ISH) die häufigste Form des Bluthochdrucks und zugleich einer der wichtigsten Risikofaktoren für kardio- und zerebrovaskuläre Ereignisse. Die Fixkombination aus dem ACE-Hemmer Enalapril und dem Calciumkanalblocker Nitrendipin (Eneas®) ist ein gut wirksames und verträgliches Behandlungskonzept, das vaskuläre Komplikationen verhindern kann, so das Fazit eines von den Firmen Merck Serono und Trommsdorf Arzneimittel im Rahmen der 76. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie e.V. veranstalteten Satellitensymposiums.
Gerinnungsmanagement
Kombinationen von Antithrombotika erhöhen das Risiko für schwerwiegende Blutungen
Eine große dänische Register-Studie zeigt, dass die Kombination von Thrombozytenfunktionshemmern bei Patienten nach Myokardinfarkt das Risiko schwerwiegender Blutungen gegenüber einer Monotherapie deutlich erhöht. Auch die Kombination von Vitamin-K-Antagonisten mit Thrombozytenfunktionshemmern erhöht das Blutungsrisiko. Daher muss insbesondere bei Kombinationstherapien eine sorgfältige Abwägung des Nutzens (Vermeidung ischämischer Ereignisse) gegenüber einem potenziellen Schaden (Blutung) erfolgen.
Tiefe Beinvenenthrombose und Lungenembolie
Wie wirksam und sicher ist Edoxaban?
Die Standardtherapie bei einer tiefen Beinvenenthrombose oder Lungenembolie umfasst die Gabe eines niedermolekularen Heparins s.c. gefolgt von der oralen Gabe eines Vitamin-K-Antagonisten, was mit einer Reihe von Problemen einhergeht. Eine neue vielversprechende Option ist der orale Faktor-Xa-Inhibitor Edoxaban. Die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Substanz soll jetzt in einer multizentrischen Phase-III-Studie bei Patienten mit tiefer Beinvenenthrombose und/oder Lungenembolie untersucht werden. Das Studiendesign wurde bei einer Pressekonferenz der Firma Daiichi Sankyo anlässlich der 54. Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose und Hämostaseforschung (GTH) vorgestellt.
Lungenkarzinom
Am Gefäß angreifende Therapieansätze
Als einziger Angiogenesehemmer ist derzeit Bevacizumab für die Therapie von Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) zugelassen. Mit den Vascular disrupting Agents (VDA) befindet sich eine neue Substanzgruppe in der Entwicklung, die bereits bestehende Gefäße zerstört.