In Bewegung bleiben
Rotavirus-Infektionen
Rotaviren sind unbehüllte, doppelsträngige Ribonukleinsäureviren mit einem segmentierten, genetisch variablen Genom. Sie gehören weltweit zu den häufigsten Erregern von Durchfallerkrankungen; bei Kindern unter fünf Jahren sind sie die häufigste Ursache schwerer akuter Diarrhöen. In weniger entwickelten Ländern sind Rotavirus-Erkrankungen eine der häufigsten Todesursachen im Kleinkindalter. Symptomatische Erkrankungen bei Kindern unter fünf und älteren Menschen über 70 Jahren zeigen sich meist als plötzlich einsetzende, wässrige Durchfälle mit einem hohem Dehydrierungsrisiko, daneben treten Erbrechen sowie respiratorische Symptome auf. Bei jüngeren Erwachsenen verlaufen die Erkrankungen eher mild und können als Reisediarrhö vorkommen. Extraintestinale Manifestationen sind selten. Die symptomatische Therapie von Rotavirus-Erkrankungen zielt auf eine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution. Eine allgemein empfohlene antivirale Therapie gibt es nicht. Für die Prävention ist die konsequente Einhaltung adäquater Hygienemaßnahmen von entscheidender Bedeutung, dabei ist die hohe Umweltstabilität der Viren zu berücksichtigen. In Deutschland sind zwei Lebendimpfstoffe gegen Rotaviren zugelassen, deren Anwendung von der Ständigen Impfkommission aber nicht generell empfohlen wird. Eine Rotavirus-Infektion hinterlässt eine serotyp-spezifische, nicht dauerhafte Immunität.
English abstract
Rotavirus infections
Rotaviruses are genetically highly variable, non-enveloped viruses with a double-stranded, segmented ribonucleic acid genome. They are a major cause of gastroenteritis worldwide. In children aged less than 5 years, they are the most frequent agent of severe acute diarrheal illnesses. In less developed countries, rotavirus diseases are one of the most frequent causes of death in infants and little children. Typically, symptomatic rotavirus diseases in infants (<5 years) and the elderly (>70 years) arise with sudden onset of watery diarrhoea with high risk of dehydration, accompanied by vomiting and, in several cases, unspecific respiratory symptoms such as cold and sore throat. In adults aged less than 70 years, illnesses due to rotavirus appear generally mild or as travel diarrhoea. Although rotavirus infections are considered to by systemic, extraintestinal manifestations such as rotavirus central nervous system diseases are relatively rare. Rotaviruses are transmitted primarily from person-to-person by the faecal-oral route. Treatment of rotavirus diarrhoea is usually symptomatic and comprises a sufficient fluid and electrolyte substitution. Although nitazoxanide and some other drugs show high efficacy against rotavirus in vitro and in vivo, there is currently no recommended specific antiviral therapy. For prophylaxis, special attention should be paid to adequate hygienic rules. Because of the high stability of rotaviruses to changing environmental conditions, disinfection should be performed applying disinfectants with proven activity against rotaviruses. In Germany, two efficient and secure live vaccines against rotaviruses have been approved. Their application, however, is not generally recommended.
Schmerztherapie in der Pädiatrie
Standards und spezielle Aspekte der medikamentösen Therapie
Eigene Daten zeigen bei kontinuierlicher Infusion von Fentanyl und Midazolam bei pädiatrischen Intensivpatienten eine gute Korrelation zwischen Fentanyl-Dosis und -Serumspiegel, während Midazolam in diesem Setting für eine Sedierung nicht der optimale Wirkstoff ist.
English abstract
Analgesia for pediatric patients. Standards and special aspects
In this paper we describe the assessment and medical treatment of pain in children according to the concept of the Centre of Pediatrics and Adolescent Medicine at the university of Freiburg, Germany. Opiate therapy in children as well as novel data about the association of paracetamol (acetaminophen) and wheezing/asthma bronchiale in children are discussed. Special aspects of analgesia for painful procedures and a nitrous oxide/oxygen mixture which has been recently introduced in Germany are described.
The second part of the paper presents results of our prospective study about continuous infusion of fentanyl and midazolam in a fixed combination in 19 critically ill patients with a median age of 46 months, 40% of these patients had an ARDS. The mortality rate was 21%. A median dose of fentanyl of 3.9 µg/kg/h (midazolam 0.26 mg/kg/h) was infused. The fentanyl serum level (median 4.2 ng/ml, range 1.7–17.8 ng/ml) correlated significantly with the administered dose while the midazolam serum levels (median 911 ng/ml, range 234–4 651 ng/ml) correlated neither with the administered dose nor with any of the analysed parameters.
Conclusion: A standard protocol for the assessment and treatment of pain should be established in every pediatric hospital. The data about the association of asthma bronchiale and paracetamol cannot be interpreted conclusively, but show that even for well known substances clinical trials may lead to new awareness. The study data about continuous infusion of fentanyl and midazolam show a good correlation of the fentanyl application to serum levels, while midazolam appears to be not the optimal substance for continuous sedation in this setting.
Key words: analgesia procedural pain, nitrous oxide, fentanyl, midazolam, continuous infusion
Restless-Legs-Syndrom
Ein Dopaminagonist gegen mehrere Symptome
Viele Patienten mit Restless-Legs-Syndrom (RLS) leiden nicht nur unter nächtlichen Missempfindungen und Unruhe in den Beinen, sondern auch unter Schmerzen, unwillkürlichen Beinbewegungen und damit assoziierten Schlafstörungen. Themen eines von der UCB Pharma GmbH anlässlich des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) 2010 in Mannheim veranstalteten Symposiums [1] waren die Wirksamkeit von Rotigotin beim Restless-Legs-Syndrom und praktische Aspekte einer Therapie mit Dopaminagonisten.
Kopfschmerzen
Trizyklische Antidepressiva bei chronischem Spannungskopfschmerz und Migräne
Trizyklische Antidepressiva sind sowohl in der Prophylaxe von Spannungskopfschmerzen als auch in der Prophylaxe der Migräne wirksam. Der therapeutische Effekt nimmt mit der Behandlungsdauer zu. Dies ergab eine systematische Literaturübersicht und Metaanalyse.
Gelenkarthrose
Hemmung des Nervenwachstumsfaktors lindert Schmerzen und Funktionseinschränkung
In einer Phase-II-Studie reduzierte der gegen den Nervenwachstumsfaktor gerichtete Antikörper Tanezumab bei Patienten mit einer Arthrose des Kniegelenks Schmerzen und Funktionseinschränkungen signifikant besser als Plazebo. Zurzeit ruht allerdings das klinische Entwicklungsprogramm, da bei 16 Patienten, die in Phase-III-Studien mit Tanezumab behandelt wurden, Gelenknekrosen auftraten, die einen operativen Gelenkersatz erforderten.
Benigne Prostatahyperplasie
Patienten mit erhöhtem Progressionsrisiko initial kombiniert behandeln
Durch eine frühzeitige Gabe von Tamsulosin und Dutasterid können bei Patienten mit benigner Prostatahyperplasie (BPH) mit moderater bis schwerer Symptomatik und einem erhöhten Risiko für eine Krankheitsprogression ein akuter Harnverhalt und die Notwendigkeit einer BPH-bedingten Operation verzögert werden. Durch die Kombinationstherapie werden auch die Symptome gelindert und das klinische Fortschreiten verlangsamt. Die 4-Jahres-Ergebnisse der CombAT(Combination of Avodart® and Tamsulosin)-Studie wurden bei einem von der Firma GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG veranstalteten Pressegespräch vorgestellt.
Benignes Prostatasyndrom
Punktgenaue Blockade des Alpha1A-Rezeptors
Für die Behandlung des benignen Prostatasyndroms steht mit Silodosin ein neuer Alphablocker mit einer hohen Selektivität für den Alpha1A-Adrenozeptor zur Verfügung. Bei einem von der Firma Merckle Recordati veranstalteten Presseworkshop im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) in Düsseldorf wurden klinische Daten und das Wirkprinzip der neuen Substanz vorgestellt.
Urologie
Vermindern 5-Alpha-Reductasehemmer das Krebsrisiko bei Männern?
In mehreren großen Studien wurde der Einfluss von 5-Alpha-Reductasehemmern wie Finasterid und Dutasterid auf das Risiko eines Prostatakarzinoms untersucht. Bei Patienten mit benigner Prostatahyperplasie (BPH) und einem erhöhten Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, könnte die Einnahme von Dutasterid das Wachstum eines Prostatakarzinoms verringern. Über einen möglichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Finasterid und dem Auftreten von Brustkrebs bei Männern wurde in Einzellfällen berichtet, Veränderungen der Brust unter einer solchen Therapie sollten daher ernst genommen werden.
Harnblasenkrebs
Wie vier Tropfen Urin das Leben retten können
Ein Harnblasenkarzinom wird oft über lange Zeit nicht entdeckt, da es zu Beginn kaum Beschwerden verursacht. Je später es diagnostiziert wird, desto schlechter ist die Prognose. Da verschiedene Noxen bekannt sind, die ein Harnblasenkarzinom verursachen können (z.B. Rauchen, aromatische Amine, Nitrosamine, ionisierende Strahlen), kann es sinnvoll sein, bei Patienten, die diesen Noxen ausgesetzt sind, ein Screening durchzuführen. Möglich ist dies mit einem Schnelltest auf das nukleäre Matrix-Protein 22, das bei Vorliegen eines Harnblasenkarzinoms im Urin nachweisbar ist.
Chronische Niereninsuffizienz
Therapie mit calciumfreiem Phosphatbinder schützt die Gefäße
Bereits eine beginnende Einschränkung der Nierenfunktion kann die Phosphat-Homöostase aus dem Gleichgewicht bringen. Spätestens mit Beginn der Dialysepflicht haben fast alle Patienten erhöhte Phosphat-Spiegel und ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Ein Marker für die mit einer chronischen Niereninsuffizienz einhergehende Störung des Mineralstoffhaushalts ist der Fibroblasten-Wachstumsfaktor 23. Es empfiehlt sich, einem Phosphatüberschuss rechtzeitig mit einem Phosphatbinder entgegen zu wirken. Der calciumfreie Phosphatbinder Sevelamer senkt den Phosphat-Spiegel, ohne eine Verkalkung von Blutgefäßen zu begünstigen.
Retinaler Venenverschluss
Intravitreales Implantat zur Therapie des Makulaödems aufgrund eines Venenverschlusses
Eine der häufigsten Erkrankungen der Netzhaut ist der retinale Venenverschluss. Die Möglichkeiten zur Behandlung dieser Erkrankung sind begrenzt und konzentrieren sich auf die durch den Gefäßverschluss verursachten Komplikationen. Dabei kommen chirurgische Eingriffe, Laserbehandlungen und verschiedene pharmakologische Therapien zum Einsatz, jedoch größtenteils off Label. Seit August 2010 ist ein Dexamethason-haltiges Implantat für die Therapie des Makulaödems aufgrund eines retinalen Venenverschlusses europaweit zugelassen. Es wurde bei einer von der Firma Pharm-Allergan GmbH veranstalteten Pressekonferenz [1] vorgestellt.