Übersicht

Phytopharmaka – traditionelle Empirie oder pharmakologische Evidenz?

Teil 2: Phytopharmaka bei Infektionen der Atemwege

Die Erkältungssaison steht vor der Tür. Husten, Rhinosinusitis, Tonsillitis und Bronchitis sind beratungsintensive Themen in der Offizin. 29 Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) befassen sich mit Erkrankungen der Atemwege, darunter drei Leitlinien, die konkrete Hinweise auf pflanzliche Drogen bzw. Arzneimittel enthalten: die S3-Leitlinie Halsschmerzen, die Leitlinie akuter und chronischer Husten der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin und die S2k-Leitlinie Rhinosinusitis. Die Empfehlungsgrade zur Anwendung pflanzlicher Drogen sind in diesen Leitlinien mehr oder weniger zurückhaltend formuliert. Dennoch sind Phytopharmaka zur Therapie von Erkältungskrankheiten aus der Apotheke nicht mehr wegzudenken [17].

FlaggeEnglish abstract

Herbal medicines against respiratory diseases – traditional empiricism or pharmacological evidence?

Sinusitis and bronchitis belong to the most frequent respiratory infections. The relevant guidelines mention the therapy with herbal substances and assign a good activity to cineole and Myrtol as well as to combination preparations with cowslip. There is no final statement of the guidelines' authors concerning the extract of Pelargonium sidoides. Further studies will be necessary to give reliable therapeutic recommendations.

ÜbersichtThi My Hanh Nguyen, Berlin

Schilddrüsenerkrankungen

Erkrankungen der Schilddrüse gehören in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu den häufigsten endokrinologischen Krankheiten. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über anatomische und epidemiologische Grundlagen, Pathophysiologie der Schilddrüsenfehlfunktionen (Hypo- und Hyperthyreose) und andere Krankheitsbilder (Struma, Schilddrüsenkarzinom) sowie über Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen.

Fortbildung WissensbasierungBirgit Schindler, Judith Günther, Freiburg, und Katja Suter, Basel

Qualitätsbewertung klinischer Studien

Wie man die Spreu vom Weizen trennt

Im vorliegenden Artikel wird hergeleitet, warum die randomisierte kontrollierte Studie der Goldstandard für den Beweis einer Ursache-Wirkungs-Beziehung ist. Um Fehlerquellen bei der Studienbewertung zu identifizieren, ist es nötig, sich zunächst mit einigen Begriffen vertraut zu machen. Anhand einer Studie zu der Frage „Hilft Zink bei Erkältung?“ wird dann exemplarisch dargestellt, wie man bei einem „critical appraisal“ strukturiert vorgehen kann. Hierfür sind Checklisten hilfreich, die das Vorgehen bei einer kritischen Durchsicht systematisieren und gleichzeitig auch dokumentieren. Zunächst wird die Methodenqualität (interne Validität) der Studie geprüft. Die Fragen, die dahinter stecken, lauten: „Kann ich dem Ergebnis dieser Studie überhaupt trauen?“ und „Lohnt es sich weiter zu lesen?“.

FlaggeEnglish abstract

Evidence-based pharmacy – Assessment of study qualit

After having identified relevant studies through a literature search for a specific question, it is now necessary to consider the trustworthiness of the publications found. This article deals with the quality assessment of the raw material "information".

The focus is based on the following questions: (a) Why is the randomized controlled trial (RCT) the gold standard for proving a cause-effect relationship? (b) What types of biases exist? To identify the risk of bias, it is necessary to become familiar with some terms. The aim of the current paper is to clarify and explain the key points for the assessment of internal validity of RCTs. The underlying question is: Can I trust the results of this study at all? And: Is it worthwhile to read further? In addition, an example of how to structure a "critical appraisal" will be shown. For this purpose, checklists are helpful to systematize and document the procedure.

Referiert & kommentiertDr. Alexander Ströhle, Hannover - Mit Autorenkommentar

Gynäkologie

Folsäure und Neuralrohrdefekt: Dosis-Wirkungs-Beziehung bestätigt

Eine unzureichende Folsäureversorgung ist die wichtigste Ursache für angeborene Fehlbildungen des Neuralrohrs (Neuralrohrdefekte, NRD), darunter Spina bifida oder Anenzephalie. Allen Frauen, die eine Schwangerschaft planen oder schwanger werden können, wird zur Einnahme eines folsäurehaltigen Präparats geraten. Allerdings schwanken die Angaben zur Dosierung (400 bis 800 µg Folsäure/Tag). Unzureichend erforscht ist auch der Zusammenhang von Folsäureversorgung und NRD-Risiko. Eine im British Medical Journal veröffentlichte Studie konnte jetzt für Folsäure und NRD-Risiko eine Dosis-Wirkungs-Beziehung nachweisen.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Intervall zwischen zwei Schwangerschaften

Einfluss auf den Geburtsoutcome geringer als bisher vermutet

Ein sehr kleines oder großes Intervall zwischen zwei Schwangerschaften hat einer neuen Kohortenstudie zufolge nur einen geringen Einfluss auf den Geburtsoutcome wie Frühgeburt oder Geburtsgewicht. Bisher war man von einem optimalen Intergraviditäts-Zeitfenster von 18 bis 23 Monaten ausgegangen. Die Ursache für die Überschätzung des Schwangerschaftsintervalls liegt möglicherweise in der bisherigen Berechnungsmethode, bei der in den Mutter-zu-Mutter-Vergleichen zu wenig auf wichtige individuelle Faktoren der Mutter geachtet wurde, wodurch verzerrte Ergebnisse entstanden.

Referiert & kommentiertDr. Annette Hille-Rehfeld, Stuttgart

Essenzielle Spurenelemente

Bromid ist unverzichtbar für die Bildung funktioneller Epithelien

In der Pharmazie ist Bromid kein unbeschriebenes Blatt. Vorübergehend wurde es als sedierende und krampflösende Droge bzw. Antiepileptikum verwendet. Doch die molekularen Mechanismen seiner zentralnervösen Wirksamkeit sind bisher nicht geklärt. Erst jetzt wurde eine konkrete Funktion im Stoffwechsel aufgedeckt: Bromid fördert als Kofaktor einer Peroxidase die Vernetzung von Kollagen in der Basalmembran und erwies sich in diesem Zusammenhang als essenzieller Nahrungsbestandteil.

Referiert & kommentiertDr. Alexander Ströhle, Hannover

Funktionelle Obstipation

Metaanalyse belegt Wirksamkeit von Probiotika

Obstipative Beschwerden sind ein häufiges Symptom in der allgemeinärztlichen Praxis. Meist handelt es sich um eine sogenannte funktionelle Obstipation, für die keine organischen Befunde nachweisbar sind, die die Beschwerden ausreichend erklären. Eine systematische Auswertung von 14 randomisierten kontrollierten Studien konnte nun die Wirksamkeit von Probiotika bei chronischer Verstopfung quantifizieren.

Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Neue Therapiestrategien auf dem Prüfstand

Für die Therapie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen gibt es offizielle Leitlinien. Doch der klinische Verlauf dieser Erkrankungen ist individuell sehr unterschiedlich, sodass die Behandlung sich auch an individuellen Kriterien orientieren muss. Auch wenn mit den heute zur Verfügung stehenden Substanzen die Mehrzahl der Patienten zufriedenstellend behandelt werden kann, so besteht durchaus noch Bedarf an neuen Therapiestrategien, so das Fazit eines von der Firma Falk veranstalteten Presse-Roundtable.

Referiert & kommentiertMichael Koczorek, Bremen

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung

Duale Bronchodilatation: Fixkombination aus LABA plus LAMA

Wird bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) mit einer bronchodilatatorischen Monotherapie keine ausreichende Symptomkontrolle erreicht, empfiehlt die Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) eine Kombination von Substanzen mit komplementären Wirkungsmechanismen. Auf einem Symposium der Firma Novartis in Athen wurde die erste Fixkombination aus einem langwirksamen Beta-2-Agonisten (LABA) und einem langwirksamen Muskarin-Antagonisten (LAMA) vorgestellt.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Schlaganfall-Prävention unter Einsatz von Warfarin

Schlaganfallrisiko und Blutungsrisiko bei Patienten mit Vorhofflimmern unter Dialyse

Bei Patienten, die dialysepflichtig sind und unter Vorhofflimmern leiden, reduziert zwar die Gabe von Warfarin das Risiko eines Schlaganfalls, erhöht aber gleichzeitig das Risiko schwerwiegender Blutungen um 44%, so das Ergebnis einer retrospektiven Kohortenstudie.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Egid Strehl, Freiburg

Infektiologie

Zerebrale Infektionen durch Parasiten

Im Zeitalter der weltumspannenden Wirtschaftsbeziehungen und des globalen Tourismus werden auch vormals endemisch gebliebene Infektionen zu latenten bis offensiven Bedrohungen, insbesondere für ahnungslose Reisende. Die Neurozystizerkose und die Neuro-Onchozerkose wurden als Beispiele für das Zentralnervensystem betreffende Infektionen auf dem 12. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT) besprochen.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Egid Strehl, Freiburg

Antibiotika-Resistenz

Massentierhaltung als Hauptquelle des Problems?

Seit der drastischen Zunahme multiresistenter Bakterien in Fleischproduktionsbetrieben werden Antibiotika – im legal arbeitenden deutschen Bereich – überlegter und gemäß den bestehenden Regelungen eingesetzt. Flankierend dazu werden die Haltungsbedingungen in der Tiermast wesentlich verbessert und entsprechend den neuen Erkenntnissen zu den Infektionsketten weiterentwickelt. Erst die Zukunft wird zeigen, ob die Resistenzverbreitung bei Tier und Mensch damit erfolgreich gestoppt werden kann.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Egid Strehl, Freiburg

Influenza

Eine Herausforderung für den Infektionsschutz

Eine Influenza-Epidemie stellt unsere Gesundheitseinrichtungen regelmäßig vor verschiedenartige Probleme. Diese betreffen die ausreichende Verfügbarkeit adaptierter Impfstoffe genauso wie deren Distribution. Auf dem 12. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT) wurde unter anderem der Frage nach dem Nutzen einer flankierenden Labordiagnostik und deren Umfang sowie nach der Stringenz der Prävention durch Impfung – insbesondere beim medizinischen Personal – nachgegangen.