Diagnostik und Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK)


Dr. med. Holger Lawall, Ettlingen

Foto: Dr. Holger Lawall

Arteriosklerotische Gefäßerkrankungen mit Durchblutungsstörungen am Herzen, den Hirngefäßen und den peripheren Gefäßen nehmen weltweit kontinuierlich zu. Damit einher geht auch die periphere arterielle Verschlusskrankheit der Beingefäße (PAVK), die eine Hauptursache für die reduzierte Gehleistung und die erhöhte Amputationsrate ist.

In diesem Heft werden die wesentlichen Grundzüge der aktuellen Diagnostik und Therapie der PAVK auf der Basis der aktuellen S3-Leitlinie PAVK dargestellt.

Die PAVK bezeichnet eine Einschränkung der Durchblutung der die unteren Extremitäten versorgenden Arterien. In etwa 95% der Fälle liegen der chronischen PAVK arteriosklerotische Veränderungen zugrunde, deren Risikofaktoren das Alter, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und vor allem Nikotin und Diabetes mellitus sind.

Die PAVK in der deutschen Bevölkerung ist häufig und nimmt entsprechend der demographischen Entwicklung zu, wie aktuelle Untersuchungen zeigen. Die Gesamtprävalenz der PAVK liegt bei 3 bis 10% in der Bevölkerung. Ab einem Alter von 70 Jahren ist jeder fünfte Bundesbürger davon betroffen!

Oft finden sich keine Symptome und die Diagnose ist ein Zufallsbefund. Das ist deshalb von besonderer Bedeutung, da die PAVK die Marker-Erkrankung für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall ist.

Wie von Frau Prof. Dr. Espinola-Klein beschrieben, hat in diesem Zusammenhang die Bestimmung der peripheren Knöcheldrucke (ABI-Messung) eine herausragende Bedeutung.

Damit können nicht nur frühzeitig periphere Durchblutungsstörungen erkannt werden, sondern mithilfe dieser Messung ist eine Erkennung von Risikopatienten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und erhöhte kardiovaskuläre Sterblichkeit zuverlässig möglich.

Umso wichtiger ist es deshalb, diese Zusammenhänge in die Öffentlichkeit zu tragen und die ABI-Messung bei Menschen mit Risikofaktoren regelmäßig durchzuführen. In diesem Zusammenhang will die Kampagne „Verschlusssache PAVK“ Aufmerksamkeit erlangen und hier sind gemeinsame Aktionen von Apothekern und Gefäßmedizinern notwendig. Die Deutsche Gesellschaft für Angiologie und Gefäßmedizin e.V. (DGA) steht dazu bereit!

Die PAVK ist die Marker-Erkrankung für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Die Bedeutung der PAVK wird von Ärzten und Patienten unterschätzt. Patienten mit PAVK sind hinsichtlich ihrer Risikofaktoren und Begleiterkrankungen unterbehandelt.

Die aktuellen medikamentösen und endovaskulären Behandlungsverfahren werden in den Beiträgen sachkundig und verständlich erläutert.

Die Therapie der PAVK hat zwei grundsätzliche Ziele: die Behandlung vaskulärer Risikofaktoren und Begleiterkrankungen unter besonderer Berücksichtigung koronarer und zerebrovaskulärer Gefäßerkrankungen sowie die Verbesserung des peripheren Blutflusses bei symptomatischen Patienten.

Dr. M. Lichtenberg führt die modernen endovaskulären Behandlungsmethoden der peripheren Durchblutungsstörungen der Beine auf. Mit ihrer Hilfe gelingt es in der Hand des erfahrenen Gefäßmediziners, Gefäßengen und -verschlüsse zu beseitigen. Dadurch steigt die Gehleistung, bessert sich Lebensqualität und vielfach können Amputationen vermieden werden.

Aufgrund geringerer Invasivität wird heute bei geeigneter Indikation die endovaskuläre Katheterbehandlung mit und ohne Stent bevorzugt. Dies gilt für die Becken-, Oberschenkel- und Unterschenkelgefäße gleichermaßen.

Der endovaskulären Behandlung soll der Vorzug gegeben werden, wenn kurzfristig und langfristig die gleiche symptomatische Verbesserung erzielt werden kann wie mit einem gefäßchirurgischen Eingriff.

Diese Ausgabe der MMP hat zum Ziel, die aktuellen Untersuchungsmethoden und Behandlungskonzepte der PAVK vorzustellen. Es soll dazu beitragen, die Sensibilität für die PAVK zu erhöhen und damit einen Beitrag zur strukturierten Therapie zu leisten. Dazu sind interdisziplinäre und interprofessionelle Anstrengungen notwendig. In diesem Sinne wünsche ich viel Freude beim Lesen der Beiträge.

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