Dr. Tanja Saußele, Stuttgart
Die wahrheitsgemäße und vollständige Beantwortung von Fragen des Arztes durch seine Patienten ist nicht nur ein fundamentaler Baustein für die Arzt-Patienten-Beziehung, sondern auch essenziell für eine optimale Versorgung und Patientensicherheit.
Ärzte müssen den Angaben der Patienten über ihren Gesundheitszustand, deren Symptome und Gesundheitsverhalten vertrauen können, damit sie eine entsprechende Diagnose stellen und Behandlungsempfehlungen aussprechen können. Ohne die entsprechende Information könnten die Entscheidungen und Empfehlungen des Arztes dem Patienten sogar schaden.
Was Patienten dazu bewegt, dem Arzt wichtige Informationen, z. B. über ihren Gesundheitszustand vorzuenthalten und wie häufig sie das tun, wurde in einer US-amerikanischen Studie mit 4510 Personen ausgewertet. Die Daten stammten aus zwei verschiedenen Online-Umfragen. In der einen Umfrage waren die Personen durchschnittlich 36 und in der anderen 61 Jahre alt.
81 bzw. 61% der befragten Patienten behielten mindestens eine Information für sich, da sie mit den Empfehlungen des Arztes nicht einverstanden waren oder die Anweisungen nicht verstanden hatten. Am häufigsten begründeten die Patienten ihr Verhalten damit, dass sie nicht verurteilt oder belehrt werden wollten, nicht hören mochten, wie schädlich ihr Verhalten sei oder dass sie sich schämten.
Am ehesten wurden die Angaben von Frauen, jüngeren Patientinnen und solchen mit einem schlechteren Gesundheitszustand verheimlicht.
Wenn Patienten ihrem Arzt wichtige Informationen tatsächlich in diesem Ausmaß verschweigen, wie es diese Studie zutage bringt, bekommen Ärzte regelmäßig nicht die Auskunft, die sie für eine qualitativ hochwertige Versorgung ihrer Patienten benötigen. Die Arzt-Patienten-Beziehung bedarf einer ehrlichen und offenen Kommunikation, um den therapeutischen Nutzen auszuschöpfen und potenziellen Schaden zu verhindern. Wie dieses Vertrauen und die Kommunikation verbessert werden können, sollte Gegenstand künftiger Untersuchungen sein.
Sollten Ärzte vielleicht die Angaben ihrer Patienten über deren Alkoholkonsum verdoppeln und das berichtete Ausmaß der sportlichen Aktivität halbieren, um ein genaueres Bild über das Gesundheitsverhalten ihrer Patienten zu erhalten?
Quelle
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