Dr. Isabel Waltering, Münster
Allgemeinpharmazie
Ein Lehrbuch für Praktisches Jahr, Weiterbildung und Apothekenpraxis
Von Patrick Schäfer (Hrsg.). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2. Auflage 2021. XVIII, 847 Seiten, 212 Farbabbildungen, 310 Farbtabellen. Auch als E-Book erhältlich. Gebunden 97,00 Euro. ISBN 978-3-8047-4120-1. E-Book 97,00 Euro. ISBN 978-3-8047-4282-6.
Die zweite Auflage der „Allgemeinpharmazie“ von Patrick Schäfer als Herausgeber bietet geballtes Wissen auf mehr als 800 Seiten.
Doch dieses Buch ist beileibe keine „schwere Kost“, wie der Umfang vermuten lässt.
Zwischen den Buchdeckeln und in 48 Kapiteln befindet sich kompakte Sachkenntnis, die für ein kompetentes Auftreten und Agieren in der Apotheke notwendig ist.
Besprochen werden die häufigsten Erkrankungen, die in der Offizin auftreten, beispielsweise kardiovaskuläre und pulmonale Erkrankungen sowie Diabetes mellitus, aber auch generelle Themen wie pharmazeutische Betreuung, Medikationsmanagement und Medikationsanalyse. Es findet sich auch eine breite Auswahl an Kapiteln bzw. Unterkapiteln, z. B. zur Selbstmedikation und zu Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit. Zudem werden Adhärenzförderung, Bewertung klinischer Studien und Kommunikation in einzelnen Kapiteln aufgegriffen. Eine Zusammenstellung also an Themen, die in der Breite kaum Wünsche offen lässt und in keinem Nachschlagewerk so zu finden ist.
Zur einfachen und schnellen Handhabung folgen die meisten Kapitel einem relativ stringenten Aufbau. Dieser beginnt mit einer kurzen grundlegenden Einführung in das Thema und fächert sich von da immer weiter auf.
Besonders erwähnenswert sind die QR-Codes in fast allen Kapiteln, über die entweder eine Vertiefung, weitere Quellen, Arbeitsmaterialien oder Arbeitshilfen zu erhalten sind. Wirklich umfassend und sehr hilfreich ist z. B. die Zusammenstellung der einzelnen Schulungsvideos für Asthma-Devices oder zum Tablettenteiler, aber auch die Fragebögen zur Ermittlung der Wahrscheinlichkeit auf Vorliegen einer bakteriellen Infektion oder die Verlinkung zu den Äquivalenzdosen-Tabellen der AMK.
Neben den QR-Codes sind die meisten Arzneimittel mit Dosierungen, Nebenwirkungen und Kontraindikationen in den Kapiteln aufgeführt. Diese werden durch Informationskästchen ergänzt, z. B. „CAVE“, „Merke“ und „Wichtiges in Kürze“, mit denen der Leser viele relevante Informationen auf einen Blick bekommt und welche die „Highlights“ eines Kapitels sehr komprimiert zusammenfassen. Für alle, die in der Offizin unter Zeitdruck stehen, eine wirkliche Hilfe.
Gleichfalls einzigartig und eine große Unterstützung in der PhiP-Ausbildung und Allgemeinpharmazie-Weiterbildung sind die Informationskästchen am Kapitelende, die Tipps zur weiteren Intensivierung oder auch Verknüpfung bieten.
Doch in der Vielzahl der Themen liegt auch eine gewisse Schwäche dieses Buches. Die Aufteilung der Kapitel scheint nicht ganz logisch. Warum findet sich der Umgang mit Betäubungsmitteln bei Laborwerten und Bewertung klinischer Studien? Auch fehlen grundsätzlich Quellenangaben. Daher lässt sich die Aktualität, z. B. der aufgeführten Leitlinien, für den Leser nicht nachprüfen, sodass er sich möglicherweise auf veraltete Angaben bezieht. Natürlich kann so ein umfassendes Werk auch nicht in aller Tiefe auf die Therapieoptionen einzelner Erkrankungen eingehen. Die Grundzüge werden jedoch sehr gut dargestellt und die angegebene „Weitere Literatur“ bietet eine hervorragende Möglichkeit, bei Wunsch und/oder Bedarf mehr Informationen einzuholen.
Ebenfalls bemerkenswert: In der „Allgemeinpharmazie“ finden sich Themen, die in der täglichen Praxis relevant sind, aber in den meisten Büchern nicht behandelt werden. „UAW-Management“, „Pharmazeutische Bedenken“ sowie „Arzneimittel und Fahrtüchtigkeit“ sind einige dieser Themen.
Das Buch „Allgemeinpharmazie“ ist nicht nur für junge Kolleginnen und Kollegen ein wertvoller Begleiter durch die Aus- und Weiterbildung, sondern auch für gestandene Approbierte. Wer PhiPs ausbildet, aber auch im Staatsexamen prüft, sollte dieses Buch zur Hand haben.
Medizinische Monatsschrift für Pharmazeuten 2022; 45(05):176-176