Haarscharf kombiniert
Baricitinib
Ein JAK-Inhibitor zur Therapie des kreisrunden Haarausfalls
Seit Juni 2022 existiert für den JAK(Januskinase)-Inhibitor Baricitinib (Olumiant®) eine Indikationserweiterung zur Therapie der schweren Alopecia areata bei erwachsenen Patienten. Bei Alopecia areata handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die im schlimmsten Fall mit einem totalen Haarverlust am gesamten Körper einhergeht. Diese stigmatisierende und für die Patienten oftmals psychisch belastende Erkrankung wird normalerweise topisch und in schweren Fällen off Label systemisch mit Immunsuppressiva behandelt. Mit Baricitinib steht nun ein Wirkstoff zur Verfügung, der in randomisierten kontrollierten Studien seine Wirksamkeit und Sicherheit bei Patienten mit schweren Verlaufsformen der Alopecia areata zeigen konnte.
English abstract
Baricitinib: A JAK inhibitor for the treatment of alopecia areata
Alopecia areata is an autoimmune disease that, depending on its severity and progression, may be associated with complete hair loss throughout the entire body. Individuals affected by this condition often experience stigmatization and frequently suffer from psychological issues. Mild forms of the condition can be treated with locally applied immunosuppressants such as glucocorticoids. Severe forms typically require systemic treatment with immunosuppressants, often administered off-label. Baricitinib (Olumiant®), a Janus kinase inhibitor, has recently become available as a therapeutic option for treating severe forms of alopecia areata.
Rauschdrogen
Die systemische Mastzellaktivierungserkrankung
Ein medizinisches Chamäleon
Eine Kundin kommt in die Apotheke, bittet um freiverkäufliche Arzneimittel zur Linderung von wiederkehrenden Attacken mit Schwindel, Gliederschmerzen, Tachykardien, Bauchschmerzen, Sehstörungen und Verwirrung. Ist auch Ihr erster Gedanke: „Das ist nichts Somatisches, sondern eine psychische Störung“?
In diesem Artikel wird dargestellt, warum diese Annahme in der Regel falsch ist. Denn eine solche Beschwerdekonstellation ist typisch für eine unangemessene Freisetzung von Botenstoffen aus Mastzellen, genannt Mastzellmediatorfreisetzungssyndrom. Ursächlich ist meist die sogenannte systemische Mastzellaktivierungserkrankung (MCAD), früher undifferenziert als Mastozytose bezeichnet. Bei der MCAD handelt es sich um eine epigenetisch und genetisch bedingte Krankheitsentität mit sehr ausgeprägtem Krankheitsbild in vielfältigen klinischen Manifestationen in potenziell jedem Organ und Gewebe. Ursache ist eine unangemessene Freisetzung von Mastzellbotenstoffen, kombiniert mit der Anhäufung von sowohl morphologisch normalen als auch mutierten Mastzellen. Jeder sechste Deutsche ist von dieser Erkrankung betroffen, darunter zunehmend jüngere Patienten. Mögliche Auslöser, die zu einer klinischen Manifestation der Erkrankung führen, können Operationen, Impfungen, erworbene Allergien oder Infektionskrankheiten sein.
Diese Übersicht fasst den aktuellen Wissensstand zu Ursachen, Diagnostik und Therapie der hochkomplexen MCAD vereinfacht zusammen und beschreibt Optionen für deren Behandlung.
AMTS-Risikoprofil Abirateron
Abirateron als Therapiestrategie bei Prostatakarzinom wird im Versorgungsalltag meist nicht als Krebsmedikament wahrgenommen und birgt mehr Erklärungspotenzial als Zytoralia. Im Medikationsmanagement sind dabei viele AMTS-Aspekte gerade bei älteren multimorbiden Männern individuell zu beachten. Die pharmazeutischen Aspekte werden gemäß der AMTS-Pyramide eingeordnet.
English abstract
AMTS risk profile abirateron
Abiraterone against prostate cancer is usually unnoticed as an oral cancer drug in everyday care and has much explanatory potential in the therapy support. In medication management, many AMTS aspects must be taken into account individually, especially in older multimorbid men. The pharmaceutical aspects are classified according to the AMTS pyramid.
Chronische Herzinsuffizienz: Therapie im Umbruch
Fragen aus der Praxis zum MMP-Webinar
Am 10. Januar 2024 fand das Webinar „Chronische Herzinsuffizienz: Therapie im Umbruch“ statt. Prof. Dr. Dietmar Trenk, Universitätsklinikum Freiburg, Department Universitäts-Herzzentrum, Klinik für Kardiologie und Angiologie, Bad Krozingen, gab in seinem Vortrag ein Update zur Therapie dieser verbreiteten Herzerkrankung. Während der Veranstaltung wurden zahlreiche Fragen gestellt. Lesen Sie hier eine Auswahl sowie die Antworten unseres Experten.
Kombinierte hormonelle Kontrazeptiva
Thromboserisiko sinkt nach Absetzen wieder auf Normalniveau
Kombinierte hormonelle Kontrazeptiva können das Risiko für venöse Thromboembolien erhöhen. Die Ergebnisse einer kleineren Kohortenstudie deuten jedoch an, dass das Risiko zwei bis vier Wochen nach Absetzen der Kontrazeptiva weitestgehend in den Normbereich sinkt.
COPD und Depression
Erhöhtes Risiko für Exazerbationen unter Antidepressiva
COPD-Patienten leiden nicht selten an Depressionen. Die Einnahme von Antidepressiva kann jedoch das Risiko für Pneumonien und Exazerbationen führen. Wie groß sind die Auswirkungen und welche Alternativen gibt es?
Rosuvastatin und Atorvastatin bei KHK
Kein zusätzlicher Nutzen von Rosuvastatin
In einer Sekundäranalyse der südkoreanischen LODESTAR-Studie wurden Rosuvastatin und Atorvastatin hinsichtlich ihres langfristigen Wirk- und Sicherheitsprofils verglichen. Trotz stärkerer LDL-Cholesterol-Senkung unter Rosuvastatin führte dies nicht zu einem zusätzlichen Nutzen. Vielmehr zeigte sich ein erhöhtes Diabetes- und Kataraktrisiko gegenüber Atorvastatin.
Diabetes mellitus Typ 2
Welche Antidiabetika-Klasse schützt Herz und Nieren am besten?
In einer aktuellen Netzwerk-Metaanalyse verglichen Forscher den kardiovaskulären Nutzen von SGLT2-Inhibitoren (SGLT2i), GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA), DPP4-Inhibitoren (DPP4i) und dem Sulfonylharnstoff (SU) Glimepirid bei Menschen mit Typ-2-Diabetes. Dabei schnitten die GLP-1-RA gut ab, und insbesondere die SGLT2i zeigten in mehreren Endpunkten signifikante Vorteile. Allerdings wurden nicht alle SGLT2i als klinisch gleichwertig eingestuft.
Idiopathische generalisierte Epilepsie
Levetiracetam als alternative Epilepsie-Medikation
Frauen im gebärfähigen Alter, die an idiopathischer Epilepsie erkrankt sind, wird eine Therapie mit Valproinsäure nicht empfohlen. Alternative Medikamente gegen Krampfanfälle sind Levetiracetam und Lamotrigin. In einer retrospektiven Studie wurden beide hinsichtlich Effektivität und Sicherheit untersucht.
Erratum
Zum Beitrag „Interaktionspotenzial zwischen hormoneller Kontrazeption und NSAR“ von A. von Marschall (Med Monatsschr Pharm 2024;47(2):81–2):