Saskia Fechte, Stuttgart
Foto: Ferdinando Iannone
Obwohl weder mit Schmerzen noch mit ernsthaften gesundheitlichen Folgen verbunden, ist Haarausfall für viele Betroffene eine Katastrophe. Definiert ist er als Verlust von mehr als 100 Haaren am Tag bzw. als mehrwöchiger Haarverlust, ohne dass an diesen Stellen neue Haare nachwachsen.
Die androgenetische Alopezie, verknüpft mit dem Status männlicher Geschlechtshormone, ist bei einem Großteil der Männer eine natürliche Alterserscheinung und ruft dennoch häufig den Wunsch nach Gegenmaßnahmen hervor. Auch bei Frauen ist der Haarausfall Teil der normalen Altersveränderungen, wird aber ebenfalls als äußerst störend empfunden.
Dreh- und Angelpunkt des Haarwachstums ist einer kalifornischen Studie zufolge ein Signalprotein namens TGF-beta [1]. Dessen Konzentration entscheidet offenbar über das Wachsen und Sterben der Haarfollikel. Zu viel davon fördert die Apoptose, die Haare fallen aus. Zukünftig könnte also eine medikamentöse Hemmung von TGF-β den Haarverlust stoppen. Zuvor muss allerdings erforscht werden, wie der optimale TGF-β-Spiegel überhaupt aussieht.
In Anbetracht des persönlichen Leidensdrucks muss Haarverlust dennoch nicht als Schicksal hingenommen werden ‒ Ursachenforschung lohnt. Anstatt der Gene können Erkrankungen dahinterstecken: Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes, Schilddrüsenstörungen, Entzündungen oder Lebererkrankungen. Auch hohe psychische und physische Belastungen äußern sich manchmal durch fallende Haare: Typischerweise gehen vielen Schwangeren die Haare aus, ebenso schwer Erkrankten oder Personen, die sich einer strengen Diät unterziehen. Haarausfall kann also auch ein Warnzeichen für Stressbelastungen oder bis dato unerkannte Krankheitsbilder darstellen.
Des Weiteren sind Arzneimittel mögliche Ursachen für den schwindenden Schopf. Bekannte Auslöser sind Chemotherapien, „die Pille“, Antihypertonika wie Propranolol und Captopril, Antiepileptika und Psychopharmaka sowie Immunsuppressiva. Hier kann ein Wirkstoffwechsel Abhilfe schaffen. Ein Check der Nährstoffversorgung kann ebenfalls helfen: Sind Eisen, Zink und Vitamin B2 im Lot?
Ein ursächlich noch nicht geklärtes Phänomen ist der kreisrunde Haarausfall, eine Form der Autoimmunerkrankung, die neben dem Kopf auch die Körperbehaarung betreffen kann. Für Erwachsene mit schwerer Alopecia areata steht durch eine Indikationserweiterung nun der JAK-Inhibitor Baricitinib zur Verfügung. Details dazu lesen Sie in unserem Beitrag auf Seite 90 ff. in dieser Ausgabe.
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