Saskia Fechte, Stuttgart
Überraschend positiv? Vielleicht sind SGLT2-Hemmer die Erklärung. Foto: tunedin/stock.adobe.com
Dass bei Menschen mit einer Diabeteserkrankung erhöhte Glucosewerte im Urin vorkommen können, ist nachvollziehbar. Des Weiteren können mikrobielle Vergärungsprozesse die Glucose in Ethanol umwandeln. Insbesondere eine Therapie mit Natrium-Glucose-Cotransporter-2(SGLT2)-Hemmern kann diese Mechanismen vorantreiben, denn diese Substanzen hemmen die Rückresorption von Glucose und können auch unter Euglykämie (Plasmaglucose bis zu 100 mg/dl, bzw. 5,6 mmol/l) eine Glukosurie hervorrufen. Darüber hinaus erhöhen diese Antidiabetika die Keimzahl im Harntrakt – Harnwegsinfekte zählen zu den Wirkstoffklasse-typischen Nebenwirkungen. Beide Effekte befördern so den Gärungsprozess. Bleiben Urinproben von Diabetikern mehrere Stunden ungekühlt, führt sich diese Umwandlung fort.
Einem 60-jährigen Mann drohte eine Gefängnisstrafe, weil er laut Bewährungsunterlagen zu Alkoholabstinenz verpflichtet war. Als mehrere Urinproben trotz zehnmonatigem Alkoholverzicht positive Ethanolergebnisse zeigten, wurde es für ihn brenzlig. Der Mann war Diabetiker und nahm einmal täglich 20 mg Empagliflozin ein. Erst erneute Labortests unmittelbar nach Probennahme und Recherchen zur Kühlkette des beauftragten externen Labors konnten das Missverständnis aufklären.
Bei Diabetikern gehört zum Nachweis einer Alkoholabstinenz also auch immer ein prüfender Blick auf die Medikation, um falsch-positive Werte aufzudecken. Diese Herangehensweise wird vermutlich zunehmend eine Rolle spielen, weil SGLT2-Hemmer immer öfter verwendet werden. Das Phänomen ist außerdem bei Patienten mit einer Hyperglykämie relevant.
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