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EditorialSaskia Fechte, Stuttgart

Kein Kinderkram

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ÜbersichtIngo Stock, Bad Sooden-Allendorf

Keuchhusten (Pertussis)

Ein Update

Der Keuchhusten ist eine weltweit verbreitete und in allen Altersgruppen häufig auftretende Infektionskrankheit, die durch gramnegative Bakterien der Gattung Bordetella, vornehmlich Bordetella pertussis, verursacht wird. Die Erkrankung verläuft bei nichtgeimpften Erstinfizierten im typischen Fall in drei Stadien (Stadium catarrhale, Stadium convulsivum, Stadium decrementi). Die im Stadium convulsivum anfallsweise auftretenden Hustenstöße, gefolgt von inspiratorischem Ziehen, sind für die Krankheit besonders charakteristisch. Bei Jugendlichen, Erwachsenen und geimpften Kindern zeigt sich der Keuchhusten meist als lang anhaltender Husten, bei Säuglingen stehen Apnoen im Vordergrund der Erkrankung. Das höchste Risiko für schwerwiegende Komplikationen haben nichtgeimpfte Säuglinge unter sechs Monaten. Für die antibakterielle Therapie werden vor allem Makrolide eingesetzt, durch die Infektionsketten unterbrochen und bei raschem Behandlungsbeginn Dauer und Stärke der Hustenattacken verringert werden können. Die wichtigste Präventionsstrategie gegen Keuchhusten ist die Immunprophylaxe, die einen zeitlich begrenzten Schutz vor der Bordetella-pertussis-induzierten Pertussis bietet. Auffrischimpfungen werden dringend empfohlen.

FlaggeEnglish abstract

Whooping cough (pertussis) – an update

Whooping cough is an infectious disease that is widespread worldwide and occurs frequently in all age groups. It is caused by gram-negative bacteria of the Bordetella genus, primarily Bordetella pertussis. In unvaccinated first-infected people, the disease typically progresses in three stages (stage catarrhale, stage convulsivum, stage decrementi). The coughing bursts that occur in the convulsive stage, followed by inspiratory drawing, are particularly characteristic of the disease. In adolescents, adults and vaccinated children, whooping cough usually occurs as a long-lasting cough. In infants, however, apneas are the main cause of the disease. Unvaccinated infants under 6 months of age are at highest risk of serious complications. Macrolides are primarily used for antibacterial therapy: they can interrupt chains of infection and, if treatment begins quickly, the duration and severity of cough attacks can be reduced. The most important prevention strategy against whooping cough is immuno-prophylaxis, which provides temporary protection against B. pertussis-induced pertussis. Booster vaccinations are strongly recommended.

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ÜbersichtMartina Hahn und Sibylle C. Roll, Frankfurt/Main

Allroundtalente Antikonvulsiva: Indikationsgebiete jenseits der Epilepsie

Weit mehr als nur Krampfschutz

In der Behandlung von Epilepsie sind Antikonvulsiva nicht wegzudenken. Wie sieht es aber mit anderen Erkrankungen aus? Welchen Stellenwert besitzen Antikonvulsiva in anderen Indikationsgebieten? In welchen Indikationen sind sie Mittel der ersten Wahl?

FlaggeEnglish abstract

Anticonvulsants as all-round talents – indications beyond epilepsy

Anticonvulsants are well known for their antiepileptic effects and widely used in this indication. However, they have other properties and mechanisms of action that make them a therapy of first choice for other indications like migraines, neuropathic pain, diabetic neuropathy and also menopausal hot flashes, weight reduction, restless legs syndrome and many others. This opens up synergistic effects that could reduce polypharmacy if one anticonvulsant can treat several diseases in one patient. Several anticonvulsants cause many drug interactions (especially pharmacokinetic interactions) so that a drug interaction’s check is essential. To increase drug therapy safety in the use of anticonvulsants, preemptive pharmacogenetic testing for HLA and POLG variants can be used. During therapy, therapeutic drug monitoring is important as many anticonvulsants have narrow therapeutic ranges. Other tests as liver function, blood count, sodium or ammonium levels are essential as well, making some anticonvulsants treatments like valproic acid, carbamazepin or phenytoin complex. The selection of the treatment has to include all patient factors to ensure drug therapy safety but also to use synergistic effects.

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BerichtAnnika Harsch, Stuttgart

Arzneimittelrückstände in der Umwelt

Nachhaltigkeit in der Pharmazie

Der Eintrag von Arzneimitteln in die Umwelt kann schwerwiegende Folgen haben, denn die im menschlichen Körper erwünschten Effekte finden sich häufig auch in Umweltorganismen wieder. Hinzu kommen unerwartete Effekte in der Umwelt. In einer Keynote-Lecture des ADKA-Kongresses 2024 erläuterte Dr. Gerd Maack vom Umweltbundesamt Dessau-Roßlau die aktuelle Lage in Deutschland, beispielhafte Effekte ausgewählter Wirkstoffe sowie Maßnahmen zur Reduktion.

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Fragen aus der PraxisDr. Dirk Keiner, Weimar

Tatort Knochen – Nachhaltige Prävention und Räubern auf der Spur

Fragen aus der Praxis zum MMP-Webinar

Am 4. Juni 2024 fand das Webinar „Tatort Knochen – Nachhaltige Prävention und Räubern auf der Spur“ statt. Referent Dr. Dirk Keiner, Weimar, sprach in seinem Vortrag über knochenschädigende Arzneistoffe, Möglichkeiten der Prävention, Genderaspekte bei der Osteoporose-Therapie, gab Ratschläge für das Management und erläuterte, wie sich das Osteoporose-Risiko selbst bestimmen lässt. Während der Veranstaltung wurden zahlreiche Fragen gestellt. Lesen Sie hier die Antworten unseres Experten.

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BücherforumProf. Karen Nieber, Gommern

Den Überblick behalten

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Referiert & kommentiertLara Hahn, Stuttgart

Training kann periphere Neuropathie reduzieren

Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Thomas Herdegen, Kiel
Chemotherapie-induzierte periphere Neuropathie (CIPN) ist eine der häufigsten Nebenwirkungen derartiger Tumorbehandlungen, da die neurotoxischen Substanzen für Nervendegenerationen verantwortlich sein können. Vorangegangene Studien zeigten positive Auswirkungen von neuromuskulärer Stimulation auf neuropathische Symptome und die Lebensqualität der Patienten. Basierend auf diesem Wissen initiierten deutsche Wissenschaftler eine Studie, um den Effekt von sensomotorischem Training und von Ganzkörper-Vibrationstraining auf die Inzidenz von CIPN zu untersuchen.

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Referiert & kommentiertDr. Petra Jungmayr, Esslingen

Gichtprävention bei Diabetes mellitus Typ 2

SGLT2-Inhibitoren besser als Sulfonylharnstoffe

Was schützt Typ-2-Diabetiker unter Metformin besser vor Gicht: Sulfonylharnstoffe oder SGLT2-Inhibitoren? Diese Frage wurde mithilfe einer großen Kohortenstudie beantwortet: SGLT2-Inhibitoren schützen nicht nur besser vor Gicht, sondern senken auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.

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Referiert & kommentiertDr. Annette Junker, Wermelskirchen

HPV-Impfung

Schutz auch für Männer und vor verschiedenen Krebsarten

Mehrere Studien haben die Wirksamkeit von Impfstoffen gegen humane Papillomaviren (HPV) hinsichtlich der Verringerung des Risikos für Gebärmutterhalskrebs gezeigt. Bislang gab es jedoch nur begrenzt Belege für eine geringere Wahrscheinlichkeit, an weiteren HPV-bedingten Krebsarten zu erkranken. Während des ASCO-Kongresses 2024 wurde eine retrospektive Analyse zu den Auswirkungen der HPV-Impfung auf die Entwicklung verschiedener HPV-bedingter Krebserkrankungen vorgestellt.

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Referiert & kommentiertAlexandra Hennemann, Bickenbach

Protonenpumpeninhibitoren

Häufige unerwünschte Wirkungen: Migräne und starke Kopfschmerzen

Bei Anwendern von magensäurehemmenden Therapien traten in einer US-amerikanischen Analyse häufig Migräne und starke Kopfschmerzen auf. Dies traf für alle Säureblockerarten zu; am größten war die Wahrscheinlichkeit bei der Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren.

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Referiert & kommentiertDr. Larissa Tetsch, Maisach

Hereditäres Angioödem

Donidalorsen als Langzeitprophylaxe reduziert die Ödemattacken

Das hereditäre Angioödem ist eine seltene, autosomal-dominant vererbte Krankheit mit Neigung zur Bildung von zum Teil lebensgefährlichen Ödemen. Ursächlich für die Schwellungen ist ein Mangel des C1-Inhibitors, der zur permanenten Bildung des Vasodilatators Bradykinin führt. Donidalorsen unterbricht die fehlgesteuerte Signalkaskade. In einer klinischen Phase-III-Studie reduzierte das subkutan verabreichte Antisense-Oligonukleotid als Prophylaxe im Vergleich zum Placebo signifikant die Anzahl an Ödemattacken.

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Referiert & kommentiertDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Wussten Sie schon …?

Tonic Water – Vorsicht Interaktion