Wussten Sie schon …?

Übermäßiger Konsum von Abführtee kann kognitive Störungen hervorrufen


Lara Hahn, Stuttgart

Die medizinische Wirkung von Tee ist nicht zu unterschätzen. Foto: Nitr/stock.adobe.com

Sennesblätter werden gerne kurzfristig als pflanzliche Alternative bei Verstopfung verwendet. Jedoch kann eine nichtbestimmungsgemäße Anwendung zu starken Nebenwirkungen führen. Die enthaltenen Anthranoide bewirken einen verstärkten Einstrom von Wasser und Elektrolyten in das Darmlumen und regen die Darmperistaltik an. Bei einer 77-jährigen Frau kam es nach übermäßigem Konsum von Abführtee aus Sennesblättern (ein bis zwei Tassen täglich seit einem halben Jahr) zu Nebenwirkungen wie anhaltendem Erbrechen und Durchfall. Daraus resultierend erhielt sie nach einer Klinikeinweisung aufgrund einer schweren Hyponatriämie einen Flüssigkeits- und Elektrolytersatz und wurde nach zwei Tagen mit normalisierten Elektrolytwerten wieder entlassen.

Wie dieser Fall zeigt, kann der osmotische Stress durch die Hyponatriämie und die anschließende zu schnelle Korrektur jedoch weitere Folgen haben – der plötzlich erhöhte Natriumspiegel im Blut zieht das Wasser aus dem Gewebe und führt im schlimmsten Fall zu einer akuten zerebralen Dehydratation. Die Patientin zeigte kurz darauf progrediente Kognitions- und Verhaltensstörungen, die auf ein osmotisches Demyelinisierungssyndrom zurückzuführen sind. Hierbei findet ein nichtinflammatorischer Verlust von Myelin statt, während Neurone und Axone erhalten bleiben. Dadurch nimmt der elektrische Widerstand ab und mehr Strom wird benötigt, um den nächsten Schnürring zu depolarisieren und dadurch ein Aktionspotenzial auszulösen. Ist die Demyelinisierung zu ausgeprägt, kann es zu einem Ausfall der Erregungsweiterleitung kommen und so verschiedene schwerwiegende Störungen zur Folge haben.

Für die Behandlung gibt es aktuell noch keine umfassende Evidenz; eine Spontanremission ist möglich. Dagegen sind präventive Maßnahmen entscheidend. Im Fallbeispiel wäre ein langsamer Ausgleich des Natriumspiegels mit regelmäßigen Laborkontrollen die richtige Vorgehensweise gewesen [1]. Wichtig ist eine frühzeitige Diagnose von Entgleisungen und auslösenden Grunderkrankungen und die korrekte Behandlung der Hyponatriämie durch den Arzt.

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