Bitterschokolade als Arznei
Sitagliptin
Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitor für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2
Sitagliptin ist der erste Vertreter einer neuen Stoffgruppe zur Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, er gehört zu den Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitoren. Sitagliptin hemmt den Abbau der Inkretine GLP-1 und GIP und verstärkt so, in Abhängigkeit von der Glucosekonzentration, die Insulinsekretion aus den Betazellen der Langerhans-Inseln.
Sitagliptin kann aufgrund seiner langen Halbwertszeit von 12 Stunden einmal täglich eingenommen werden. Zugelassen ist Sitagliptin in Deutschland bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle in Kombination mit Metformin oder einem Thiazolidindion, wenn Diät und Bewegung plus Metformin bzw. Thiazolidindion den Blutzucker nicht ausreichend senken. Sitagliptin ist gut verträglich.
Prävention des Diabetes mellitus in Deutschland
Herausforderung für die Gesundheitsberufe
Der beste Weg, Diabetes mellitus Typ 2 zu „heilen“, ist, ihn zu verhindern. Mehrere große internationale Studien belegen, dass die Prävention des Diabetes mellitus und der Begleitkomplikationen erfolgreich durchführbar und kosteneffektiv ist. Lebensstil-Änderungen oder eine frühe medikamentöse Intervention bei Risikopersonen haben einen 25- bis 75%igen diabetespräventiven Effekt und aller Wahrscheinlichkeit nach eine ähnlich hohe Reduktion des kardiovaskulären Risikos zur Folge. Diese Studien bilden die Evidenzbasis für die Diabetes-Prävention. Die eigentliche Herausforderung ist aber die praktische Umsetzung in Programmen zur Diabetes-Prävention auf der Leistungsebene im Gesundheitssektor. Unter der Schirmherrschaft des Nationalen Aktionsforums Diabetes mellitus (NAFDM) wurden entscheidende Voraussetzungen für ein nationales Präventionsprogramm geschaffen. Entscheidend ist die Implementierung einer derzeit erarbeiteten Leitlinie zur Diabetes-Prävention, die Ziele und Standards für konkrete Interventionsmaßnahmen sowie Evaluationskriterien beinhaltet. Den Apotheken kommt dabei als Anlaufstelle eine zunehmende Funktion zu. Sie dienen als Institutionen, in denen Menschen kontinuierlich ihr Diabetes-Risiko bestimmen lassen können und wo sie erste Empfehlungen zur Diabetes-Prävention erhalten. Sie können gefährdete Personen zu einem Präventionsmanager vermitteln und nehmen damit eine wichtige Verteilerfunktion ein und sollten in die prozessbegleitende Evaluation und Qualitätskontrolle einbezogen sein.
English abstract
Prevention of typ 2 diabetes in Germany – a challenge for health professionals
The most efficient way to manage diabetes and its complications is to prevent diabetes. Recent studies have convincingly demonstrated that prevention of diabetes and its complications are possible and cost effective. Lifestyle interventions and also early pharmacological preventive strategies have yielded a 25–75 % diabetes risk reduction and an even more promising reduction in cardiovascular risks. These findings offer the evidence-base for diabetes prevention, but essential is the delivery of intervention into our societies. The challenge, therefore, is the management of prevention and intervention programs considering scientific aspects and practical requirements during implementation. This can only be addressed in a coordinated interdisciplinary setting and across sectors which requires the development of a comprehensive, integrated prevention management program also on an European level. Pharmacies have to play an important role in this concept because of their widespread distribution and the frequency of pharmacy visits of the general population. They should be established as places where patients can continuously offer risk assessment including recommendations on how to prevent the disease. Developing the role of the prevention manager and continuous evaluation and quality control are key factors in performing high quality intervention and care. Community pharmacies could take an active part in this prevention program, its evaluation, and quality assurance.
Implementing structured prevention programs will enable nationwide prevention of diabetes mellitus without consuming large resources from health care insurances. This process will be challenging and time consuming, requiring many partners but resulting in a profitable "health" investment.
Spritzen ohne Nadel
Science-Fiction oder Renaissance einer totgeglaubten Arzneiform?
Nadelfreie Injektionssysteme erlebten in den letzten 65 Jahren eine wechselvolle Geschichte. Die neue Technik verbreitete sich binnen kürzester Zeit und wurde Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem in den Impfkampagnen der WHO angewendet. In den 1990er Jahren stellte sich jedoch heraus, dass in etlichen Fällen Krankheiten durch die bis dahin entwickelten nadelfreien Injektionssysteme übertragen worden waren, woraufhin die WHO deren weiteren Einsatz ablehnte. In den letzten Jahren wurden neue Injektormodelle entwickelt, die einen bedenkenlosen Einsatz wieder gerechtfertigt erscheinen lassen. Neuestes Forschungsgebiet im Bereich der nadelfreien Injektion sind die Pulverinjektoren, mit deren Hilfe keine Lösungen oder Suspensionen mehr verabreicht werden, sondern pharmazeutische Pulver. Pulverinjektoren zeigen insbesondere im Bereich der Immunisierung sowohl aus pharmazeutischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht vielversprechende Ansätze. Ein Weg zurück zum Masseneinsatz von nadelfreien Systemen im Bereich der Impfung scheint durch die aktuellen Entwicklungen greifbar geworden zu sein.
English abstract
Needle-free injection – science fiction or comeback of an almost forgotten drug delivery system?
The first to create a "needle-free injector" was the American anesthetist Robert A. Hingson, 65 years ago. Since that time those devices underwent a changeful history. In 1986 an outbreak of hepatitis B among patients receiving injections from a needle-free multiple-use-nozzle injector was documented and related to the use of the injector device. Due to such risk of transmission of infection with these reusable devices, their application has been restricted. In 1998 the WHO recommended that only conventional needles and syringes should be used for immunization until safe needle-free injectors are identified through independent safety testing. Since needle-free injection has shown numerous advantages in comparison to conventional injection, new systems were developed that combine the advantages of needle-free injection with sufficient safety in mass vaccination programs. As an alternative to this early injector type, the disposable-cartridge injectors were developed. The newest research field in the area of the needle-free injection systems opened with the development of powder injectors, in which the drug preparation is no longer a suspension or solution, but a powdered solid. This injector type using powder formulations shows a number of advantages in comparison with the conventional needle/syringe injection technique as well as towards the liquid jet injectors. Due to this new kind of injectors the comeback of the needle-free injection technique in large-scale vaccination programs of the WHO seems reasonable and within reach.
Bei Verätzungen der Augen Spülung mit Wasser zur Erstversorgung geeignet?
Eine Patientin mit akuter Augenverätzung mit Kalkfarbe kommt Hilfe suchend in die Apotheke. Was ist unmittelbar zu tun, bis eine augenärztliche Versorgung erfolgt? Sind Spülungen mit Wasser noch der neueste Stand? Helfen lokal applizierte Schmerzmittel? Können Ascorbinsäure-Augentropfen eingesetzt werden, wie gerüchteweise zu hören ist?
Zusammenhang zwischen Antibiotika-Gabe und Asthmarisiko?
„Erhält ein Kind im ersten Lebensjahr ein Antibiotikum, so verdoppelt sich das Risiko, später im Leben ein Asthmaleiden zu bekommen.“ Stimmt diese Behauptung kanadischer Forscher, die in letzter Zeit mehrfach in der Presse aufgegriffen wurde, obwohl sie langjähriger praktischer Erfahrung widerspricht?
Postmenopause
Welche Risikofaktoren beeinflussen die Sterblichkeit?
Rauchen, zentrale Fettleibigkeit, Blutdruck und körperliche Funktion sind leicht messbare und beeinflussbare Parameter, die bei postmenopausalen Frauen zu den Hauptrisikofaktoren für die Sterblichkeit gehören.
Hormonersatztherapie nach der Menopause
Bei jüngeren Frauen zur Kurzzeittherapie relativ sicher
Die gepoolte Auswertung zweier großer Studien zur Hormonersatztherapie bei postmenopausalen Frauen ergab einen Trend für einen leichten Rückgang von koronarer Herzerkrankung – allerdings nur bei jüngeren Frauen mit noch nicht lange zurückliegender Menopause. Unabhängig vom Menopauseeintritt war aber das Schlaganfall-Risiko für alle Frauen leicht erhöht.
Blutdrucksenkung
Signifikante Effekte durch Kakao, nicht aber durch Tee
In einer Metaanalyse kontrollierter Interventionsstudien über ein bis zwei Wochen ergaben sich für Kakao-Produkte wie Schokolade klinisch relevante blutdrucksenkende Effekte. Bei schwarzem und grünem Tee zeigten sich keine Blutdruckveränderungen.
Kardiovaskuläres Risiko
Mäßiger Alkoholkonsum reduziert Koronarrisiko
Das Risiko für einen Herzinfarkt, das bei Männern mit einem gesunden Lebensstil – gemessen anhand von Körpermassenindex, körperlicher Aktivität, Rauch- und Essverhalten – bereits niedrig war, war bei den Männern, die mäßig Alkohol konsumierten, nochmals reduziert im Vergleich zu denen, die abstinent waren.
Kardiovaskuläre Erkrankungen
CSE-Hemmer in der Primärprävention wirksam
Bei Patienten ohne kardiovakuläre Erkrankung kann eine CSE-Hemmer-Therapie die Inzidenz schwerer koronarer und zerebrovaskulärer Ereignisse sowie Revaskularisationen senken. Unbeeinflusst bleiben jedoch koronare Herzerkrankung und Gesamtsterblichkeit.
Diabetes mellitus
Prävention Lebensstiländerungen oder Medikamente?
Die Wirksamkeit verschiedener Interventionen zur Prävention eines Diabetes mellitus Typ 2 bei Personen mit gestörter Glucosetoleranz wurde in den vergangenen Jahren in zahlreichen randomisierten, kontrollierten Studien untersucht. Die systematische Durchsicht und Metaanalyse dieser Studien ergab: Änderungen des Lebensstils sind bei prädiabetischer Stoffwechsellage mindestens ebenso wirksam wie Medikamente, um die Progression zum Typ-2-Diabetes zu verhindern.
Tiefe Venenthrombose und Lungenembolie
Wie lange sollte man antikoagulieren?
Die optimale Dauer einer Antikoagulation bei tiefer Beinvenenthrombose oder Lungenembolie ist unklar. Deshalb erhalten Patienten häufig eine sechsmonatige Therapie. Eine randomisierte Studie ergab keine wesentlichen Vor- oder Nachteile der sechsmonatigen gegenüber einer dreimonatigen Antikoagulation.
Arzneimittelforschung
„Wurst“ als neue Zielstruktur
Ein neu entdecktes Zelleiweiß namens „Wurst“ scheint bei der Atmung eine entscheidende Rolle zu spielen – möglicherweise in sämtlichen Tieren von der Fliege bis zum Menschen.
Ginseng
Günstige Wirkungen bei Fatigue
In einer Pilotstudie mit fast 300 Patienten konnte gezeigt werden, dass bei Einnahme von Ginseng über acht Wochen eine Fatigue bei Krebspatienten gebessert werden kann.
Leinsamen und fettarme Ernährung
Leichte Hemmwirkung bei Prostatakrebs
Eine Nahrungsergänzung mit Leinsamen und eine fettarme Nahrung können bei Patienten mit Prostatakrebs möglicherweise das Wachstum des Tumors verlangsamen. Die Fettreduktion allein scheint keine Wirkung zu haben.