HIV und AIDS – eine globale Aufgabe
Infektionen mit humanen Immundefizienzviren
Teil 1: Erreger, Epidemiologie und Krankheitsbilder
Die humanen Immundefizienzviren 1 (HIV-1) und 2 (HIV-2) gehören zur Familie der Retroviren, von einer Membran umhüllten Einzelstrang-Ribonukleinsäure-Viren. Sie können durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, die Inokulation erregerhaltigen Bluts in die Blutbahn sowie von einer infizierten Mutter prä-, peri- oder postnatal (Muttermilch) auf ihr Kind übertragen werden. Infektionen mit HIV-1 sind weltweit verbreitet und gehören zu den häufigsten schweren Infektionen des Menschen. Mehr als 90% aller HIV-1-Infizierten leben in weniger entwickelten Ländern der Erde, vor allem in Gebieten Süd- und Ostafrikas. Unbehandelt führt die HIV-1-Infektion nach individuell unterschiedlich langer Zeit zu einer generalisierten Immunschwäche (erworbenes Immunschwächesyndrom, acquired immunodeficiency syndrome, AIDS), die zahlreiche Infektionen durch opportunistische Krankheitserreger nach sich ziehen kann. Solche AIDS-definierenden Erkrankungen gehören in vielen Regionen nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen.
English abstract
Infections with human immunodeficiency viruses. Part I: pathogens, epidemiology, and clinical presentation
Human immunodeficiency viruses 1 (HIV-1) and 2 (HIV-2) are single-stranded, enveloped ribonucleic acid viruses of the retrovirus family (retroviridae). They are transmitted by unprotected sexual intercourse, the inoculation of HIV-contaminated blood into the bloodstream and from mother to child via the prenatal, perinatal and postnatal route (in breast-feeding women). In contrast to infections with HIV-2, HIV-1 infections are frequently distributed worldwide and belong to the most common severe infections in humans. 90% of all HIV-1 infected people, however, live in less developed countries, e.g., numerous areas in South and Eastern Africa. Without an appropriate antiretroviral treatment, HIV-1 infections lead after a perennial, individual-dependent period to a state of generalized low immunity (acquired immunodeficiency syndrome, AIDS), resulting in the establishment of several illnesses due to a wide range of opportunistic pathogens. In several less developed regions, these so-called AIDS-defining diseases still represent one of the most frequent causes of death.
Pneumokokkenimpfung
Schutz der Erwachsenen und Reduktion der Antibiotika-Resistenz durch Impfung von Kindern mit einer Konjugatvakzine
Derzeit sind zwei Arten von Pneumokokkenimpfstoffen verfügbar, die die Bildung von Antikörpern gegen Kapselpolysaccharide der Bakterien induzieren. Der ältere Impfstoff ist ein reiner Polysaccharidimpfstoff, der eine begrenzte Immunität gegen Pneumokokken vermittelt, da Polysaccharide wenig immunogen sind und primär B-Zellen stimulieren. Bei Kleinkindern unter zwei Jahren wird mit diesem Impfstoff, wahrscheinlich aufgrund des noch unreifen Immunsystems, keine ausreichende Immunantwort erreicht, so dass er bei ihnen aufgrund mangelnder Wirksamkeit nicht eingesetzt wird. Im Jahr 2000 wurde in den USA ein Impfprogramm für Kleinkinder mit einem neuen Pneumokokkenimpfstoff initiiert. Bei diesem Konjugatimpfstoff sind Kapselpolysaccharide an ein hochimmunogenes Protein gekoppelt. Dadurch wird eine T- und B-Zellantwort induziert, die zu einer humoralen und mukosalen Immunität führt. Daten aus den USA belegen, dass mit der Impfung von Kindern als dem Hauptreservoir für Pneumokokken die durch den Konjugatimpfstoff erfassten Pneumokokken-Serotypen in der gesamten Bevölkerung reduziert werden können. Diese ausgeprägte, sogenannte Herdenprotektion führt zu einer Reduktion invasiver Pneumokokkeninfektionen bei Nichtgeimpften und zu einem Rückgang antibiotikaresistenter Pneumokokkenstämme.
English abstract
Pneumococcal vaccine: Protection of adults and reduction of antibiotic resistence by vaccination of children with a conjugated vaccine
Pneumococcal infections (pneumonia, otitis media, sinusitis, meningitis) are common and usually involve toddlers, immunocompromised and the elderly. Main reservoir of pneumococci is the nasopharyngeal zone of healthy carriers, especially of toddlers. Currently, two types of pneumococcal vaccines are in clinical use, which induce production of antibodies against capsular polysaccharides. The older vaccine consists of pure capsular polysaccharides. It induces a limited immunity, because polysaccharides are poor antigens that stimulate mainly B-cells. In children under two years of age this vaccine is not used, because it does not induce a sufficient immunologic response, presumably because of the immaturity of their immune system. In 2000, a vaccination program with a novel pneumococcal vaccine was launched in the USA. This vaccine contains capsular polysaccharides, that are conjugated with a highly immunogenic protein. It induces both a T cell and B cell response that results in specific humoral and mucosal immunity. U.S. data demonstrate, that serotypes covered by the conjugated vaccine can be reduced in the whole population by vaccination of children being the main reservoir of pneumococci. This so called "herd protection" results in a decrease in invasive pneumococcal diseases in vaccinees and non-vaccinees as well as in a reduction of antibiotic resistance rates by reducing resistant pneumococcal cones.
Mastzellen – mehr als Allergievermittler
Neues aus der Mastzellforschung
Mastzellen hatten lange Zeit ein schlechtes Image. Man betrachtete sie ausschließlich als „Unheilbringer“, denn schließlich sind sie die Effektorzellen der allergischen Sofortreaktion und spielen daher eine zentrale Rolle bei allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen, Urtikaria oder dem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock. Erst seit etwa 10 bis 15 Jahren widmet sich die Forschung verstärkt ihren positiven Seiten, zu denen beispielsweise antibakterielle Wirkungen gehören. Ein Ziel der Forscher ist es, positive Eigenschaften von Mastzellen für die Entwicklung neuer Therapeutika zu nutzen. Aktuelle Forschungsarbeiten wurden bei der Internationalen Konferenz des European Mast Cell and Basophil Research Network (EMBRN) in Berlin vorgestellt.
Geht die Marcumar-Ära zu Ende?
Vitamin-K-Antagonisten werden seit vielen Jahren als Gerinnungshemmer eingesetzt. Eine langfristige Antikoagulation kann beispielsweise bei Patienten mit Vorhofflimmern zur Prävention eines Schlaganfalls erforderlich sein. Die Anwendung von Vitamin-K-Antagonisten ist in der Praxis mit einigen Schwierigkeiten verbunden, weshalb neue Wirkstoffe zur Verbesserung der Therapiesicherheit benötigt werden. Neue, oral applizierbare Antithrombotika sind der Thrombininhibitor Dabigatran und der Faktor-Xa-Inhibitor Rivaroxaban. Studienergebnisse geben Grund zur Hoffnung, dass die Möglichkeiten einer langfristigen Antikoagulation bald erweitert werden. Die neuen Wirkstoffe bieten zwar einige Vorteile gegenüber der bisherigen Therapie, ob sie sich als neue Standardtherapie durchsetzen werden, ist aber noch offen. Die Wirksamkeit der neuen Substanzen, aber auch offene Fragen werden im Folgenden beleuchtet.
Individualisierte Medizin zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Das Motto der 12. Jahrestagung des deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) in Berlin lautete „Evidenzbasierte Medizin und individualisierte Medizin“. In den Plenarvorträgen wurden das Verständnis und der Anspruch der individualisierten Medizin unter evidenzbasierten Aspekten kritisch diskutiert. Referenten waren Dr. Bärbel Hüsing vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung Karlsruhe, Professor Dr. Jürgen Windeler, Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Professor Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Onkologe und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), und Professor Dr. Norbert Donner-Banzhoff, Abteilung für Allgemeinmedizin der Universität Marburg.
Schweres chronisches Handekzem
Wenn topische Glucocorticoide nicht ausreichen
Das Handekzem ist eine häufige Hauterkrankung, das Spektrum reicht von sehr leichten Ausprägungen bis hin zu schweren chronischen Fällen. Handekzeme sind in vielen Fällen für die Betroffenen extrem belastend. Die Diagnostik und Therapie des Handekzems ist oft schwierig. Seit November 2008 steht in Deutschland Alitretinoin, ein Vitamin-A-Derivat, zur oralen Therapie des schweren chronischen Handekzems, das nicht auf topische Glucocorticoide anspricht, zur Verfügung. Der leitliniengerechte Einsatz dieses systemischen Therapeutikums wurde bei der 136. Gesprächsrunde der Münchner Medizinjournalisten beleuchtet.
Asthma bronchiale
Rauchverbot schützt Kinder
Bei Personen, die beruflich Tabakrauch ausgesetzt sind, können Atemwegserkrankungen durch Einführung eines Rauchverbots verringert werden. Doch das ist nicht alles: eine schottische Studie ergab, dass Krankenhauseinweisungen aufgrund von Asthma bronchiale bei Kindern seit Einführung eines Rauchverbots in der Öffentlichkeit zurückgingen.
Neurologie
Aktuelle Therapieaspekte bei multipler Sklerose
Zur Behandlung der schubförmigen multiplen Sklerose (MS) gilt die immunmodulierende Basistherapie noch immer als Mittel der ersten Wahl. Weil diese Arzneimttel parenteral appliziert werden müssen, wird die Entwicklung neuer peroral einzunehmender Wirkstoffe mit Spannung verfolgt. Der Antrag auf Zulassung von Cladribin wurde von der europäischen Zulassungsbehörde abgelehnt. Fingolimod wurde in Europa zwar zugelassen, aber nicht als Basistherapie, sondern nur als Therapie bei hochaktiver multipler Sklerose. Welche Konsequenzen diese Entscheidungen haben und wie eine moderne Therapie der MS aussehen kann, darüber diskutierten Experten bei einem von der Firma Merck Serono veranstalteten Pressegespräch.
Gürtelrose
Herpes-Zoster-Impfung bei Senioren wirksam
In einer großen, retrospektiven Beobachtungsstudie einer US-amerikanischen Krankenkasse wurde die Häufigkeit eines Herpes zoster bei Personen über 60 Jahren, die gegen diese Viruserkrankung geimpft waren, mit der Häufigkeit der Erkrankung bei ungeimpften Kontrollen verglichen. Die Impfung mit dem Lebendimpfstoff halbierte die Zahl der Erkrankungsfälle in allen Altersgruppen, auch bei chronisch kranken Menschen.
Herzkatheter
Zugang über Leiste oder Handgelenk gleichwertig
Kaum eine Frage polarisiert Kardiologen so sehr wie die, welcher Zugang für einen Herzkatheter besser ist: der Zugang über die Oberschenkelarterie in der Leiste (femoral) oder der Zugang über die Speichenarterie am Handgelenk (radial). Die multizentrische RIVAL(Radial versus femoral access for coronary intervention)-Studie, an der über 7000 Patienten mit akutem Koronarsyndrom teilnahmen, ergab nun, dass beide Vorgehensweisen gleich sicher und erfolgreich sind. Beim Zugang über das Handgelenk traten aber weniger lokale Komplikationen am Gefäß auf, was dafür spricht, diesen Zugang in Zukunft häufiger zu wählen.