Sonnenlicht und Schattenseiten
Hypertonie in der Schwangerschaft
ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten sind wegen ihres fetotoxischen Potenzials kontraindiziert
Eine antihypertensive Therapie in der Schwangerschaft wirft Probleme auf, denn viele gängige und normalerweise gut verträgliche Antihypertensiva dürfen während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden. Angiotensin-Konversionsenzymhemmer (ACE-Hemmer) und Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten („Sartane“) sind in der Schwangerschaft kontraindiziert, weil sie die Entwicklung des Fetus erheblich beeinträchtigen können. Angiotensin II hat eine zentrale Bedeutung für die Entwicklung der fetalen Nieren, so dass eine Hemmung der Synthese oder der Wirkung von Angiotensin II zu einer Dysplasie der Nierentubuli und anderen Nierenschäden führen kann. Weitere fetotoxische Wirkungen betreffen die Entwicklung der Lunge und des Schädelknochens. Trotz zahlreicher Hinweise und Warnungen vor einer Einnahme dieser Arzneimittel in der Schwangerschaft kommt eine fehlerhafte Anwendung offenbar immer noch vor.
Therapie von schwangeren Patientinnen mit Abhängigkeit von Opioiden und begleitenden Suchtstoffen
Teil I: Toxische Folgen und therapeutische Konsequenzen
Bei opioidabhängigen Patientinnen handelt es sich meist um heroinabhängige und polytoxikomane Patientinnen mit multiplen psychischen und somatischen Begleiterkrankungen. Schwangerschaften opioidabhängiger oder polytoxikomaner Patientinnen sind grundsätzlich als Hochrisikoschwangerschaften einzuordnen. Die neben den Opioiden konsumierten Substanzen (z.B. Alkohol, Cannabis, Benzodiazepine, Amphetamine, Cocain, Tabakrauch) können dem Fetus verschiedene spezifische Schädigungen zufügen, wobei Grenzwerte für die fetale Teratogenität bisher nicht benannt werden können. Die Therapie polytoxikomaner schwangerer Frauen besteht daher mit Ausnahme der Behandlung der Opioidabhängigkeit selbst zunächst in einer Entzugsbehandlung unter stationären Bedingungen; eine Raucherentwöhnung kann auch ambulant durchgeführt werden. Da ein Opioidentzug während der Schwangerschaft infolge seiner schwerwiegenden vegetativen Komplikationen besonders für den Fetus ein zu hohes Risiko bedeuten würde, werden opioidabhängige Schwangere mit Levomethadon, racemischem Methadon oder Buprenorphin substituiert. Unter einer solchen Substitutionstherapie zeigt sich eine geringere Mortalität von Mutter und Kind, eine Verbesserung der Compliance und der psychosozialen Situation der Schwangeren. Während und nach der Schwangerschaft ist in jedem Fall eine engmaschige interdisziplinäre Betreuung der Frauen durch verschiedene Berufsgruppen wie Allgemeinmediziner, Gynäkologen, Psychologen, Pädiater, Psychiater, Pharmazeuten und Sozialarbeiter notwendig. Weiterhin müssen komorbide psychische Erkrankungen und somatische Infektionserkrankungen (z.B. Hepatitis A, B und C, HIV) diagnostiziert und behandelt werden (siehe Teil II: Komorbidität und deren Therapie).
English abstract
Pregnant opioid addicted patients and additional drug intake. Part I: Toxic effects and therapeutic consequences
Opioid dependent patients often are dependent from the illegal consumption of heroin and, in addition, perform a polytoxicomanic way of consuming drugs. They suffer of various somatic and psychiatric diseases. Moreover, pregnancies of drug addicted women are classified as high-risk pregnancies. With respect to the particular consumed drug substances other than opioids during pregnancy variable forms of teratogenic and toxic effects can be assigned to the baby. Critical values of maternal substance abuse referring to fetal impairment do not exist. With regard to the possible teratogenic and toxic fetal effects of maternal consume of alcohol, tobacco, sedativa, cannabis, cocaine and amphetamines, withdrawal treatment of polytoxicomanic pregnant patients under inpatient medical supervision including medication if necessary represent the first-line-treatment. With respect to smoking, it is possible to detoxicate the patients also by an outpatient treatment. However, referring to heroin addiction, a maintenance therapy with L-methadone, D/L-methadone or buprenorphine should be preferred since fetal withdrawal symptoms of opioids otherwise can cause severe complications which even can lead to the loss of the fetus and also increase the risks for the mother. Increasing the dose of the opioid substitute may be necessary, for example, to avoid premature uterus contractions. It is to be pointed out that substitution treatment with methadone or buprenorphine also improve the medicinal compliance and psychosocial circumstances of the pregnant patients. Subsequent to delivery, the maintenance treatment should initially be pursued over a further period of time. In the follow up, the question of continuing with maintenance treatment or starting a withdrawal treatment of opioids should be discussed on an individual basis. To sum up, proceeded interdisciplinary care during pregnancy and afterwards by all the professions involved like general practioners as well as social workers, gynaecologists, paediatrists, pharmacists, psychologists and psychiatrists should be ensured. Futhermore, diagnosis and therapy of the comorbid psychiatric and infectious diseases like hepatitis A, B, C and HIV are necessary and described (see Part II: Comorbidity and their treatment).
Vitamin D3 und Arzneimittel
Calcitriol (Vitamin-D-Hormon), die Wirkform des Vitamin D3, unterdrückt die Ausschüttung von Parathormon und fördert dadurch bei einer adäquaten Calciumversorgung die Mineralisierung von Knochen. Umgekehrt kommt es bei einem Vitamin-D-Mangel vermehrt zu einem Verlust an Knochenmasse. Auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D3 sollte daher bei einer Osteoporosetherapie mit Bisphosphonaten geachtet werden. Von einigen Wirkstoffen ist bekannt, dass sie durch Aktivierung des Pregnan-X-Rezeptors in den Vitamin-D-Stoffwechsel eingreifen und einen Vitamin-D-Mangel verursachen können. Durch eine Prävention oder Therapie eines Vitamin-D-Mangels kann das Risiko von Arzneimittel-induzierten Knochenschäden, etwa durch Antiepileptika, Glucocorticoide, Antiestrogene, antiretrovirale Wirkstoffe oder Protonenpumpenhemmer, verringert werden. Erste Studien sprechen dafür, dass der Vitamin-D-Status auch die lipidsenkende Wirkung der CSE-Hemmer und die antibakterielle Wirkung von Antituberkulotika beeinflusst. Eine Kontrolle der Calcidiol-Serumspiegel und gegebenenfalls eine Supplementierung mit Vitamin D3 können in vielen Fällen dazu beitragen, die Wirkungen von Arzneimitteln zu verbessern oder Nebenwirkungen zu verringern.
English abstract
Vitamin D and drugs
Interactions between drugs and vitamin D have received only little or no attention in the medical and pharmaceutical world in the past. Since more and more drugs are used for the treatment of patients, this topic is increasingly relevant. As such interactions impact the health of the patient and the action and side effects of the drug, physicians and pharmacists should pay more attention to such interactions in the future. A number of drugs can interfere with the vitamin D and bone metabolism. The drug-induced activation of the pregnane X receptor (PXR) is likely to enhance CYP24 expression and the catabolism of 25(OH)D, leading to vitamin D deficiency. PXR-ligands include a wide variety of pharmaceutical agents, such as antiepileptic drugs, taxol, rifampicin, and human immunodeficiency virus protease inhibitors such as ritonavir and saquinavir. Beside this, the medication oriented supplementation of vitamin D can also ameliorate the pharmacologic action of many drugs, such as bisphosphonates, statins and cytostatic drugs.
Vitamin-D-Bedarfsdeckung durch Sonnenlicht?
Wie viel Sonnenlicht ist notwendig, um eine optimale Vitamin-D-Versorgung zu gewährleisten?
Fußsohlenwarzen
Kryotherapie nicht besser als Salicylsäure
In einer multizentrischen, randomisierten Studie, an der 240 Patienten mit Plantarwarzen teilnahmen, wurden die Vereisung durch einen Arzt und die Selbstbehandlung mit einer 50%igen Salicylsäure-Zubereitung verglichen. Dabei war kein Unterschied in den Heilungsraten erkennbar.
Gendoping
Einfacher Nachweis durch Bluttest möglich
Seit kurzem ist ein sicheres Nachweis-Verfahren für Gendoping verfügbar, das zwei Tübinger Klinikärzte entwickelt haben. Mit dem Test kann Gendoping noch Monate später nachgewiesen werden. Zu den Olympischen Spielen 2012 in London könnte das Verfahren bereits startklar sein.
Virale Winkelried-Taktik entschlüsselt
Virale Vorhut aktiviert das Immunsystem und ermöglicht Eindringen in Lungenepithelzellen
Viele humanpathogene Viren dringen über die Schleimhaut in den Körper ein. Forscher der Universität Zürich konnten nun anhand eines Vertreters der Familie der Adenoviren zeigen, dass zumindest ein Teil der Viren hierfür eine spezielle Taktik wählt: Einige Viren opfern sich und lassen sich durch die Makrophagen phagozytieren. Diese Selbstopferung aktiviert die Makrophagen und löst eine Entzündungskaskade aus. Diese Kaskade wiederum führt zu einer Exposition von Rezeptoren auf den Schleimhautepithelzellen, an welche die Viren binden und damit in die Zellen und in den Organismus eindringen können. Eine solche Taktik ist auch eine bewährte Kriegsstrategie, wie das Beispiel des Eidgenossen Arnold Winkelried aus dem Jahr 1386 zeigt.
Dupuytren'sche Kontraktur
Enzym löst überschüssiges Kollagen auf
Mit einer lokalen Injektion von mikrobieller Kollagenase aus Clostridium histolyticum direkt in einen Dupuytren’schen Strang kann die Struktur des Strangs aufgebrochen werden. In einer großen Phase-III-Studie wurde durch die Kollagenase bei 64% der Patienten eine Verringerung der Kontraktur auf 5° oder weniger erreicht. Das neue Arzneimittel ist zugelassen zur Behandlung der Dupuytren’schen Kontraktur mit tastbarem Strang. Es wurde bei einem Pressegespräch der Firma Pfizer Pharma vorgestellt.
Opioidabhängigkeit
Unterstützung der Abstinenz mit retardiertem Naltrexon
In einer Plazebo-kontrollierten, randomisierten Studie, die an opioidabhängigen Patienten in Russland durchgeführt wurde, erwies sich Naltrexon mit retardierter Wirkung (XR-NTX) als wirkungsvolle Behandlungsmethode, um nach einem Opioidentzug die Abstinenz aufrechtzuerhalten.
Bipolare Störungen
Asenapin zur Behandlung der Manie
Bei Patienten mit manischen oder gemischten Episoden einer bipolaren Störung wird mit den bisherigen Therapie oft keine ausreichende Symptomkontrolle erreicht. Das atypische Antipsychotikum Asenapin lindert die manischen Symptome rasch und ist gut verträglich. In klinischen Studien wurde es mit Plazebo und Olanzapin verglichen. Das neue Arzneimittel wurde bei einer Pressekonferenz der Firma Lundbeck vorgestellt.
Darmgesundheit
Vegetarische Ernährung und Ballaststoffe schützen vor Divertikulose
Vegetarier erkranken und sterben seltener an der Divertikelkrankheit als Fleischesser. Unabhängig davon wird das Risiko, an einer Divertikulose zu erkranken, durch eine ballaststoffreiche Ernährung gesenkt.