ÜbersichtThomas F. Voigt, Laudenbach

Mücken

Als Überträger von Infektionskrankheiten zunehmend bedeutsam

Es gibt zwar unter den rund 750 000 heute bekannten Insektenarten nur etwa 4 000 Mücken, doch immerhin zählen etwa 100 Vertreter dieser Unterordnung zu den Vektoren (Überträgern) von Infektionskrankheiten, da sie für ihre eigene Entwicklung auf das Blut von Warmblütern angewiesen sind und bei ihrem Saugakt verschiedene pathogene Erreger auf den Wirt übertragen können. Als Vektoren haben Mücken human- und veterinärmedizinisch eine große Bedeutung. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) stirbt ungeachtet aller medizinischen Erfolge alle 30 Sekunden ein Mensch an den Folgen einer durch Mücken übertragenen Krankheit. Das Schweizerische Tropeninstitut in Basel geht sogar davon aus, dass weltweit etwa alle 10 Sekunden ein Mensch an den Folgen eines Mückenstichs stirbt, was die Gefährlichkeit dieser kleinen, unscheinbaren Insekten untermauert. Während früher noch galt, dass Mücken ausschließlich in den Tropen und Subtropen Infektionskrankheiten übertragen können, hat sich mittlerweile das Bild bedingt durch Klimaveränderungen, Tourismus und weltweiten Handel etwas verschoben. Da eine Bekämpfung von Mücken in der Natur nur unter bestimmten Umständen möglich und insgesamt sehr schwierig ist, sind vor allem prophylaktische Maßnahmen von großer Bedeutung.

ÜbersichtLudger Klimek, Wiesbaden

Anaphylaxie – Maximalvariante allergischer Reaktionen

Allergologische Notfälle durch übersteigerte immunologische Allgemeinreaktionen nach Allergenzufuhr (Anaphylaxie) werden durch Freisetzung verschiedener Mediatoren induziert. Art, Menge und das Verhältnis der Mediatoren zueinander sowie die individuelle Prädisposition bestimmen die ausgelöste Symptomatik. Diese manifestiert sich im Wesentlichen an Haut, Lunge, kardiovaskulärem System und Gastrointestinaltrakt. Entscheidend für die Prognose bei anaphylaktischen Reaktionen ist die frühzeitige Behandlung der Veränderungen an Kreislauf und Lunge. Die Einteilung des Schweregrads erfolgt in vier Stadien. Je nach bestehendem Stadium und vorhandener Symptomatik muss eine adäquate Therapie rasch eingeleitet werden. Für die Initialphase sind Allgemeinmaßnahmen wie Unterbrechung der Allergenzufuhr, Sauerstoffzufuhr, Legen von großlumigen intravenösen Zugängen und Flach- oder Trendelenburg-Lagerung des Patienten (Ausnahme: Lungenödem) erforderlich. In der spezifischen medikamentösen Therapie haben sich einige wenige Substanzen bewährt. Hierzu gehören die Catecholamine (Epinephrin, Dopamin, Norepinephrin), Histamin-Antagonisten, Glucocorticoide, Theophyllin und Volumenmittel, aber nicht die intravenöse Gabe von Calcium. Grundsätzlich sollte jeder Patient, der einmal eine Anaphylaxie erlitten hat, bei fortbestehender Gefährdung ein Notfallset, bestehend aus einem Epinephrin-Autoinjektor, einem Antihistaminikum und Glucocorticoid, erhalten.

FlaggeEnglish abstract

Modern treatment concepts of anaphylactic reactions

Anaphylactic reactions are induced by the liberation of different inflammatory mediators. The symptoms are determined by the type, quantity and relation of these mediators and by the individual predisposition. In general, these symptoms can be detected on the skin, the lungs, the cardiovascular system, and the gastrointestinal tract. The early treatment of circulatory and pulmonary disturbances is a decisive factor for the prognosis of the patient.

The severity of symptoms is graded from 1 to 4. An adequate therapy has to be started immediately according to the severity of the symptoms in a step-wise approach. Initially, common procedures like an interruption of the allergen exposition, oxygen supply and intravenous ports are essential. A few substances have been established for a specific drug therapy, such as catecholamines (epinephrine, dopamine, noradrenaline), histamine-ant-
agonists, glucocorticoids, theophyllin and drugs for volume replacement. Intravenous administration of calcium is not recommended.

ErnährungsforumAndreas Hahn und Bärbel Mang, Hannover

Lutein und Augengesundheit

Stand der Diskussion

Mit der steigenden Lebenserwartung werden in den nächsten Jahren immer mehr Menschen von altersbedingten Erkrankungen wie der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) betroffen sein. Bislang ist die AMD nicht heilbar und auch nur begrenzt therapierbar. Präventive Maßnahmen gewinnen damit wesentlich an Bedeutung. Protektive Effekte im Hinblick auf die Augengesundheit werden unter anderem für die beiden Carotinoide Lutein und Zeaxanthin diskutiert. Inzwischen werden diese Substanzen in großem Umfang als Nährstoffsupplemente angeboten. Lutein und Zeaxanthin, die sich in der Retina und insbesondere in der Macula lutea des Auges anreichern, sind zum einen in der Lage, das besonders für Photorezeptoren und das Pigmentepithel schädliche blaue Licht zu absorbieren. Zum anderen können sie durch ihre antioxidativen Eigenschaften reaktive Sauerstoffspezies und freie Radikale neutralisieren und dadurch Veränderungen der Membranpermeabilität reduzieren. Ergebnisse aus verschiedenen Untersuchungen und Humanstudien lassen annehmen, dass die beiden Carotinoide zu einer Verbesserung der Sehfähigkeit bei Patienten mit AMD und anderen Augenerkrankungen beitragen können. Ausgehend von dieser wissenschaftlichen Basis erscheint es plausibel, den Carotinoiden präventive Effekte zuzusprechen. Allerdings muss dies sehr differenziert betrachtet werden.

FlaggeEnglish abstract

Lutein and eye health – current state of discussion

Due to increased life expectancy the number of people with age-related diseases like age-related macular degeneration (AMD) will grow. Currently AMD is incurable and only a few therapeutic strategies are available. Therefore prevention becomes more important. Protective effects related to eye health are discussed for the two carotenoids lutein and zeaxanthin. Meanwhile both substances are offered as food supplements to a great extent. Both carotenoids lutein and zeaxanthin are accumulated in the retina, especially in the macula lutea. They are able to absorb blue light, which damages photoreceptors and pigmentary epithelium. Due to their antioxidative properties they can reduce changes in membrane permeability via quenching reactive oxygen species and free radicals. Research studies suppose lutein and zeaxanthin may contribute to improvement of vision in patients with AMD and other eye diseases. Based on the scientific rationale, these carotenoids may be effective in the prevention of age-related eye diseases. However, this issue has to be examined in a differentiated way.

Fragen aus der Praxis

Übertragung von Streptokokken über Zahnbürsten?

Ein Patient, der an einer A-Streptokokkentonsillitis erkrankt ist (positiver Test), stellt folgende Fragen: Inwieweit kann man sich an einer Zahnbürste neu infizieren oder wie lange können Streptokokken auf einer Zahnbürste überleben?
In vielen Familien stecken oft mehrere Zahnbürsten in einem Zahnputzbecher wie Pfeile in einem Köcher. Besteht hier die Gefahr, dass durch eine Zahnbürste mit Streptokokken die übrigen Bürsten durch Streptokokken kontaminiert werden und auf diesem Weg Kontaktpersonen erkranken können?

Fragen aus der Praxis

Bakterien in der Windelregion: Normale Standortflora oder pathogen?

Ein neun Wochen alter Säugling wird von den Eltern aufgrund eines Hautausschlags in der Windelregion einem Dermatologen vorgestellt. Im durchgeführten Hautabstrich (inguinal) wurden folgende Mikroorganismen identifiziert: Escherichia coli (massenhaft), Pseudomonas aeruginosa (massenhaft), Enterobacter/Citrobacter-Gruppe (massenhaft), Enterokokken (massenhaft), vergrünende Streptokokken (massenhaft), Candida albicans (reichlich). Kommt einem oder mehreren dieser Erreger eine klinische Relevanz zu oder handelt es sich mehr oder weniger um eine typische Standortflora? Falls eine klinische Relevanz vorliegt, wie sollte therapiert werden?

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Leistungssteigerung

Methoden und Mittel des Dopings werden immer ausgefeilter

Im Leistungssport kommen immer mehr schlecht oder nicht nachweisbare Substanzen zur Anwendung, deren Neben- und Langzeitwirkungen noch kaum bekannt sind. Deshalb sollten Anti-Doping-Maßnahmen vor allem auch eine Doping-Prävention durch entsprechende Aufklärung der Sportler beinhalten.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Diarrhö bei Kindern

Wirksamkeit verschiedener Probiotika

Die Wirksamkeit probiotischer Präparate ist, je nach den darin enthaltenen Mikroorganismen, sehr unterschiedlich. Deshalb sollten sich Kinderärzte bei der Auswahl des Durchfallmittels auf klinisch überprüfte Daten stützen.

Referiert & kommentiertDr. Andreas Ziegler, Großhabersdorf

Krebserkrankungen

Parenterale Ernährungstherapie von Tumorpatienten

Im Rahmen des Deutschen Anästhesiekongresses 2008 informierte die B. BRAUN Melsungen AG über die Ernährungstherapie bei Tumorpatienten.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Behandlung unerwünschter Opioid-Wirkungen

Methylnaltrexon ein peripher wirksamer Opioid-Antagonist

Der peripher wirkende μ-Opioidrezeptor-Antagonist Methylnaltrexon konnte in Phase-III-Studien die durch Morphinderivate induzierte Verstopfung mindern, ohne deren analgetische Wirksamkeit zu beeinträchtigen. Seit Anfang Juli 2008 ist Methylnaltrexon (Relistor®) zur subkutanen Gabe zur Behandlung der Opioid-induzierten Obstipation bei Patienten im Endstadium einer Erkrankung im Rahmen einer palliativen Behandlung zugelassen, wenn das Ansprechen auf herkömmliche Laxanzien nicht ausreichend war.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Spastik-Therapie

Tolperison besser beweglich ohne Sedierung

Bei einer ausgedehnten Spastik ist oft eine orale antispastische Therapie mit Muskelrelaxanzien notwendig. Eine Reihe der eingesetzten Substanzen wie Baclofen (z. B. Lioresal®) oder Benzodiazepine wirken jedoch sedierend. Dadurch wird die Lebensqualität der Patienten verschlechtert. Durch eine Therapie mit einem nicht sedierenden Antispastikum wie Tolperison (z. B. Viveo®) kann somit nicht nur das Befinden verbessert, sondern auch beispielsweise die aktive Teilnahme an einer Physiotherapie ermöglicht werden und die Selbstständigkeit der Patienten im Alltag verbessert werden.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Schlaganfall

Bessere Chancen für den Patienten durch gezielte Aufklärung und eine koordinierte Versorgung

Durch gezielte Aufklärungskampagnen, wie kürzlich in Hamburg durchgeführt, kann die Zeit bis zur Einlieferung auf eine Stroke-Unit gesenkt werden. Bislang ist das Thrombolytikum Alteplase (Actilyse®) zur Anwendung bis drei Stunden nach dem Auftreten der Symptome beim ischämischen Schlaganfall zugelassen. In Kürze veröffentlichte Daten werden zeigen, ob dieses Zeitfenster für eine Behandlung 3 bis 4,5 Stunden nach dem Auftreten der Symptome erweitert werden kann.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Schlaganfallprävention bei älteren Patienten

Warfarin besser geeignet als Acetylsalicylsäure

Bei Patienten im Alter von über 75 Jahren mit Vorhofflimmern erzielte eine Antikoagulation mit Warfarin (Coumadin®) eine bessere Schlaganfallprophylaxe als eine Thrombozytenfunktionshemmung mit Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®).

Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen,Hachenburg

Diabetes mellitus Typ 2

Initiale Kombination von Sitagliptin und Metformin ist effektiver als Monotherapie

Die Entdeckung der Inkretine als wichtige Regulatoren im Kohlenhydratstoffwechsel hat zur Entwicklung neuer antidiabetischer Therapiekonzepte geführt. Dazu gehört der Dipeptidylpeptidase-4-Hemmer Sitagliptin (Januvia®). Besonders vorteilhaft ist das fehlende Hypoglykämierisiko bei guter antidiabetischer Wirkung, so das Fazit eines von der Firma MSD im Rahmen der 43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft in München im April 2008 veranstalteten Satellitensymposiums.

Referiert & kommentiertsh

Schwere Infektionen

Optimierte Applikation vermindert Resistenzentwicklung

Eine adäquate initiale Therapie bei schweren Infektionen ist entscheidend für die Senkung der Sterblichkeit der Patienten. Jede Stunde Verzögerung bis zum Beginn einer adäquaten Therapie erhöht bei diesen Patienten das Risiko zu sterben um 12%. Das Spektrum der zur Verfügung stehenden Antibiotika ist um eine Substanz erweitert worden: Doripenem (Doribax®) ist ein neues Klinikantibiotikum, dessen Zulassung für die Behandlung von nosokomialer Pneumonie, komplizierten intraabdominalen Infektionen und komplizierten Harnwegsinfektionen in Kürze erwartet wird.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Pädiatrie

Krupp – Diagnose und Therapie

„Krupp“ bezeichnet eine Reihe atemeinschränkender Erkrankungen des frühen Kindesalters. Er äußert sich in charakteristischem Bellhusten und wird am wirksamsten mit Glucocorticoiden behandelt.