Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen im Überblick
Zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zählen der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa. Beide Entitäten teilen eine Reihe von Gemeinsamkeiten, unterscheiden sich jedoch in charakteristischen Eigenschaften. In dieser Übersicht werden die Diagnostik und Therapie der beiden Erkrankungen dargestellt.
English abstract
Inflammatory bowel disease: an overview
Crohn’s disease and ulcerative colitis are the most common chronic inflammatory bowel diseases. The diagnosis is based on clinical presentation and endoscopic findings completed by histopathology. The therapeutic options range from topical antiinflammatory therapies to classical immunosuppression and biological agents, i. e. anti-TNF-antibodies. This manuscript gives an overview on the state of the art in diagnostics and therapy of both, Crohn’s disease and ulcerative colitis. Therapeutic algorithms are based on the statements of the German consensus conferences.
Acetylsalicylsäure zur Primär- und Sekundärprävention kolorektaler Karzinome
Für einen klinischen Effekt von ASS auf die Primärprävention kolorektaler Neoplasien scheinen Dosierungen von 75–100 mg/Tag ausreichend zu sein. Das gilt auch für die Sekundärprävention und Metastasenbildung. Der pharmakologische Wirkungsmechanismus ist letztlich nicht geklärt wie auch die Frage, ob ein oder mehrere Angriffspunkte für ASS existieren. Zumindest sollte ein Mechanismus existieren, der bei ASS-Konzentrationen bis zu 10 µM effektiv ist. Dies sind die Konzentrationen, die bei regelmäßiger Einnahme von ASS in Dosierungen zur Thrombozytenfunktonshemmung erreicht werden. In Diskussion sind neben der Hemmung von COX-1 und COX-2, einschließlich Thromboxan-abhängiger Thrombozytenfunktionen, auch Interaktionen mit Lipoxinen. Insgesamt ist die Datenlage heute nicht ausreichend, um eine prophylaktische Anwendung von ASS für die Verhinderung primärer oder auch rekurrenter Dickdarmtumoren zu empfehlen. Dies gilt vor allem auch unter dem Blickpunkt des (individuellen) Nutzen/Risiko-Verhältnisses, insbesondere für schwere Blutungen. In der deutschen Leitlinie „Kolorektales Karzinom“ wird eine Primärprävention des kolorektalen Karzinoms nicht empfohlen [33].
English abstract
Aspirin in primary and secondary prevention of colorectal carcinomas
Observational but also some randomized trials suggest that regular long-term use of aspirin (acetylsalicylic acid) might reduce the risk of colorectal carcinomas by 15-40%. The efficacy appears to be increased with longer duration of treatment, i.e. beyond 5–10 years, but not with increasing doses. Aspirin at 75–100 mg daily appears to be sufficient in both primary as well as secondary prevention of recurrent tumors in sensitive persons, including prevention of distant metastases.
The pharmacological mode of aspirin action is unclear as is the question whether only one or more sites of action exist. In any case, the mechanism(s) in charge should work at aspirin plasma levels of 10 µM or less which is the maximum concentration to be expected after antiplatelet doses. Inhibition of COX-1 and/or COX-2 is most likely involved. Follow-up reactions, such as inhibition of platelet-dependent thromboxane formation and action, release of storage products such as VEGF or sphingosine-1-phosphate and acetylation of COX-2 with subsequent generation of antioncogenic lipid mediators, such as lipoxins, are also possible. There is not much likelihood for "direct" actions of aspirin, shown in vitro at concentrations of 5 mM and more, which uncouple oxidative phosphorylation and paralyse the cell energy metabolism.
Overall, there is not sufficient data yet to recommend prophylactic use of aspirin in prevention of colorectal neoplasias. There is also concern of the benefit/risk profile, specifically regarding severe or fatal bleedings (GI-tract, cerebral). Accordingly, the actual German guideline "colorectal carcinoma" does not recommend aspirin use for prophylactic purposes. What is strongly needed are definitions of risk patients in terms of biomarkers or genetic profiling as well as data from long-term prospective randomized trials – both are underway.
Nährstoffsupplemente – Möglichkeiten und Grenzen
Teil 4: Supplemente in der Primärprävention – Konzeptionelle Aspekte
Das Hauptmotiv für die Einnahme von Nährstoffsupplementen ist „der Schutz vor Krankheiten“. Doch gerade der präventive Anspruch wird kontrovers diskutiert. Auch differieren die Ansichten, welcher Nährstoff in welcher Menge zugeführt werden sollte. Ursache ist unter anderem die unterschiedliche Konzeptionalisierung der Nährstoff-Endpunkt-Beziehung. Zu unterscheiden sind zwei Ansätze. Dem klassischen Ansatz nach wird ein Nährstoffdefizit mit einer spezifischen, schwerwiegenden Mangelerkrankung in Verbindung gebracht. Die adäquate Nährstoffmenge ist dann jene, bei der keine spezifischen Mangelerscheinungen auftreten. Im Gegensatz dazu basiert der moderne Ansatz auf einem multidimensionalen Verständnis der Nährstoff-Endpunkt-Beziehung unter Berücksichtigung langfristiger Effekte. Gemäß dieser erweiterten Überlegung ist die adäquate Nährstoffmenge jene, bei der nicht nur keine spezifischen, kurzfristigen Mangelerscheinungen auftreten, sondern das Risiko für chronische Erkrankungen insgesamt minimiert ist. Üblicherweise übersteigt die dafür erforderliche Nährstoffzufuhr den Minimalbedarf um ein Mehrfaches.
English abstract
Food supplements – potential and limits. Part 4: supplements in primary prevention – conceptual aspects
Consumer’s main cause for the use of food supplements is "disease prevention", but the benefit in prevention remains controversial. Furthermore, there are differing opinions concerning the doses of nutrients that should be applied. The conflict is due to two different sights of view on the effect of nutrients to health. The "classical" approach is based on an one-dimensional effect of nutrients on an endpoint: A deficit of a particular nutrient is associated with a specific deficiency syndrome. This means that the lack of a nutrient leads via a defined mechanism to one specific disease-related endpoint. Thus the adequate intake of nutrients is defined as the one in which no specific deficiency symptoms occur. In contrast, the modern approach is based on a multidimensional understanding of the nutrient-endpoint-relationship, taking into account long-term health effects. According to this extended approach, the adequate amount of nutrients is the one in which no specific, short-term deficiencies occur as well as the risk of chronic diseases is generally minimized. Usually, required nutrient intake to reach this exceeds the minimum requirements by several times.
Key words: Nutrients, typical deficiency diseases, chronic diseases, recommended dietary, vitamin C
Multiple Sklerose
Fahrtüchtigkeit bleibt unter Therapie mit Cannabinoiden erhalten
Bei Patienten mit multipler Sklerose (MS), die zur Behandlung ihrer Spastiken ein Oromukosalspray mit dem Inhaltsstoff Nabiximols anwenden, wird die Fahrtüchtigkeit nicht zusätzlich beeinträchtigt. Das zeigte eine multizentrische, nichtkontrollierte, nichtinterventionelle Beobachtungsstudie, deren Ergebnisse im September im Rahmen des Neurologenkongresses in Dresden vorgestellt wurden.
Influenza
Unsichere Beweislage für anerkannte Risikofaktoren
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt auch im Jahr 2013 die Grippe-Schutzimpfung für Personen ab 60 Jahren, Schwangere, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie Personen mit Grundleiden und erhöhter Gefährdung. In einem systematischen Review wurden die allgemein akzeptierten Risikofaktoren hinsichtlich ihrer Auswirkung auf den Krankheitsverlauf unter die Lupe genommen. Es stellte sich heraus, dass weder eine Schwangerschaft noch die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe das Risiko für Komplikationen während einer Influenza-Infektion erhöhen.
Influenzaimpfung
Attenuierter Lebendimpfstoff schützt Kinder besser vor Grippe
Kinder spielen bei der Verbreitung der Influenza die Rolle der Superspreader; sie stecken sich selbst und andere besonders häufig an. Die verfügbaren Grippeimpfstoffe sind je nach Alter und Risikogruppe recht unterschiedlich wirksam, was die Ständige Impfkommission (STIKO) im August zu einer Anpassung der Impfempfehlungen veranlasste: Kinder mit Grunderkrankungen im Alter von zwei bis einschließlich sechs Jahren sollen bevorzugt mit einem attenuierten Lebendimpfstoff (Live attenuated influenza vaccine, LAIV) geimpft werden. Seit einem Jahr ist mit Fluenz® ein LAIV in Deutschland erhältlich. Die Vakzine wird intranasal verabreicht und induziert sowohl eine lokale als auch eine systemische Immunität. Sie war Gegenstand einer Veranstaltung des Herstellers AstraZeneca GmbH anlässlich des diesjährigen Kinder- und Jugendärztekongresses in Düsseldorf.
Diabetes mellitus
Mehr Behandlungsoptionen mit sensorunterstützter Pumpentherapie und SGLT-2-Inhibitoren
Diabetes mellitus stellt auch im Jahr 2013 immer noch eine Herausforderung dar. Aktuelle Aspekte zu Diagnostik und Therapie der Stoffwechselerkrankung wurden auf einem Satellitensymposium der Firma Johnson & Johnson bei der Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Leipzig diskutiert.
Diabetisches Makulaödem
VEGF-Inhibitor Ranibizumab ist der alleinigen Lasertherapie überlegen
Die diabetische Retinopathie und das diabetische Makulaödem gehören zu den häufigsten Gefäßkomplikationen bei Diabetikern. Dabei korreliert das Risiko einer dauerhaften Sehbehinderung mit der Diabetes-Dauer. Mit dem VEGF-Inhibitor Ranibizumab steht eine Therapiestrategie zur Verfügung, die den Sehverlust aufhalten und die Erblindung verhindern kann, so das Fazit eines von der Firma Novartis anlässlich des diesjährigen Diabetes-Kongresses in Leipzig veranstalteten Satellitensymposiums.
Diabetes mellitus Typ 2
Der Lohn der Lebensstiländerung
Obwohl das Hauptziel der Look-AHEAD-Studie – eine deutliche Verringerung harter kardiovaskulärer Endpunkte bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 durch Lebensstiländerung – nicht erreicht werden konnte, ist sie nach Meinung der Studienleiter keineswegs gescheitert. Überzeugende Argumente für einen aktiven Lebensstil liefert Look-AHEAD allemal, etwa die Reduktion von Retinopathien, schweren Nierenfunktionsstörungen, Depressionen und Krankenhauseinweisungen.