Dr. Heike Oberpichler-Schwenk, Stuttgart
Foto: Ferdinando Iannone
Das Thema Lebensqualität spielt bei der Beurteilung von Therapiemaßnahmen seit geraumer Zeit eine Rolle. In klinischen Studien werden inzwischen oft auch Fragebögen zur Ermittlung von Lebensqualitätsparametern als einer der sekundären Endpunkte eingesetzt. Bei der Nutzenbewertung neuer Arzneimittel soll als patientenrelevanter Endpunkt neben Mortalität und Morbidität die Lebensqualität berücksichtigt werden (§ 35 Abs. 1b Satz 5 SGB V). Diese Hürde scheint eher schwer zu nehmen zu sein: Bei einer Stichprobe von Stellungnahmen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) wurde vorgelegten Daten zur Lebensqualität häufig die Aussagekraft abgesprochen bzw. sie hatten keine Konsequenzen für die Beurteilung des Wirkstoffs, unabhängig davon, ob diese insgesamt negativ oder positiv ausfiel (z. B. aktuell Dapagliflozin bei Herzinsuffizienz) [1]. Es sei dahingestellt, inwieweit dies an der (zu?) strengen Beurteilung der vorgelegten Daten lag oder tatsächlich die Qualität der Daten(erhebung) verbessert werden sollte.
Wie gesundheitsbezogene Lebensqualität grundsätzlich in klinischen Studien gemessen werden kann und welche Aspekte bei der Auswahl des Fragebogens/Instruments zu berücksichtigen sind, erfahren Sie im Beitrag "Wie kann man Lebensqualität messen?".
Müdigkeit, weil wegen des starken Juckreizes an Schlaf nicht zu denken ist – das gehört zu den Auswirkungen der Skabies (Krätze) auf die Lebensqualität. Über diese infektiöse Hautkrankheit informiert der Übersichtsbeitrag "Skabies". Auffällig ist, dass die Inzidenz der Skabies in den vergangenen Jahren wieder deutlich gestiegen ist. Die Krankheit ist im Grunde gut behandelbar, sofern zusätzlich zur medikamentösen Behandlung einige Umgebungsmaßnahmen konsequent eingehalten werden. Für Betroffene mit prekären Wohnverhältnissen kann dies dennoch schwierig umzusetzen sein. Im Allgemeinen werden Beratung zur korrekten Anwendung der Antiscabiosa und Informationen über die unterstützenden Umgebungsmaßnahmen aber in vielen Fällen zum Behandlungserfolg beitragen können.
Infektionen mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) sind durch die Fortschritte in der antiretroviralen Therapie inzwischen ebenfalls gut behandelbar, sodass die Betroffenen eine annähernd normale Lebenserwartung haben. Einschränkungen der Lebensqualität können zum Beispiel durch die Sorge vor Stigmatisierung gegeben sein. Wie Prof. Christian Hoffmann in seinem Kommentar ausführt, gibt es leider immer noch Patienten, die Angst haben, dass ihre HIV-Infektion in ihrem nahen Umfeld bekannt wird. Die Entwicklung einer Langzeitdepottherapie erscheint hier als plausibler Lösungsansatz, der den Experten aber bemerkenswerterweise nur bedingt überzeugt. Jedenfalls erweitert die neue Applikationsform die Möglichkeiten, die antiretrovirale Therapie patientenindividuell zu gestalten.
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