SARS: wie wurde es verbreitet?
Klinische Prüfung von Arzneistoffen
Besonderheiten bei klinischen Studien mit Analgetika und Psychopharmaka
Evidenz-basiertes Vorgehen bedeutet, dass neben logischen Schlüssen aus dem Wirkungsmechanismus von Medikamenten, eigener Erfahrung und Erfahrung von Experten vor allem empirische Daten aus klinischen Endpunkt-Studien zur Entscheidung über die beste Therapieform herangezogen werden. Dies hat den Vorteil, dass die eigene Erfahrung durch größere Fallzahlen objektiviert wird und dass auch langfristige und geringe Effekte sowie seltene Nebenwirkungen berücksichtigt werden. Vorreiter war der Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen, aber das Prinzip der Evidence-based Medicine (EBM) hat sich auch in den anderen medizinischen Disziplinen etabliert. Die Beurteilung der Datenlage muss immer ergänzt werden durch die Beurteilung der Relevanz der Studienergebnisse für den individuellen Patienten.
Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS)
Anwendung bei Depression
Nach ihrer Einführung 1985 fand die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) vornehmlich in der neurophysiologischen Diagnostik und Forschung sowie in den kognitiven Neurowissenschaften Verwendung. Seit Anfang der 90er Jahre wird die rTMS jedoch auch als Therapieverfahren bei depressiven Erkrankungen diskutiert. Nach dem Faraday-Prinzip kann über die Induktion eines Magnetfeldes im Schädelinneren ein schmerzloser elektrischer Stromfluss erzeugt werden. Dieser wiederum beeinflusst neuronale Netzwerke in psychopathologisch relevanten Hirnregionen, die bei einer Depression möglicherweise dysfunktional sind. Die durch rTMS induzierten neurobiologischen Veränderungen sind teilweise mit den durch klassische Antidepressiva ausgelösten Effekten identisch.
Hormone gegen das Altern?
Eine kritische Analyse der wissenschaftlichen Datenlage
Anti-Aging ist ein modernes Schlagwort für eine breite Palette von Maßnahmen, die geeignet sein sollen, verschiedenste Alterungsvorgänge günstig zu beeinflussen. Therapien mit den Hormonen Testosteron, Somatropin (Wachstumshormon, Growth-Hormone, GH) und Dehydroepiandrosteron (DHEA) werden Wirkungen gegen das Altern nachgesagt, die in den Medien und bei Patienten großes Interesse hervorrufen. Dieser Beitrag stellt die Datenlage zum Einsatz dieser Hormone beim älteren Menschen dar [25, 27].
Morbus Menière – Diagnostik und Therapie
Der Morbus Menière ist durch Drehschwindelanfälle von wenigen Stunden Dauer charakterisiert, die mit einer einseitigen Innenohrschwerhörigkeit, Tinnitus und einem Druckgefühl in der Tiefe des Ohrs einhergehen. Dem zugrunde liegt der endolymphatische Hydrops des Innenohrs. Die Anfälle werden jedoch durch eine Vermischung von Perilymphe und Endolymphe infolge einer Permeabilitätsstörung der Innenohrschranken verursacht, welche vor allem zu einer Kalium-Intoxikation der sensorischen Strukturen führen. Daneben kommt es durch den Hydrops zu einer mechanischen Behinderung der Wanderwelle und zu einem Kontaktverlust der Sinneszellen. Die Abklärung des Morbus Menière besteht in einer umfassenden, vor allem audiologischen Diagnostik. Therapeutisch hat die Ausschaltung anfallauslösender Faktoren wie beispielsweise Stress und auch septischer Herde eine Bedeutung. Die Grundbehandlung ist medikamentös und wird durch eine Diät unterstützt. Bei schlecht beeinflussbaren Drehschwindelanfällen kann eine chirurgische Therapie die Lebensqualität des Patienten verbessern.
Primäre initiale Therapie bei Hypertonie
Unterschiedliche Interpretation von ALLHAT
Ziel der ALLHAT-Studie (Antihypertensive and lipid-lowering treatment to prevent heart attack trial) war, die Frage der besten primären initialen Therapie bei Hypertonie in einem großen praxisnahen Umfeld zu klären: Bei 33 357 Hochrisikopatienten wurden das Diuretikum Chlortalidon, der ACE-Hemmer Lisinopril und der Calciumantagonist Amlodipin verglichen. Beim primären Endpunkt (Tod aufgrund koronarer Herzkrankheit und nicht-tödlicher Herzinfarkt) ergab sich kein Unterschied zwischen den drei Gruppen. Die Schlussfolgerung der Originalpublikation besagt, dass Diuretika in der primären initialen Hochdrucktherapie zu bevorzugen seien, weil sie kostengünstiger sind und teilweise in sekundären Endpunkten überlegen waren.
Koronare Herzkrankheit
Verbesserung der Ergebnisse bei Dyslipidämie
Eine aggressive Senkung des LDL-Cholesterols wird wahrscheinlich an Bedeutung gewinnen. Schon heute sind jedoch viele Hochrisiko-Patienten untertherapiert oder erreichen ihre Cholesterol-Zielwerte nicht. Angesichts der schlechten Compliance bei lipidsenkenden Therapien von nur etwa 10 % nach einem Jahr sind einfache Therapieformen von Vorteil.
Alzheimer-Krankheit
Schutz durch Vitamin C und Vitamin E?
Regelmäßige Einnahme hoher Dosen der Antioxidanzien Vitamin C und Vitamin E können möglicherweise das Risiko einer Alzheimer-Krankheit reduzieren.
Angiotensin-II-Rezeptorantagonist
Migräneprophylaxe mit Candesartan
Der Angiotensin-II-Rezeptorantagonist Candesartan erwies sich in einer kleinen Cross-over-Studie an Patienten mit zwei bis sechs Migräneattacken pro Monat als wirksame Migräneprophylaxe. Der Wirkungsmechanismus ist unklar.
Allergie
Anwendungsbeobachtung mit Desloratadin
Die allergische Rhinitis ist mit einer Inzidenz von 10 bis 15 % inzwischen die in der HNO-Praxis am häufigsten diagnostizierte Erkrankung. Eine frühzeitig eingeleitete Therapie ist umso wichtiger, da es mit zunehmender Krankheitsdauer bei etwa 30 bis 40 % der Patienten zur Entwicklung eines Asthma bronchiale kommt. Seit Anfang 2001 bietet die Substanz Desloratadin (Aerius®) eine weitere Therapieoption.
Betablocker
Alpträume und Panikattacken nach Carvedilol-Überdosis
Bei manchen Betablockern sind Fälle mit Schlafstörungen oder Alpträumen unter der Einnahme bekannt. Bei einem Patienten, der an Panikattacken litt, kam es nach Einnahme einer höheren als der verordneten Dosis zu Alpträumen und erneuten Panikattacken.
Genussmittel
Kaffeeverbot für Diabetiker?
Coffein senkt im Akutversuch die Insulin-Sensitivität des Menschen. Das ergab eine Untersuchung an jungen, gesunden Probanden. Empfehlungen für Diabetiker lassen sich daraus noch nicht ableiten.
Phytopharmaka
Vergiftung durch Podophyllin
Der Fall eines 57-jährigen Patienten mit schweren Vergiftungserscheinungen durch eine Podophyllin-haltige Warzentinktur gemahnt daran, statt Podophyllin-haltiger Rezepturen nur Podophyllotoxin-haltige Fertigarzneimittel mit definierter Zusammensetzung zu verwenden und ihre topische Anwendung auf Kondylome im anogenitalen Bereich zu beschränken.
Antiinfektiva
Hypoglykämie durch Gatifloxacin?
Das zeitliche Zusammentreffen zwischen der Einnahme von Gatifloxacin und einer 24-stündigen hypoglykämischen Episode bei einem zuckerkranken Patienten mit Niereninsuffizienz lässt den Verdacht aufkommen, dass das Antibiotikum diesen Zustand herbeigeführt hat.
Gastroenteritiden
Erkrankungen durch Norwalk-ähnliche Viren
Im Jahr 2002 sind dem Robert-Koch-Institut (RKI) 48 119 Erkrankungsfälle durch Infektionen mit Norwalk-ähnlichen Viren übermittelt worden – das sind mehr als fünfmal so viele Fälle wie 2001. Im Jahr 2002 trat außerdem ab Mitte Oktober eine besonders ausgeprägte saisonale Häufung auf: Im Jahr 2001 lag das Maximum der in einer Woche gemeldeten Fälle bei 400, im Jahr 2002 erreichten das RKI in der 51. Kalenderwoche 4 500 Meldungen (Abb. 1).
COPD und Asthma bronchiale
Bessere Integration der pneumologischen Rehabilitation
Die Versorgung von etwa 10 Mio. Patienten mit Asthma bronchiale oder chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD) in Deutschland ist verbesserungsbedürftig. Wesentlicher Kritikpunkt ist die mangelnde Versorgung der Patienten mit nicht-medikamentösen („rehabilitativen“) Therapieformen, obwohl die medizinische und ökonomische Effektivität dieser Maßnahmen gesichert ist.
Operative Radikalität beim Mammakarzinom
Entfernung der axillären Lymphknoten oder Bestrahlung verlängern das Überleben nicht
Die radikale Mastektomie (Entfernung der weiblichen Brust) zeigt gegenüber der eingeschränkteren heute üblichen Operation keinen Überlebensvorteil. Aber auch die Entfernung okkult positiver Lymphknoten in der Achselhöhle oder ihre Bestrahlung können das Leben nicht entscheidend verlängern. Dies ergab eine Studie bei 1 665 Patientinnen mit Mammakarzinom.