EditorialHeike Oberpichler-Schwenk

Parkinson-Therapie – wie beginnen?

ÜbersichtIngo Stock, Brühl bei Köln

Masern

Die Masern sind eine systemische Infektionskrankheit, die durch ein einsträngiges, zu den Paramyxoviren gehörendes Ribonukleinsäure-Virus (Masernvirus) verursacht wird. Fieber, Konjunktivitiden, Husten und Schnupfen sowie häufig ein weißfleckiger Ausschlag an der Mundschleimhaut (Koplik-Flecken) sind die ersten Kennzeichen der Erkrankung. Nach Rückbildung der Initialsymptome tritt zusammen mit einem zweiten Fieberschub ein für die Erkrankung charakteristisches­ Exanthem auf, das die Körperhaut in Form bräunlich-rosafarbener Flecken bedeckt. Klinisch bedeutsam ist die mit der Infektion einhergehende vorübergehende Immunschwäche, die die Entstehung zum Teil schwerwiegender Komplikationen begünstigt.
Die Masern sind weltweit verbreitet und gehören in vielen weniger entwickelten Regionen nach wie vor zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Tödlich verlaufende Erkrankungsfälle treten insbesondere in Afrika und Südostasien auf, wobei vor allem Kleinkinder unter 12 Monaten betroffen sind. In Deutschland ist die Häufigkeit der Masern infolge der seit mehr als vier Jahrzehnten verfügbaren Impfung im Vergleich zur Vorimpfära deutlich zurückgegangen, weiterhin werden jedoch regional begrenzte Ausbrüche registriert. Eine spezifische antivirale Therapie gibt es nicht, die symptomatische Behandlung richtet sich nach der Organmanifestation. Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist die Immunprophylaxe, für die ein Lebendvirus-Impfstoff verfügbar ist.

FlaggeEnglish abstract

Measles

Measles are a systemic infectious disease caused by a single stranded ribonucleic acid virus (measles virus) from the paramyxovirus family. Typically, the disease is characterized by a two-phase course. After an average incubation period of 8 to 11 days, initial symptoms such as fever, cough, coryza and conjunctivitis appear. Two thirds of the patients shows a white-marked enanthema on the buccal mucosa (Koplik's spots). After disappearance of these symptoms, a second increase of temperature and the typical measles exanthema, a brownish-red maculopapular rash, appear. Infection with measles virus induces transient immunodeficiency that favours the formation of several complications. Some of them, e. g. encephalitic diseases, are severe and associated with a high mortality. Measles are world-wide distributed and belong to the ten most frequent infectious diseases in some less developed countries. The disease is associated with a high mortality in some African and South-East Asian countries, in particular in children aged less than 12 months. Of particular note, measles are the most important cause of blindness in children in population with borderline vitamin A status. In Germany, the number of reported measles cases has been declined dramatically since the introduction of a vaccine more than four decades ago. However, regional outbreaks or small epidemics still occur. Because there is no specific antiviral treatment, therapy of measles is symptomatic and depends on the manifestation of the disease. The most important prevention strategy is immunization with a life-attenuated vaccine that can be applied as mono-vaccination or in combination with mumps and rubella virus (MMR vaccination) or mumps, rubella and varicella virus (MMRV vaccination).

ÜbersichtGunnar Treff und Jürgen M. Steinacker, Ulm

Krafttraining

Molekulare, zelluläre und organische Wirkungen

Krafttraining provoziert differenzierte Anpassungen im Organismus. Je nach Trainingsform dominieren neuronale oder anabole Effekte. Neuronale Effekte offenbaren sich schon zu Beginn eines Trainings. In diesem Stadium bahnen sich auf mRNS-Ebene die anschließenden myofibrillären Adaptationen auf Proteinebene an. Derartige Anpassungen bestehen vor allem aus einer Vermehrung der kontraktilen Proteine und Fasertyptransformationen im Muskel. Der Artikel beschreibt Adaptationen in Abhängigkeit spezifischer Trainingsformen wie Maximal-, Schnellkraft- und Kraftausdauertraining und zeigt den Nutzen des therapeutischen Krafttrainings auf.

FlaggeEnglish abstract

Molecular, cellular and physiological responses to resistance training

Resistance training induces differenciated adaptions. Depending on the applied method, neural or anabolic adaptions may dominate. Neural adaptions already reveal in the early stage of a training program, since force improvements can be seen even without muscle hypertrophy. During this phase, upcoming adaptions on myofibrilliar protein level are initiated on mRNA level. These adaptations may be described mainly as an increase of myofibrillar proteins and fibre type transformation, respectively. The article describes adaptations against specific methods of resistance training like maximum power, speed strength and strength endurance and shortly discusses the therapeutic use of resistance training.

ÜbersichtJohann D. Ringe, Leverkusen

Kombinationstherapie bei Osteoporose

Basistherapie plus spezifisches Osteoporosemedikament

Das Hauptziel der Osteoporosetherapie, das Frakturrisiko zu senken, kann heute durch Einnahme eines hochwirksamen Osteoporosemedikamentes erreicht werden, wenn gleichzeitig für eine langzeitige und regelmäßige Basistherapie mit Vitamin D und Calcium gesorgt wird. Vitamin D kann durch Verbesserung der intestinalen Calciumresorption, Mineralisation der Knochenmatrix, gegebenenfalls Hemmung einer Nebenschilddrüsenüberfunktion sowie anabole Effekte auf den Muskelstoffwechsel die Therapieergebnisse einer konsequenten mehrjährigen Bisphosphonattherapie optimieren. Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung ist durch die Ernährung schwer möglich und wird auch mit zusätzlicher Sonnenexposition kaum erreicht, während eine ausreichende Calciumzufuhr in der Regel durch eine Änderung der Essgewohnheiten sichergestellt werden kann. Da sowohl Bisphosphonat als auch Vitamin D einen Depoteffekt haben und nicht täglich zugeführt werden müssen, bot es sich an, beide Substanzen zu kombinieren. Die fixe Kombination von 70 mg Alendronsäure mit 5600 I.E. Vitamin D in einer Wochentablette stellt insofern eine sinnvolle Therapie dar. Das damit erreichte Tagesäquivalent von 800 I.E. Vitamin D wird heute von den meisten Leitlinien empfohlen.

ÜbersichtIngo Rustenbeck, Braunschweig

Pro und contra Fixkombinationen

In einer Reihe von Indikationen ist für eine hinreichende Wirksamkeit der medikamentösen Therapie die Kombination von mehreren Substanzen mit unterschiedlichen Wirkprinzipien erforderlich. Das betrifft vor allem chronische Krankheiten wie die arterielle Hypertonie, den Diabetes mellitus Typ 2 (vor allem im Zusammenhang des metabolischen Syndroms), das allergische Asthma bronchiale oder das Glaukom, aber auch chronische Infektionserkrankungen wie Tuberkulose und Aids, wo sich die Behandlung über Monate und Jahre erstrecken kann. Zudem steigt durch Multimorbidität im höheren Lebensalter die Zahl der verordneten Medikamente pro Patient bei gleichzeitig abnehmender Fähigkeit der Patienten, die geregelte Einnahme einer Vielzahl von Arzneimitteln zu bewältigen. Insofern ist die Annahme nachvollziehbar, dass durch eine fixe Kombination von Wirkstoffen und dadurch verminderte Anzahl der Arzneimitteleinnahmen eine verbesserte Compliance und damit letztlich ein besserer Therapieerfolg erreicht werden kann. Es gibt jedoch bisher tatsächlich nur wenig Evidenz, dass diese Annahme auch allgemein zutrifft. Letztlich muss für jedes Indikationsgebiet einzeln untersucht werden, ob die dort verwendete(n) Fixkombination(en) zu einem verbesserten Therapieergebnis führen. Hierbei ist insbesondere zu fragen, ob die erwartete Therapieverbesserung durch die Fixkombination von einem erhöhten Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen begleitet ist. Aus pharmakoökonomischer Sicht ist zu prüfen, ob die Fixkombination verglichen mit der freien Kombination sich kostensenkend, kostenneutral oder gar kostensteigernd auswirkt.

FlaggeEnglish abstract

Fixed drug combinations – the pros and the cons

In a number of applications, more than one drug has to be prescribed to achieve the desired therapeutic goal. Most often, it is the treatment of chronic diseases (like hypertension, type 2 diabetes mellitus, allergic asthma, but also chronic infectious diseases like tuberculosis or AIDS) which requires the combination of drugs with different mechanisms of action. Multimorbidity, often present in old age, increases the number of drug intakes per day while the ability to do so correctly declines. It appears thus plausible that a fixed combination of drugs, by decreasing the number of drug intakes per day, may lead to an improved compliance and eventually to an improvement of clinical endpoints. However, there is scarce evidence that this assumption is generally valid. For each of the above diseases the use of fixed combinations has to be evaluated separately with respect to an improvement in clinical endpoints as well as to an increased risk of adverse effects. Finally, the pharmacoeconomic aspect as to how the cost of fixed combinations compares to that of free combinations has to be taken into account.

Fragen aus der Praxis

Interaktion 3-Monatsspritze/Antibiotikum?

Inwieweit ist die Wirkung der 3-Monatsspritze beeinträchtigt, wenn einmalig ein Antibiotikum eingenommen werden muss? Nach Firmenauskunft ist unabhängig von der Art des Antibiotikums und der Einnahmedauer die Sicherheit beeinträchtigt, so dass andere empfängnisverhütenden Maßnahmen ergriffen werden müssen. Daraus ergibt sich aber unter Umständen ein relativ langer Zeitraum, über den zusätzlich verhütet werden müsste.

Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Psychopharmaka bei alten Patienten

Pharmakokinetische und pharmakodynamische Besonderheiten

Psychopharmaka gehören zu den Medikamenten, die bei alten Menschen relativ häufig eingesetzt werden. Doch im Alter müssen pharmakokinetische und pharmakodynamische Besonderheiten dieser Arzneimittel berücksichtigt werden, um gefährliche Risiken zu vermeiden.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Gerontologie

Helles Licht bessert kognitive und nichtkognitive Symptome dementer Menschen

Mit der Installation lichtstarker Lampen lassen sich Schlaf-, Verhaltens- und Gemütsstörungen alter Pflegeheimbewohner positiv beeinflussen. Die Verabreichung von Melatonin erwies sich jedoch nur in Kombination mit Licht als sinnvoll. Dieses Ergebnis hat eine niederländische Studie erbracht.

Referiert & kommentiertDr. Ellen Jahn, Frankfurt

Multiple Sklerose

Interferon beta-1b als „Bioidentical“

Bei multipler Sklerose ist die immunmodulatorische Behandlung mit Interferon beta-1b als Goldstandard etabliert. Der Wirkstoff wurde von Chiron entwickelt und als Betaferon® von Bayer-Schering weltweit vermarktet. Seit Januar 2009 bietet Novartis den bioidentischen Wirkstoff Extavia® an. Zur Verbesserung der Compliance wurde zusätzlich das Serviceprogramm „Extracare“ initiiert und ein umfangreiches klinisches Studienprogramm aufgelegt.

Referiert & kommentiertBettina Christine Martini, Legau

Operationen bei Herzkranken

Perioperative Metoprolol-Gabe: weniger Herzinfarkte, aber mehr Todesfälle

Patienten mit koronarer Herzkrankheit haben bei nichtkardialen Operationen ein höheres Risiko als Herzgesunde, während oder nach der Operation ein kardiales Ereignis zu erleiden. Ob durch eine perioperative Betablocker-Gabe dieses Risiko reduziert werden kann, wurde in einer großen randomisierten Studie geprüft – mit dem Ergebnis, dass kardiale Ereignisse tatsächlich signifikant reduziert werden, allerdings bei gleichzeitiger Erhöhung der Sterberate und der Schlaganfallhäufigkeit.

Referiert & kommentiertReimund Freye, Baden-Baden

Rheumatoide Arthritis

Reduktion der Morgensteifigkeit durch neue Prednison-Formulierung

Für Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis stellt die Morgensteifigkeit der Gelenke eine eklatante Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. In einer klinischen Studie, die auf dem 36. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie 2008 in Berlin vorgestellt wurde, konnte gezeigt werden, dass durch die Gabe einer Prednison-Tablette mit modifizierter Wirkstofffreisetzung, zeitlich versetzt um zwei Uhr nachts, die Morgensteifigkeit signifikant reduziert werden kann.

Referiert & kommentiertDr. med. Nana Mosler, Wiesbaden

Wirkstoff-Pipeline der Firma Wyeth

Onkologie – Alzheimer – Impfstoffe

Auf einer Pressekonferenz am 20. Oktober 2008 gab die Firma Wyeth einen Überblick über die Wirkstoffe Bosutinib, Inotuzumab Ozogamicin, Bapineuzumab, ACC-001 und einen 13-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoff, die sich in der Firmen-Pipeline für die Bereiche Onkologie, Alzheimer-Demenz und Impfstoffe befinden.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Wurmerkrankungen

Wirksamkeit gängiger Anthelminthika

In Endemiegebieten der dritten Welt ist vermutlich mehr als ein Viertel der Bevölkerung mit Würmern, die über den Erdboden übertragen werden, infiziert. Zur medikamentösen Therapie stehen derzeit vier Arzneistoffe zur Verfügung: Die beiden Benzimidazolderivate Albendazol und Mebendazol sowie Levamisol und Pyrantelembonat. Da die Wirksamkeit dieser Substanzen begrenzt ist und Resistenzentwicklungen zu befürchten sind, muss dringend nach neuen Anthelminthika geforscht werden.

Referiert & kommentiertDr. Andreas Ziegler, Großhabersdorf

Biofilm-Infekte

Wechselwirkungen zwischen Mund- und AIlgemeingesundheit

Nach heutigem Forschungsstand erhöht eine Parodontitis die Anfälligkeit für bestimmte systemische Erkrankungen und kann deren Verlauf ungünstig beeinflussen. Auch wenn die Ursache der Parodontitis multifaktoriell ist, so gilt die mikrobielle Besiedelung der Mundhöhle als primärer Auslöser für entzündliche Parodontalerkrankungen. Mit Chlorhexidin kann der für Parodontitiden verantwortliche pathogene Biofilm im Mundraum, die sogenannte „Plaque“, wirksam bekämpft werden.

Referiert & kommentiertStefan Oetzel, Tübingen

Anämie bei chronischer Niereninsuffizienz

Optimiertes Therapiemanagement mit i. v. Eisencarboxymaltose

Die renale Anämie ist häufig mit kardiovaskulären Begleiterkrankungen und erhöhtem Mortalitätsrisiko verbunden. Der Hämoglobin(Hb)-Wert sollte daher frühzeitig korrigiert und langfristig stabilisiert werden, um Folgeschäden möglichst zu vermeiden. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Bereitstellung von Eisen durch intravenöse Substitution. Eine effektive, gut verträgliche und anwendungsfreundliche Therapieoption bietet die Eisencarboxymaltose (Ferinject®), so das Fazit eines Symposiums, das im Rahmen des Nephrologenkongresses in Tübingen im September 2008 stattfand.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Saußele, Stuttgart

Überaktive Blase

Neues Anticholinergikum Fesoterodin

Fesoterodin (Toviaz®) ist ein neues Anticholinergikum zur Behandlung der überaktiven Blase. Es ist strukturverwandt mit Tolterodin (Detrusitol®) und ebenso ein Prodrug, das in den aktiven Metaboliten 5-Hydroxymethyltolterodin umgewandelt wird. In klinischen Studien konnte eine dosisabhängige Wirksamkeit für Fesoterodin gezeigt werden.