Kollege Computer: Fluch oder Segen?
Das Dengue-Virus
Ein Update
Das Dengue-Virus ist ein zu den Flaviviren gehörendes einzelsträngiges RNA-Virus, das vornehmlich durch Stechmückenstiche auf den Menschen übertragen wird. Infektionen mit dem Dengue-Virus können asymptomatisch bleiben, aber auch eine mit hohem Fieber einhergehende Erkrankung (Dengue-Fieber) oder schweres Dengue verursachen. Erkrankungen durch das Dengue-Virus zählen zu den häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt und kommen entsprechend den Verbreitungsgebieten seiner Vektoren vor allem in tropischen und subtropischen Regionen vor. Seit einigen Jahrzehnten wird weltweit eine starke Zunahme an Dengue-Fällen gemeldet, die im Jahr 2024 in vielen Ländern, einschließlich Deutschland, ihren vorläufigen Höhepunkt fand. Hierbei geht die in Deutschland beobachtete steigende Fallzahl auf die gestiegene Anzahl der Erkrankungen bei zurückkehrenden Reisenden aus Endemiegebieten zurück. Infolge der zunehmenden Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke Aedes albopictus, einer der beiden Hauptvektoren des Virus, in Europa in Richtung Norden, werden vor allem im Mittelmeerraum seit einiger Zeit auch autochthone Krankheitsfälle registriert. Die Behandlung von Dengue-Erkrankungen erfolgt symptomatisch, eine spezifische antivirale Therapie gibt es nicht. Für den Infektionsschutz sind prophylaktische Maßnahmen zur Vermeidung von Mückenstichen unerlässlich. Die in Deutschland verfügbare Impfung kann nach diagnostizierter Primärinfektion mit dem Dengue-Virus ab dem Alter von vier Jahren eingesetzt werden.
Med Monatsschr Pharm 2025;48:4–11.
English abstract
Dengue virus – an update
The dengue virus is a single-stranded RNA virus belonging to the flavivirus family. It is transmitted to humans primarily through mosquito bites. Infections with the dengue virus can remain asymptomatic but can also cause diseases accompanied by a high fever (dengue, dengue fever) or severe dengue. Dengue virus induced illnesses are among the most common infectious diseases and, depending on the distribution areas of their vectors, occur primarily in tropical and subtropical regions. A sharp increase in dengue cases has been reported worldwide for several decades, reaching its peak this year in many countries (including Germany). The increasing number of dengue cases observed in Germany is due to the increasing number of dengue diseases among returning travelers from endemic areas. As a result of the increasing spread of the Asian tiger mosquito Aedes albopictus (one of the two main vectors of the virus) towards the north in Europe, autochthonous cases of the disease have been recorded for some time, especially in the Mediterranean region. The treatment of dengue diseases is symptomatic; there is no specific antiviral therapy. To protect against infection, prophylactic measures to avoid mosquito bites are essential. The vaccination available in Germany can be used after a primary infection with the dengue virus has been diagnosed at least four years of age.
Ethik der Künstlichen Intelligenz in der Medizin
Herausforderungen im Umgang mit computergestützten Ergebnissen
Künstliche Intelligenz (KI) wird allerorten als Problemlöser gepriesen und mit dem Begriff eine Art Solutionismus transportiert. Diesen gilt es kritisch zu hinterfragen, um sich ein differenziertes Bild von dieser Technologie und ihrer ethischen Implikationen für die Medizin machen zu können. Im Folgenden werden der mit der KI einhergehende reduktionistische Zugang auf die Welt erörtert, die mangelnde menschliche Kontrolle als ethische Grenze markiert und daraus die Grenzen von KI erarbeitet.
Med Monatsschr Pharm 2025;48:14–8.
English abstract
Ethics of artificial intelligence in medicine
Artificial intelligence (AI) is praised everywhere as a problem solver and the term conveys a kind of solutionism. This needs to be critically scrutinized in order to gain a differentiated picture of this technology and its ethical implications for medicine. In the following, the reductionist approach to the world associated with AI is dicussed, the lack of human control is highlighted as an ethical boundary and the limits of AI are developed from this.
Kollaboratives Lernen in Aktion
Innovative Technologien zur Patientensimulation in der Arzneimittelberatung
Als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie und steigende Prävalenz von Komorbiditäten hat sich in Deutschland ein Wandel zur interprofessionellen Zusammenarbeit im Gesundheitswesen vollzogen, um die patientenindividuelle Versorgung zu verbessern. Aufgrund dessen haben wir einen immersiven interprofessionellen Schulungskurs entwickelt, um die Fähigkeiten von Pharmaziestudierenden in der Arzneimittelberatung anhand von High-Fidelity-Simulationen und durch Zusammenarbeit mit Medizinstudierenden zu bewerten und zu trainieren. In einer randomisierten kontrollierten Studie untersuchten wir, ob die interprofessionelle Schulung von Pharmazie- und Medizinstudierenden Unterschiede in der Leistung bei der Arzneimittelberatung im Vergleich zu einer monoprofessionellen Schulung bewirkt. Vor und nach der Schulung wurden objektive strukturierte klinische Prüfungen (OSCE) und Selbsteinschätzungsfragebögen sowie eine Umfrage zur Einstellung der Studierenden gegenüber dem interprofessionellen Lernen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass die interprofessionelle Gruppe bessere Leistungen in der Arzneimittelberatung und im Beratungsverhalten erzielte und alle Teilnehmer eine positive Einstellung zur interprofessionellen Zusammenarbeit hatten. Die interprofessionelle Schulung an High-Fidelity-Patientensimulatoren bereitete die Studierenden gut auf die Beratung und kooperative Praxis vor.
Med Monatsschr Pharm 2025;48:19–25.
English abstract
Development and evaluation of interprofessional high-fidelity simulation course on medication therapy consultation for German pharmacy and medical students
The COVID-19 pandemic has highlighted the indispensable role of interprofessional collaboration in addressing the complexities of modern healthcare, particularly for patients with multiple comorbidities. In response to this, interprofessional learning in medical and pharmacy education has gained momentum in Germany. To integrate collaborative practice into the pharmacy curriculum, this study developed an immersive interprofessional course incorporating adult and pediatric high-fidelity simulators (HFS) to train and assess pharmacy students in medication therapy consultation in collaboration with medical students. In a randomized controlled trial, the impact of interprofessional versus mono-professional training was assessed through objective structured clinical examinations (OSCE) and self-assessment questionnaires. Both training approaches significantly improved medication consultation skills, with the interprofessional groups demonstrating superior performance compared to the mono-professional groups, particularly in drug therapy counselling and consultation behaviours. All study participants expressed positive attitudes toward interprofessional education. Therefore, interprofessional training using high-fidelity simulation has been shown to effectively train pharmacy students for collaborative practice and medication therapy management, particularly in recognizing and addressing medication-related problems.
Migränetherapie: Aktuelle Leitlinienempfehlungen und zukünftige Entwicklungen
Fragen aus der Praxis zum MMP-Webinar
Am 12. November 2024 fand das Webinar „Migränetherapie: Aktuelle Leitlinienempfehlungen und zukünftige Entwicklungen“ statt. Referent Dr. Charly Gaul, Frankfurt, sprach in seinem Vortrag über die Therapieempfehlungen bei Migräne. Dabei ging es sowohl um die akute Therapie eines Migräneanfalls als auch um die verschiedenen Therapieoptionen zur Migräneprophylaxe mit altbekannten Substanzen und auch den neuen Wirkstoffen wie CGRP-Antikörpern. Während der Veranstaltung wurden zahlreiche Fragen gestellt. Lesen Sie hier eine Auswahl der Fragen mit Antworten unseres Experten.
Von Placebo bis zum Opioid
Schmerzkongress 2024
Vom 16. bis 19. Oktober fand in Mannheim der Deutsche Schmerzkongress 2024 als reine Präsenzveranstaltung statt. Die Präsidenten der verschiedenen Schmerzgesellschaften forderten eine evidenzbasierte Medizin mit einheitlichen Qualitätsstandards. Diese kann aus Placebo über Glucocorticoide bis hin zu Opioiden und aus nichtmedikamentösen Maßnahmen bestehen. Wir haben spannende Vorträge über Open-Label-Placebo, die Behandlung von Kopfschmerzen mit Glucocorticoiden, die Erfassung von Kopfschmerzen und eine adäquate Schmerztherapie bei Säuglingen und Kindern zusammengefasst.
Med Monatsschr Pharm 2025;48:29–34.
Major Depression
Teilerfolg für Probiotika, Magnesiumorotat und Coenzym Q10 als kombinierte Zusatztherapie
Die Ergebnisse bisheriger Studien und Metaanalysen zur Wirksamkeit von Probiotika bei Menschen mit Major Depression sind inkonsistent. Die bislang wohl größte doppelblinde randomisiert-kontrollierte Studie sollte neue Erkenntnisse bringen. Die behandelten Teilnehmer zeigten im Vergleich zu Placebo kurzzeitige Verbesserungen, die jedoch nicht immer signifikant und nach Beendigung der achtwöchigen Behandlung nicht immer konsistent waren.
Migräne
Neue Erkenntnisse zur Migräneprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
Migräne verhindern, bevor sie entsteht: In einer Metastudie wurde untersucht, inwieweit Kinder und Jugendliche von einer medikamentösen Migräneprophylaxe profitieren. Obwohl viele der analysierten Arzneimittel die Zahl der Migräneattacken reduzierten, verbesserte offenbar keines die Lebensqualität der jungen Patienten.
Atopische Dermatitis bei Kindern und Jugendlichen
Therapietreue bei Dupilumab größer als bei unspezifischen Immunsuppressiva
Schwere Fälle von atopischer Dermatitis benötigen eine systemische Behandlung. Bei Kindern und Jugendlichen kommen dazu als Erstlinientherapeutika meist unspezifische Immunsuppressiva wie Methotrexat und Ciclosporin zum Einsatz. Zwischen 2019 und 2023 wurde der spezifische Antikörper Dupilumab für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis sukzessive für verschiedene Altersklassen zugelassen. Eine Kohortenstudie zeigt nun, dass Dupilumab eine höhere Therapietreue aufweist als Methotrexat und Ciclosporin.